P.o.v Vik
Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über die Unordnung in meiner Wohnung schweifen. Überall lagen leere Flaschen, Dosen und auf meinem Esstisch stapelten sich bereits die Kartons und Schachteln von bestelltem Essen. Die einzige Lichtquelle in dem unordentlichen Wohnzimmer war eine kleine Stehlampe neben meinem Schreibtisch, auf dem der PC, tausende Essensreste und mein restlicher Aufnahmekram bereits am Einstauben waren. Seit einigen Tagen hatte ich nun schon kein wirkliches Zeitgefühl mehr, zwar wusste ich, wie spät es gerade war, doch meine innere Uhr sah das immer etwas anders.
Die Streams und das Videoschneiden machten mir schon einige Zeit etwas zu schaffen und ich wollte einfach nur eine kleine Pause von all dem haben. Nicht selten kam es vor, dass ich auf meiner - nicht allzu bequemen - Tastatur einnickte und mit einem komplett zerdrückten Gesicht aufwachte. Doch trotzdem war da noch eine kleine andere Sache, die mir Sorgen bereitete. Morgen stand ein Youtubertreffen an, nicht wie eines dieser normalen in Köln, Berlin oder Hamburg... Nein, es war in Japan geplant.
Wahrscheinlich würde niemand, den ich kannte dort sein. Außer natürlich Ju, mit dem ich zusammen zu dem Treffen fliegen wollte, aber auch er hatte bestimmt einiges in Japan zu tun - Interviews, Freunde treffen - er würde wohl gar keine Zeit für mich haben. Am liebsten wäre ich einfach Zuhause, in meinem Wohnzimmer zwischen Dosen und Kartons geblieben, doch auch ich musste wohl oder übel mal hier raus und wieder etwas unternehmen. Aber eines war sicher: Vor dem Flug nach Japan musste ich unbedingt noch einmal schlafen. Dort würde ich auch keinen ruhigeren Moment finden - im Gegenteil - ich wäre noch aufgewühlter als ich es ohnehin schon war.
Die hell leuchtenden Ziffern auf meinem Handydisplay zeigten 18:47 Uhr an, meine übliche Zeit zum Schlafengehen war es also noch lange nicht. Oft schlief ich erst dann ein, wenn die meisten Menschen normalerweise schon aufstehen und zur Arbeit gehen. Doch ich wurde müde, unfassbar müde und zugleich von der aufkommenden Aufregung immer wacher, sodass ich mich dazu entschied, für heute einfach den PC auszustellen und mich auf mein Sofa zu legen. Gute Idee, wäre da nicht die ganze Unordnung, die ich vielleicht vorher beseitigen sollte, wenn ich auch nur irgendeine freie Fläche meiner Couch haben wollte.
Drei Sofakissen hatte ich halbwegs freigeräumt, um mich erschöpft auf ihnen niederzulassen. Müde blickte ich starr an die weiße Decke und dachte an die kommenden Tage, wie diese wohl verlaufen würden und was für Leute ich wohl antreffen könnte. Ju hatte ich nun schon einige Monate nicht mehr gesehen, das Letzte mal tatsächlich zu meinem Geburtstag im Februar. Inzwischen war es schon Spätsommer geworden und die Tage im August wurden langsam wieder kürzer. Ich freute mich, meinen ehemaligen besten Freund endlich mal wieder zu sehen und ein paar Tage mit ihm verbringen zu dürfen. "Mein ehemaliger bester Freund" - das klang so komisch. Wir hatten nie einen Streit gehabt, es war einfach nur die Entfernung, die es uns schwer machte. Manche Menschen lebten sich wohl auseinander, andere blieben eben zusammen. Es gab nie diesen "Du bist ab jetzt nicht mehr mein bester Freund" - Moment, die Zeit, die wir miteinander verbrachten war einfach weniger geworden und jeder hatte sein eigenes Ding gemacht.
Soweit ich wusste, waren die einzigen Personen, die ich bei dem Treffen kennen würde Ju und natürlich Kelly, welche ich aber besser ignorieren sollte, da jeder auch nur halbwegs gescheite Mensch erkannte, dass sie schon seit einiger Zeit etwas von mir wollte. Zwar war ich gerade nicht in einer Beziehung, aber das hieß ja nicht auch, dass ich krampfhaft nach einer auf der Suche war. Wenn ich jemanden kennenlernte, dann sollte es wohl so sein, wenn nicht, dann eben nicht. Aber bei einem war ich mir sicher: Kelly gehörte nicht zu der Art Person, mit der ich gerne eine Beziehung anfangen wollen würde. Ich mochte sie, immer war sie für einen da und half, wo sie nur konnte. Doch manchmal konnte sie ziemlich aufdringlich sein und selbst jetzt in so manchen Situationen merkte man, dass sie ganz schön eifersüchtig werden konnte. Darauf wollte ich mich gar nicht erst einlassen.
In meinen vorherigen Beziehungen wurde meistens ich verlassen - entweder, weil jemand anderes scheinbar besser gewesen war - oder, weil ich mich manchmal nicht ganz auf die Sachen einließ, die von der anderen Person gefordert wurden. Warum musste ich das auch? Natürlich kann man Kompromisse eingehen und das sollte man auch. Nur wenn diese Kompromisse eher nur noch das Erfüllen ihrer Wünsche waren und die guten Taten nur noch von meiner Seite ausgingen, dann läuft irgendetwas nicht so, wie es sollte. Solche Situationen hatten oft in Streitigkeiten geendet und siehe da: »Vik, ich mache Schluss, du machst immer nur dann etwas für mich, wenn es dir passt!«
Die Entscheidung, mich von meiner letzten Freundin zu trennen, ging allerdings von mir aus. Mit einer Person, die neben dir noch drei andere Beziehungen am Laufen hat - und das, obwohl ihr schon zwei Jahre zusammen wart - würde keiner weitermachen wollen, oder?
Manchmal dachte ich noch an Freundinnen, die ich durch solche Aktionen verloren hatte, doch im Nachhinein waren die meisten dieser Geschichten einfach nur dumm. Ich erwartete nicht viel von jemandem, aber gegenseitiges Vertrauen und ein Geben und Nehmen - nicht nur das Nehmen - sollten doch wohl funktionieren.Je länger ich so gedankenverloren an die Decke schaute, merkte ich, wie meine Augenlider immer schwerer wurden und ich sie nur noch mit Mühe offen halten konnte. Das Sofa war plötzlich gar nicht mehr so unbequem wie noch vor wenigen Minuten und auch den ganzen Stress schien ich langsam zu verdrängen. So lange mein Wecker morgen klingeln würde, war wohl nichts gegen ein kleines Nickerchen einzuwenden.
•
•
•
Hey, schön, dass du es irgendwie an's Ende dieses ersten Kapitels geschafft hast :)
Jetzt noch mal zur Info: Das hier wird eine Vik x Niek FF, für alle die dieses Shipping nicht kennen sollten: Ihr könnt der Geschichte ja trotzdem eine Chance geben, ich wäre sehr dankbar :3
Ich hatte im ganzen Internet (jaaa im Ganzen) nur einen einzigen Oneshot über die beiden gefunden und wollte einfach mal über ein anderes Shipping schreiben.
Keine Sorge, ich arbeite gerade auch noch an etwas anderem, was aber eher mit vielen verschieden Youtubern zu tun hat.
Über Feedback würde ich mich meegaaa freuen :3
Tschüüü :3
DU LIEST GERADE
Einer von 130 Millionen~Viek FF
Fanfic»In Japan leben 130 Millionen Menschen, es gibt überfüllte Straßen und Städte. Wie wahrscheinlich ist es also, genau dich zu treffen?« Ich habe keine Ahnung, ob es schon eine Fanfiction mit diesem Shipping gibt, aber ich wollte keine Standard Ju x V...