Autor: LeSmouFan
Fandom: Tatort (Münster)
Worauf hatte sich Kriminalhauptkommissar FRANK THIEL da nur eingelassen? Um so weiter der Donnerstagabend in die Nähe rückte, desto angespannter wurde er.
Dass er damals seinem Kollegen, Nachbarn und Vermieter Professor Dr. Karl-Friedrich Boerne, Leiter des forensischen Instituts in Münster, einen kleinen Gefallen getan hatte, war die eine Sache. Mit diesem jetzt aber sozusagen ein Revival durchzuführen, eine ganz andere.
Thiel erinnert sich:
Damals, es war inzwischen ein gutes Jahr her, saßen Thiel und Boerne abends nach einer Feier gut angetrunken in dessen Wohnung.
Während sie sich so ein wenig über dieses und jenes unterhalten hatten, hatte Boerne ein paar Canapés zubereitet und diese Thiel regelrecht aufgeschwatzt. Während der Kommissar sich doch breitschlagen lassen hatte, eines davon zu verköstigen, hatte ihm Boerne erklärt, warum er das Foto, auf dem Thiel und Boerne in Anzug und Blumenstrauß vor der Kirche standen, hier so offen herumliegen lassen hatte. Boerne hatte ihn natürlich sofort nonchalant darüber in Kenntnis gesetzt, dass er das Foto zwar noch ein wenig bearbeiten müsse, dies jetzt aber notgedrungen als ihr Hochzeitsfoto herhalten musste.
Auf Grund dieser Aussage, hatte sich Thiel damals so verschluckt, dass Boerne ihm in dieser Nacht das Leben gerettet hatte. Obwohl Boerne noch betrunkener war, als sein Kollege, versuchte er in jener Nacht, mit dem Heimlich-Manöver, dass steckengebliebene Canapé aus Thiels Luftröhre zu bekommen, doch dieses saß dort viel zu fest und Thiel drohte damals bereits daran zu ersticken. Ohne lange zu fackeln, hatte er ihn auf seinen Hochbauschflokati befördert und einfach nur reagiert. Mit zittrigen Händen und betrunken wie er war, hatte er einen Kugelschreiber auseinander gebaut, nach einem Messer gegriffen und kurzerhand einen Luftröhrenschnitt durchgeführt. Als er ihm das Röhrchen in den Hals geschoben hatte und Thiel wieder zu atmen begonnen hatte, war Boerne erschöpft zu Boden gesunken.
Während Thiel dann etwas später im Krankenhaus gelegen hatte und gerade erst aus der Narkose erwacht war, hatte ihm Boerne lang und breit erzählt gehabt, was es nun genau mit diesem Bild auf sich hatte.
Boerne hatte vor kurzem, seinem homosexuellen, an Krebs erkrankten Onkel Gustav von Elst aus Florida erzählt, dass er inzwischen auch das Ufer gewechselt hätte, mit Thiel seit zwei Monaten verheiratet war und er sich wahnsinnig sehr, über einen Besuch seinerseits gefreut hätte. Natürlich tat Boerne das nicht ohne Hintergedanken, das tat der Professor noch nie. Nein, Boerne hatte die Hoffnung gehegt, dass Gustav ihm seine Villa in Florida nach seinem Ableben vermachte, wenn er ihm nur genug Honig ums Maul geschmierte hatte.
Keine drei Tage später war es dann auch soweit gewesen, dass Gustav nach Münster gekommen war und Thiel sich im Hausflur überreden lassen hatte, diese kleine Flunkerei mitzumachen. Auch Thiel tat das nicht ohne Hintergedanken, denn Boerne hatte ihm an diesem Abend versprechen müssen, dass er nie wieder erwähnte, dass der Professor ihm das Leben gerettet hatte. Boerne war halt so ein Mensch, der sich gerne, am liebsten 24/7 mit Erfolgen brüstete und keine Gelegenheit ausließ, dies auch kundzutun.
Am Ende war es dann aber sowieso ganz anders gekommen, denn Gustav wollte seine Villa gar nicht Boerne vermachen, sondern einer Stiftung namens Blauer Kreis.
Dies war für Thiel nur recht und billig und da war er dann derjenige gewesen, der vor Genugtuung nur so strotzte.
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Anthologie im Sommer
FanfictionDies ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die in irgendeiner Form den Sommer zu ihrem Thema machen. Alle Fandoms sind willkommen. Lest euch die Infos im ersten Kapitel durch und reiche deine Kurzgeschichten bei uns ein! Reicht ab sofort bis 31. Au...