Drei

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Der zweite Schultag hatte begonnen und natürlich wurden die Schüler im Laufe des Tages immer und immer mehr unruhiger, weil nun wirklich jeder wissen wollte, wer ausgewählt wurde und was diese Leute machen mussten.

"In der zweiten Mittagspause müssen die Teile doch endlich mal hängen", hörte ich Hannah in der fünften Stunde neben mir leise herummaulen, dabei zog sie unzufrieden eine Schnute. "Warum dauert das denn diesmal so lange?"

Ich zuckte nur mit den Schultern, gleichzeitig malte ich die nächste Reihe der Kästchen aus, diesmal in Lila. "Vielleicht hatte diese Person einfach noch keine Gelegenheit, unentdeckt zum schwarzen Brett zu gelangen. Wobei ich an dieser Stelle jemanden anderen schicken würde, um den Verdacht von mir abzulenken."

"Aber dann weiß die diese andere geschickte Person ja theoretisch, wer der Listenschreiber ist."

Mit hochgezogenen Augenbrauen warf ich einen Blick zu ihr herüber. "Jeder hat doch seine Komplizen, das würde doch anders gar nicht funktionieren. Vielleicht der nächste Listenschreiber vom Jahrgang unter uns oder was weiß ich. Wobei das auch wieder unlogisch wäre."

Hannah räumte ihre Stifte stirnrunzelnd in ihre Federtasche, ihre Augen glitten wachsam zu der großen Uhr, die fast mittig über die Tafel hing. "Lass uns einfach diese Pause zum schwarzen Brett wandern. So ganz zufällig, weißt du?"

"Mhm." Begeistert war ich nicht, aber ich hatte in dieser Pause eh nichts anderes zutun.

Und nur ein paar Minuten später ermöglichte das Klingeln freie Bahn für Hannah, die voll in ihrem Element mir half, meine Sachen zusammenzupacken und mich in die Richtung davonzuziehen.

"Ehh Hannah, du weißt aber schon, dass wir mehrere schwarze Bretter haben? Vielleicht wird es diesmal nicht an das große gehangen?", versuchte ich in unserem Laufschritt einzuwenden, während ich alles um uns herum nur noch verschwommen wahrnahm.

Beinahe hätten wir ein paar Neuner umgerannt, ein paar von diesen Möchtegern Footballer, nur leider hatten sie noch den Körper von Spargeltarzänen.

Und beinahe hätte ich Hannah auch noch umgerannt, da diese mit einem Mal ohne etwas zu sagen stehenblieb.

Völlig verdattert wollte ich sie erst nach dem Grund fragen, als ich Pia vor uns erkannte, die mich zur Begrüßung milde anlächelte - wir hatten uns noch nie blendend verstanden - und den Rest ihrer Aufmerksamkeit lieber Hannah widmete.

Pia gehörte zu der Sorte Menschen, die andere mit ihrer Lästerart herunterzog - und somt Hannah auch immer ziemlich beeinflusste.

Ich hasste es, wenn ich die beiden im Doppelpack hatte.

Hannah alleine war klasse, Hannah mit Pia war eine Katastrophe.

"Hi, ihr seid bestimmt auf dem Weg zum Brett oder? Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich mitkomme?"

Tzz.

"Ach nöö und jetzt bewegt schon eure Hufe", Hannah machte eine wegwerfende Handbewegung und danach eine wedelnde, als würde sie damit das Tempo beschleunigen können.

Da Hannah nun Pia hinter sich herzerrte und abgelenkt war von ihrem Gerüchtegequatsche, sie stellten beide schon wieder die wildesten Spekulationen auf, ließ ich mich etwas zurückfallen, bis ich nur noch ganz normal dahinschlenderte und die anderen beiden in dem Schülergetummel fast schon außer Sichtweite waren.

Natürlich bemerkten sie nicht, dass ich nicht mehr hinter ihnen war, ich hatte auch nichts anderes erwartet.

Und trotzdem nervte mich das jedes Mal.

Ich war für die in solchen Momenten und eigentlich fast immer Luft.

Gestresst atmete ich einmal tief ein und wieder aus - und bereute im selben Moment meine Entscheidung, mich zurückfallen zu lassen wie eine lahme Ente.

The ListWo Geschichten leben. Entdecke jetzt