P.o.v Vik
Als ich mit Ju in dem Flieger saß, herrschte eine etwas unangenehme Stille, weil niemand so recht wusste, was er sagen sollte. Man hätte meinen können, dass wir nach der langen Zeit, die wir uns nun nicht mehr richtig gesehen haben, unglaublich viel zu bereden hatten, doch stattdessen saßen wir hier und schwiegen uns an. Manchmal fand ich Stille auch angenehm, es war eigentlich immer abhängig von der Situation, oder der Person mit der man gerade still war. Zum Beispiel neben jemandem zu sitzen oder zu liegen, nichts zu sagen, weil man sich auch ohne Worte gut verstand - das empfand ich als angenehme Stille. Doch eigentlich reden zu wollen, man aber nicht die richtigen Worte finden konnte und mit jeder schweigenden Sekunde so die Situation noch bedrückender wurde - in diesem Moment fühlte ich mich neben Ju genau so.
Als wir nach einem unendlich langen Flug dann endlich am Abend auf dem japanischen Flughafen landeten, lastete noch ein etwas der anfänglichen Aufregung auf mir. Zwar hatten Ju und ich später doch noch ein paar Gespräche führen können, doch jeder hatte nur geredet, um nicht wieder in dieses Schweigen zu verfallen und nicht, weil wir wirklich Interesse hatten, etwas zu erzählen. Obwohl wir ziemlich spät in der Nacht angekommen waren, herrschte immer noch ein reges Treiben auf den Straßen Tokios und die Menschen huschten von einem Gebäude in Richtung Nächstes. Viele senkten ihren Blick zu Boden, sobald jemand an ihnen vorbeilief, nur wenige lächelten die vorbeigehenden Personen an.
Unser Weg zu dem Hotel, das wir gebucht hatten, war keine zehn Minuten lang gewesen, sodass ich noch nicht wirklich wusste, wie die Umgebung hier aussah. Nachdem ein freundliche Dame, welche glücklicherweise halbwegs gutes Englisch sprechen konnte, uns einen Schlüssel gegeben hatte, spazierten Ju und ich die Treppen des Hotels hinauf. Jede Stufe war mit einem dunkelgrünen Teppich geschmückt und an dem Geländer war kein einziger Kratzer zu erkennen. Alles wirkte sehr reinlich, neu und irgendwie... Nicht real. Wie konnte es in einem Hotel, in dem jeden Tag bestimmt hunderte Menschen die Treppe mit ihrem Gepäck hochgingen, noch so ordentlich und sauber aussehen? Wahrscheinlich wurde hier einfach erst renoviert und ich machte mir mal wieder unnötige Gedanken um etwas völlig Sinnloses.
»Vik, wo willst du denn hin, unser Zimmer ist doch schon hier« Die Worte von Ju rissen mich aus meinen Träumerein, als ich bemerkte, dass wir uns bereits in einem langen Flur befanden, in dem an jeder Wand etliche Türen abgrenzten. Vor jedem dieser Räume lag ein kleiner runder Fußabtreter, welcher in einem Weinrot gehalten war. Selbst die Türklinken sahen aus wie neu, wie sie glänzten und golden schimmerten.
Nachdem Ju die Zimmertür geöffnet hatte und ich hinter ihm hereingetreten war, fiel mein Blick sofort auf eine riesige Wand, welche nur aus Fenstern bestand, die bis zum Boden reichten. Man konnte über mehrere Läden und Häuser hinweg sehen und die sonst so riesige Stadt wirkte von hier oben wieder nur wie ein weiterer Ort, an dem es bloß Menschenmassen und Betonbauten gab. Der ganze Raum hatte etwas an sich, was mir ein wenig Unbehagen bereitete. Alles wirkte so neu und nahezu perfekt; die Möbel standen passgenau im Zimmer, an den Wänden hingen auf Hochglanz polierte Bilder und auch der Teppich sah aus, als wäre er noch nie von jemandem betreten worden. Die Bettbezüge hatten nicht eine einzige Falte und nirgendwo schien sich auch nur ein einziger Staubkorn abgesetzt zu haben - Es war einfach zu perfekt für die Realität.»Vik, würdest du mir bitte einmal das Salz geben?«, hörte ich Ju neben mir sagen, während ich mich dabei erwischte, wie ich schon wieder gedankenlos auf meinen Teller gestarrt hatte. Abwesend griff ich nach dem Salzstreuer und reichte ihn weiter. Wieso auch immer man hier noch zusätzlich Salz benötigte, war mir nicht ganz klar, weil das Essen hier gefühlt ohnehin schon von dem Gewürz überquoll. Um ehrlich zu sein hatte ich mir dieses Abendessen anders erhofft und nicht so, als wären wir Promis, denen man das beste Essen des Landes servieren müsste. Wo man auch hinschaute, waren Buffets aufgebaut, auf denen so viele Gerichte standen, das man es nie alles hätte essen können. Sushi, Frühlingsrollen, Salate und Muscheln - was auch immer man mochte - es war alles angerichtet. In der Mitte stand ein großer länglicher Holztisch mit schimmernden Marmorverzierungen, an dem die eingeladenen Gäste saßen. Insgesamt waren wir vielleicht zwanzig Leute, was ich für ein Youtubertreffen recht wenig fand. Bestimmt die Hälfte der Anwesenden kannte ich nicht einmal, höchstens von Videos, die einem auf der Startseite vorgeschlagen werden.
Mein Blick wanderte unsicher über die einzelnen Gesichter, niemand schien Interesse an etwas anderem außer dem Essen zu zeigen, bis auf Einen. Er saß am anderen Ende des Tisches, trug ein schwarzes Bandana, welches zu seinen dunklen -etwas zerzausten - Haaren mit silber-blonden Strähnen passte. Er war so groß, dass er sich etwas herunter über seinen Teller beugte, um nicht wie ein Riese gegenüber den anderen zu wirken. Er hatte sichtlich keinen Hunger, denn er stocherte nur lustlos in seinen Salatblättern mit Tomaten herum. Nicht einmal schaute er auf, bis seine Augen für einen kurzen Moment auf meine trafen. Schnell riss ich mich aus meinen Gedanken, ich hatte gerade für bestimmt fünf Minuten diesen Typen angestarrt - wie seltsam ich doch manchmal war.
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Also, hello erstmal :)
Nach einem halben Jahr habe ich dann auch mal die Motivation gefunden, hier weiterzuschreiben. Momentan habe ich Ferien, also auch etwas mehr Zeit. Eigentlich habe ich neulich erst die ganzen Kommentare gesehen und wieviele Reads meine Geschichte bzw. ein einziges Kapitel mittlerweile hat. Ich hab nie damit gerechnet, dass es sovielen gefallen könnte.
Also ein großes Danke an der Stelle <3
Ich weiß auch nicht, wieviele von euch noch hier weiterlesen werden.
Eigentlich hatte ich die Story auch anders geplant, aber war extrem unzufrieden, weswegen ich mir etwas Neues überlegt habe.
Bis dann, ich denke dieses Mal müsst ihr kein halbes Jahr warten :)
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Einer von 130 Millionen~Viek FF
Fanfiction»In Japan leben 130 Millionen Menschen, es gibt überfüllte Straßen und Städte. Wie wahrscheinlich ist es also, genau dich zu treffen?« Ich habe keine Ahnung, ob es schon eine Fanfiction mit diesem Shipping gibt, aber ich wollte keine Standard Ju x V...