Kapitel eins

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Als ich in der Bahn bemerkte, dass mein Kaffeebecher undicht war, wusste ich, dass dies kein guter Tag war.

Draußen schien zwar die Sonne und bunt gefärbte Blätter fielen vor einer idyllischen Herbstkulisse zu Boden, doch ich hatte Kopfschmerzen und eine lange Vorlesung in der Universität für Literatur vor mir.

Außerdem war ein Träger meines Rucksacks gerissen, weshalb ich meine Bücher unter dem Arm tragen musste. Müde lehnte ich meinen Kopf gegen die kalte Scheibe.

An meiner Haltestelle stand ich auf und stieg aus der Bahn, die sich hinter mir wieder in Bewegung setzte. Mit einem Blick auf meine Armbanduhr erkannte ich, dass ich zu spät kommen würde.

Mit großen Schritten hastete ich los, achtete kaum auf die Menschen um mich herum.

Prompt stieß ich mit jemandem zusammen, ein kaltes Gefühl überzog meine Haut und brannte sich in meine Poren.

Ich schauderte und wich zurück. Als ich aufsah, konnte ich gerade noch einen großen Mann in einem dunklen Mantel ausmachen, der in der Menge verschwand.

Der Geruch von Rauch stieg in meine Nase, das Gefühl auf meiner Haut ließ nach und kopfschüttelnd lief ich weiter.

In der Universität war es warm, fast zu warm. Die Vorlesung fand bei einem Lehrer statt, den ich absolut nicht leiden konnte und am liebsten wäre ich einfach aufgestanden und gegangen.

Ein Gähnen unterdrückend, lehnte ich mich zurück und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Naomi, meine Freundin, saß in der Reihe neben mir und schrieb eifrig mit.

Sie war ein totaler Literatur- und Wissenschaftsfreak und sogar in ihrer Freizeit redete sie nur über irgendwelche Vorlesungen und Erfindungen, die ich verpasst hatte.

Eigentlich war sie hier meine einzige Freundin. Ihre geflochtenen schwarzen Haare lagen ordentlich auf ihrem schmalen Rücken, Als sie meinen Blick bemerkte, lächelte sie mir kurz zu und ich schickte ein schiefes Grinsen zurück.

Die Erklärungen des Lehrers schienen sich ewig hinzuziehen und es fiel mir schwer, wach zu bleiben.

Der Raum wurde vor meinen Augen unscharf, ich wollte mich wieder aufrecht hinsetzten, aber meine Hand gehorchte mir nicht. Sie lag starr und unbeweglich auf dem Tisch. Ein Prickeln überzog meinen Körper und etwas vernebelte meine Gedanken. Ich musste immer wieder blinzeln, um noch etwas zu sehen, ein Film überzog meine Augen wie eine Schmutzschicht.

Total mit mir selbst beschäftigt, bemerkte ich kaum, dass mich der gesamte Saal geschockt anstarrte. Ich hörte Tuscheln und dann verstummte der Lehrer.

Langsam realisierte ich, dass alle mich ansahen, nein, meine Hände...

Rauchgeruch stieg in meine Nase, Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, sah ich an mir herunter und keuchte geschockt auf.

Zäher schwarzer Rauch strömte aus meinen Fingern, deren Spitzen sich dunkel gefärbt hatten. Die Ströme wurden immer dicker und dunkler, ich spürte, wie sie aus mir heraus gezogen wurden. Ich wollte sie stoppen, aber mein Gehirn war wie blockiert.

Alles wurde unscharf, wie eine unfokussierte Kamera, ich spürte, wie der Rauch begann, um mich herum zu wirbeln und alles mitzureißen, dass in seine Umlaufbahn kam.

Wie ein riesiger Tornado aus zäher grauer Masse ließ er Stühle und Unterrichtsmaterialien herumfliegen und ich nahm entsetzte Schreie war, hörte Rufe und Stimmen, doch nichts davon gab einen Sinn für mich.

Ich verlor das letzte bisschen Kontrolle und als sich der Rauch brüllend wie ein grauer Löwe im ganzen Saal ausbreitete, wurde alles dunkel.

Als ich vorsichtig und verwirrt meine Augen öffnete, lehnte ich an der hinteren Wand des Saals. Trümmer lagen um mich herum, Staub stieg von den zerstörten Möbeln auf.

Mir tat alles weh, doch als ich an mir herunterschaute, sah ich keine Verletzungen. Ich war das Auge des Sturms gewesen, unverletzbar. Rauch, dunkel und fein, kringelte sich um meine gekrümmten Finger, um in die stickige Luft zu steigen und sich aufzulösen.

Fassungslos sah ich meine Hände an. Was war geschehen? Alles fühlte sich an wie ein Traum.

Sirenen drangen durch die Fenster zu mir hinein. Ich musste hier weg...

Die Türen gingen auf, rote Laser richteten sich auf mich. Polizisten hatten ihre Waffen gezückt und gaben Befehle durch ihre Funkgeräte.

Zu erschöpft um mich zu bewegen, gab ich mich geschlagen. Jemand packte mich, ich spürte kaltes Metall an meinen Händen und wie ich hochgezerrt und aus dem Raum getragen wurde.

Sie brachten mich in einen Transporter, vor dem Gebäude sah ich Krankenwagen und Polizeiautos. Im Vorbeigehen bildete ich mir ein, Naomis Gesicht zu erkennen. Dann wurde alles eintönig, ich saß im Transporter, ein Mann gab mir eine Spritze, dann flossen meine Gedanken davon und mein Körper wurde schlaff.

Kalte Tränen waren auf meinen Wangen getrocknet. Ich saß, in Handschellen und Fußfesseln in einer grauen Zelle. Glaswände trennten mich von ein paar Menschen in dunklen Anzügen, die angeregt diskutierten und auf mich zeigten.

Ich wusste nicht, was ich denken sollte, außerdem war meine Erinnerung nur schwach. Mit trockener Kehle schluckte ich. Einer der Männer trat an ein Mikrophon und als er begann zu sprechen, hörte ich seine Stimme blechern durch einen Lautsprecher in meiner Zelle.

„Hallo?" Mit aller Kraft hob ich meine Stimme, um zu antworten: „Hallo."

„Ich bin Agent Coulson von S.H.I.E.L.D.", sagte er und in meinem Kopf schwirrten seine Worte herum.

„Meine Leute hier und ich würden gerne deinen Namen wissen."

„C...Cara.", brachte ich hervor. Er nickte. „Cara, wie lange hast du diese Kräfte schon?" Ich stockte. „Welche Kräfte?", fragte ich. Langsam klärten sich meine Gedanken.

„Bitte gib uns eine Antwort. Du kannst uns nichts verheimlichen. Wir werden alles herausfinden, so oder so." Coulson runzelte die Stirn.

„Bitte ich...weiß wirklich nicht, wie das passiert ist. Es kam einfach so...", bat ich.

Er schüttelte den Kopf. „Hör mir jetzt gut zu. Du hast die Wahl, entweder du sagst uns, wie du an deine Kräfte gelangt bist, oder wir müssen dich entsorgen."

Seine Worte klangen schrill in meinen Ohren nach. Entsorgen. Sie wollten mich umbringen. Gerade wollte er noch etwas sagen, als ein Tumult bei den anderen Männern ausbrach. Jemand kam zu Coulson und sagte etwas zu ihm, das ihn, dem Ausdruck seiner Augen nach, anscheinend ziemlich verwirrte.

Er kehrte mir den Rücken zu und ging Richtung einer großen grauen Tür, als diese auch schon aufschwang. Jemand trat herein. Ich keuchte ungläubig. Naomi? Als ich sah, wer mit ihr gekommen war, blieb mein Mund offen stehen.

Tony Stark persönlich stand im Türrahmen und sah mich nachdenklich an.     

Cara Smoke (Marvel Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt