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„Beat me black and blue...every wound will shape me, every scar will build my throne."

Manchmal musste es Metal sein. Gut, Emocore oder Metalcore, whatever. Es war mir egal. Ich musste es genauso rauslassen, wie er, nur anders. Ein völlig bekiffter Typ musterte mich, als ich an ihm vorbeilief, so offensichtlich allein. Völlig verrückt. Welche Frau ging nach einer Vergewaltigung schon alleine in einen Metalschuppen?

Ich war nicht normal, das wußte ich. War wie Una, die auch nichts abschrecken konnte. Doch ich war wir nicht sicher, wer bei dieser Geschichte die Oberhand behalten hatte. Ich schloß die Augen und bewegte mich zu „Cirise" von Ghost, was nicht einfach war. Aber ich liebte diesen Song. Nein, ich war völlig unversehrt, nicht mal meine Scham tat weh. Frank hatte aufgepasst, dass er mir keine blauen Flecken zugefügt hatte, denn er hatte gewußt, was auf dem Spiel stand. Dennoch hätte ich ihn sofort anzeigen können, wie es andere Frauen nach seinem Übergriff wohl getan hätten. Frank hatte vor lauter Wut nicht an ein Kondom gedacht. Und war panisch davon gelaufen, weil ich ihm während der Vergewaltigung  mein Becken entgegen gedrückt hatte, mich in seinen Rhythmus eingefunden hatte und er förmlich in mir explodiert war, als wäre er ewig nicht gekommen. Natürlich war ich nicht gekommen, das wäre dann doch zu krass gewesen. Und ich wußte nicht, ob mich das so wütend machte. Oder ob ich sauer war, weil Frank wieder weg gelaufen war. Denn das war die eigentliche Erniedrigung gewesen, nicht, dass er mir die Unterhose heruntergerissen hatte, während er mich gewürgt hatte, und mir sein Ding rein gerammt hatte, sondern, dass er mich hinterher einfach liegen gelassen hatte. Ich begann zu zittern.

„Brauchst du Hilfe?", fragte mich der Kiffer.

Ich weinte. Schüttelte den Kopf. Er guckte, als wenn er mir nicht glauben würde.

„Lass mich in Ruhe!", brüllte ich gegen die harten Beats an.

Er zuckte mit den Schultern und wankte davon. Plötzlich wurde mir schlecht und ich schubste mich durch die Menge bis zur Toilette, schoß an einer Frau vorbei und schaffte es gerade noch rechtzeitig, mich über die Schüssel zu hängen. Was das Ganze noch schlimmer machte, weil die super- ekelig war!

„Uh, schlechter Trip? Oder zu viel Alk?", fragte die Frau.

Ich konnte nicht antworten. Es war nichts in meinem Magen, aber das Nichts wollte raus. Die Frau blieb bei mir, bis ich mich beruhigt hatte. Sie brachte mich zum Taxistand. Eigentlich wollte ich nicht in meine Wohnung, denn dort roch es nach IHM und das würde mich wieder wütend und traurig machen. Doch als das Taxi vor meiner Wohnung hielt, sah ich, dass Franks Volvo hinter meinem Smart geparkt war. Ja, oben vor meiner Tür hockte der Typ im schicken Anzug, auf dem Fußboden, wie ein Penner! Er roch nach Whiskey.

„Wo warst du?", knurrte er.

„Du bist doch weg gerannt", brummte ich zurück und holte meinen Schlüssel heraus.

Ich stieg über ihn, um in meine Wohnung zu kommen. Er brummte etwas Unverständliches und ich sah, dass er Mühe hatte, aufzustehen. Also drehte ich mich wieder um und reichte ihm meine Hand. Ich hatte keine Angst. Denn er war kaum noch fähig, irgendetwas zu tun! Ich verfrachtete ihn auf die Couch und ging dann ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Als ich zurück kam, schlief er. Ich kuschelte mich in mein Bett und war sofort eingeschlafen. Doch etwas später wurde ich dadurch geweckt, dass Frank sich neben mich warf, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hielt die Luft an und fragte mich, was nun kommen würde, aber anscheinend war die Couch zu unbequem gewesen. Nach einer Weile hatte sich mein Herz wieder beruhigt und ich versuchte, mich in den Schlaf zu atmen, als er den Arm um mich legte. Ich gab meiner Sehnsucht nach und kuschelte mich an ihn, er schien tief zu schlafen und schnarchte leise.

Das nächste, was mich weckte, war das iPhone. Ich war völlig verwirrt. Obwohl ich nichts getrunken hatte, doch der Schlafmangel forderte seinen Tribut. Ich stellte den Weckton schnell aus, bevor Frank wach wurde und ging ins Bad. Uh, dieser Anblick im Spiegel! Ich heulte leise auf und ging erst einmal pullern. Dann, beim Waschen, wagte ich einen Blick und sah, dass an meinem Hals doch minimale Abdrücke seiner Finger zu sehen waren. Mein langes Haar verdeckte sie und für ein ungeübtes Auge könnten es auch Hautirritationen sein. Ich seufzte und strich in Gedanken darüber. Plötzlich sah ich eine Bewegung im Spiegel und drehte mich um. Frank stand im Türrahmen und schaute mich an. Okay, er war eindeutig der Hangover-König!

Lieber Frank,Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt