Kapitel Zwei

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VERONICA

Es dauerte ein paar Sekunden, bevor ich ihm antwortete, da er es anscheinend erwartete.
„Veronica, aber alle nennen mich nur Vero.", flüsterte ich.
Jackson hob eine Augenbraue und schüttelte leicht den Kopf.
„Ab sofort heißt du nur noch Veronica. Vero ist ein hässlicher Spitzname."
Schüchtern nickte ich und mein Blick wanderte wieder zu Paul. Er lag noch immer reglos da, was auch logisch war. Er war tot.
Vor meinen Augen erschossen.
„Also Veronica. Ich bitte dich ehrlich darum nicht zu schreien oder zu versuchen wegzurennen. Wir sind sowieso schneller als du und die Konsequenzen würden dir wirklich nicht gefallen."
Ich starrte ihn einfach an, mein Mund war einfach erstarrt und selbst wenn ich wollte, hätte ich nicht antworten können.
„Außerdem sind rund um das Gebäude nur Bäume. Hast du mich verstanden?", fragte er nochmal mit Nachdruck.
Er wartete ein paar Sekunden, als ihm klar wurde, dass ich nicht antworten würde.
Er seufzte, als wäre er enttäuscht.
„Nun gut."
Wieder nahm er sanft meine Hände in seine und öffnete dann die Handschellen. Noch bevor ich meine Hände zu mir ziehen konnte, massierte er sie mir sanft.
Es tat gut und ich schloss entspannt meine Augen, vergaß für eine Sekunde was geschehen war und genoss die Berührungen dieses Mannes.
Aber so schnell es begonnen hatte, endete es auch.
Jackson nahm seine Hände von mir und ich öffnete fast sofort meine Augen.
Innerlich verfluchte ich mich, dass ich mich hier entspannte, obwohl dieser Mann ein Mörder war und auch noch vorhatte mich zu entführen.

„Wir gehen. Leo, du gehst schon mal vor."
Jetzt wanderte mein Blick wieder zu dem anderen Mann, der Paul mit einem Fuß wegschob. Er nickte und schaute mich kurz an. Seine Haare waren kurz geschoren und seine Augen schauten finster zu mir runter.
Ich fröstelte und rutschte fast automatisch weg.
Sobald Leo weg war, schaute ich wieder zu Jackson.
Er hielt mir die Hand hin und lächelte auf mich runter. Ich konnte mir wirklich keinen Reim daraus machen, was er von mir wollte.
Gut, ich war nicht hässlich, aber es gab so viel mehr Frauen und die waren bestimmt hübscher. Außerdem hatte ich kein Geld, also konnte er das auch nicht erwarten, obwohl er nicht so aussah als würde er es brauchen.
Sein Anzug sah aus, als wäre es maßgeschneidert und sein Mantel hatte ebenfalls eine gute Qualität.
Ich hatte genug reiche Männer in der Bar gesehen um so etwas unterscheiden zu können.

Sein Lächeln fiel langsam in sich ein und ich beeilte mich seine Hand doch noch zu nehmen. Er half mir aufzustehen und legte seine Hand um meine Taille, während er mich aus dem Zimmer schob.
Das kleine Haus sah verlassen und ehrlich gesagt auch so, als würde es jeden Moment ineinander fallen. Die Treppe die runter führte hatte schon einige Stelle, an denen das Holz durchweicht und dann abgefallen war. Mein Herz pochte und ich machte mir Gedanken, was besser wäre. Hier zu sterben oder mit dem Mann mitzugehen, der peinlichst darauf achtete, dass ich nicht fiel.
„Darf ich was fragen...?", traute ich mich endlich zu fragen, als wir unten ankamen und ich den Pfützen und dem gröbsten Dreck versuchte zu umgehen.
„Natürlich."
Durfte ein Entführer nett sein? Müsste er mich nicht schlagen und dann töten?
„Was... was willst du von mir?"
Ich blieb stehen und drehte mich zu ihn um. Er kniff seine Augen zusammen und strich sich seine Haare nach hinten.
Erst dann schaute er auf mich runter.
„Ich mag es dich anzusehen."
Ich wartete und wartete, aber es kam nichts mehr. Und dann wurde mir klar, dass er nicht mehr sagen würde.
„Das ist alles? Deswegen werde ich gerade von dir entführt?", rief ich aufgebracht und starrte ihn mit offenen Mund an.

Jackson packte meine Oberarme und krallte sich in meine Haut, was mich dazu brachte, das Gesicht zu verziehen.
„Brauche ich einen weiteren Grund?", fragte er mich kalt.
Ich schluckte und beschloss nicht noch etwas zu sagen.
Er hatte mir bisher noch nicht verletzt, aber da war er ruhig. Ich wäre die letzte die ihn aufregen oder nerven würde, dafür hasste ich schmerzen zu sehr.
Trotzdem konnte ich nicht glauben, dass es der einzige Grund war. Da musste einfach mehr dahinter stecken!
Ein Mann entführte doch keine Frau, nur weil er es mochte sie anzusehen.
Jackson schien meine Gedanken zu lesen, denn er lachte und ließ mich los.

Kidnapped, Forced, HatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt