Kapitel 1

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Ich war gerade dabei den größten Fehler meines Lebens zu begehen, zumindest kam es mir so vor. Es fühlte sich an, wie Verrat und mein innerer Schweinehund schrie die ganze Zeit, dass es falsch war, doch jetzt gab es kein Zurück mehr.

Meine Familie und Freunde bestätigten mich zwar in meinem Vorhaben, sagten, dass das eine großartige Chance sei, die ich mir nicht entgehen lassen dürfte, aber mein schlechtes Gewissen verschwand trotzdem nicht.

"Rosalia, jetzt hör auf zu schauen, wie sieben Tage Regenwetter, das ist ein großes Abenteuer. Dein Abenteuer. Ich möchte keine Tränen sehen, hörst du? Oder siehst du, dass ich weine?" Susi, meine beste Freundin stand geröteten Augen vor mir und sah aus, als wäre sie durch sieben Tage Regenwetter gelaufen. Ihre Wimperntusche war überall in ihrem Gesicht verwischt und sie versuchte hastig, ihre Tränen zu verbergen, vergebens.

Ich reichte ihr ein Taschentuch und sie wagte ein Lächeln. "Danke." , sagte sie mit wackliger Stimme, "Wird ganz schön langweilig ohne dich werden."

"Ja, das denke ich auch. Niemand, der dich den ganzen Tag mit schiefen Tönen von James Blunt nervt oder über verstaubte Mumien redet.", antwortete ich grinsend und drückte ihre Hand, ignorierte, dass ich dabei war, so viel Wasser wie ein Springbrunnen zu vergießen.

"Ach weißt du, so schlimm war das gar nicht. Aus dir wird jedenfalls eine erstklassige Archäologin, davon bin ich fest überzeugt. Und wenn du irgendwann einen bedeutenden Fund machst, der die komplette Menschheit verändern wird, denke daran, dass deine beste Freundin immer an dich geglaubt hat, Rosalia."

"Das werde ich, versprochen. Und hey: In Oktober wolltet ihr mich besuchen kommen, nur noch zwei Monate." Okay, in Wirklichkeit waren es fast drei Monate, aber zwei klang besser und mit Mathematik habe ich es nie so genau genommen.

"Und reiß ein paar gutausehende Schotten für mich mit auf. Eventuell findest du ja sogar einen für Franziska, dann kommt sie endlich über dieses unglaublich dumme primitive Arschloch weg.", sie zog eine Grimasse, "Nur wegen dem hat sie deine Abschiedsparty sausen lassen." Dieses unglaublich dumme primitive Arschloch, von dem Susi redete, hieß Mark. Ich nannte ihn auch gerne Kratergesicht, da er wahrscheinlich von seinem hohen Alkoholkonsum, mit Pickeln übersät war und sein äußerliches Erscheinungsbild perfekt zu seinem Charakter passte. Eigentlich war ich nicht besonders oberflächlich, aber in diesem besonderen Fall, blieb mir keine andere Wahl. Mark hatte den IQ einer Erbse und ich hatte den Eindruck, dass seine Gehirnmasse von Mal zu Mal abnahm. Es war mir bis jetzt ein Rätsel, was Franziska an ihm fand.

Seit die beiden zusammen waren, war Susi nicht besonders gut auf unsere Freundin zusprechen und ich hoffte, dass sich ihre Streitereien bald erledigt hatten.

"Sei nicht zu streng mit ihr, sie ist eben verliebt.", entgegnete ich und fuhr fort, "Ich rufe dich sobald wie möglich an und werde dir dann alles erzählen.", versprach ich ihr und umarmte sie.

"Danke für alles, Susi. Du bist meine beste Freundin.", flüsterte ich leise und legte mein Kopf auf ihre Schulter, "Danke, dass du immer für mich da warst und meine Macken ertragen hast. Ich weiß, ich kann zeitweise wirklich anstrengend sein und du hast dich als beste Freundin wirklich qualifiziert."

"Ach Rosi... So schlimm sind deine Macken nicht und, ach Gott, du wirst mir fehlen.", schluchzte sie und erwiderte die Umarmung herzhaft.

"Rosalia!! Wir müssen los, das Taxi wartet.", rief meine Großmutter aus der Küche von unten und ich wusste, dass sie das Taxi war. Ich löste mich aus der Umarmung und sah auf die Uhr. "Oh, ich muss mich wirklich beeilen. In 1 1/2 Stunden geht mein Flieger. Kommst du noch mit runter?", fragte ich und griff nach meiner Handtasche. Der Rest meines Gepäcks war bereits in unserem Auto verstaut.

"Natürlich." Sie lief hinter mir her und bevor ich die Tür schloss, warf ich noch einen Blick zurück zu dem Zimmer, das die letzten drei Jahre mein zu Hause, mein sicherer Hafen gewesen ist.

"Bist du fertig?", Susi hatte mir eine Hand auf die Schulter gelegt und sah mich vorsichtig an.

Ich atmete tief ein. "Ja, ich bin bereit."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 30, 2014 ⏰

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