55. Kapitel

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Pov. Judy
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„Wann sind wir da?" Der Weg zum Bahnhof, der mit dem Auto nur 20 Minuten dauert, kommt mir heute wie zwei Stunden vor. Kein Wunder, heute gehts auf Klassenfahrt. Franco wirft einen kurzen Blick in dem Rückspiegel und ich merke, dass es sehr genervt von mir ist. Lucas ist heute die Ruhe in Person und wirkt, als ob nie etwas anderes getan hätte, als mit der Schulklasse eine Woche in die Schweiz zu fahren. Er hört auf seinem Ipod Musik und bewegt seinen Kopf im Takt dazu. Er hat es auf der Rückbank auch etwas bequemer als ich auf dem Beifahrersitz. Franco legt seine Hand auf mein Oberschenkel und seufzt:„Judy, beruhige dich mal. In zwei Minuten sind wir da."-„Trotzdem.", gebe ich beleidigt zurück. Die Zugfahrt dauert zwar fünf Stunden, jedoch dürfen wir gemeinsam Filme schauen. Ich hab mir extra Filme und Serien auf den Laptop heruntergeladen. Daruf freue ich mich schon. Am Bahnhof angekommen folgt ein tränenreicher Abschied. Zumindest hat Franco
Tränen in den Augen. „Ich schaff das schon. Und sonst ist Lucas noch bei mir." Er nimmt mich in den Arm. „Meine kleine Maus ist so gross geworden.", meint er, als er sich die Tränen weg wischt. „Kommst du?", ruft Lucas, der sich bereits von ihm verabschiedet hat. „Machs gut Franco."-„Du auch Maus. Du kannst immer anrufen, vergiss das nicht."-„Klar, vergesse ich nicht." Dann drehe ich mich um und folge meinem Bruder. Gemeinsam trotten wir nebeneinander her zum Gleis 2 wo wir uns alle treffen. Justin kommt auf uns zu. „Na? Was geht?" Er umarmt mich freundschaftlich zur Begrüssung und klatscht sich mit Lucas ab. „Alles was Beine hat.", antwortet Lucas daruf. „Der war flach.", grinst Justin. „Steigt bitte alle ein!", fordert uns Herr Fischer auf. „Ich besetze uns ein 4er Abteil." Mit diesen Worten drücke ich den Jungs meinen Koffer in die Hand und dränge mich schnell an den anderen vorbei. Der gefühlt halbe Zug ist für uns reserviert worden, also haben wir sehr sehr viel Platz. Ich setze mich auf einen der vier freien Plätze. Es dauert nicht lange, bis die beiden Jungs auch dazu stossen. Zuletzt betritt er den ICE. Jonas. Er sieht anders aus. Trauriger, schwächer, beinahe schon kränklich. „Hey. Setz dich doch zu uns.", schlage ich ihm vor. Als er mich erblickt schaut er demonstrativ weg, setzt sich neben Larissa in der Reihe vor uns und küsst sie einmal auf den Mund. Es fühlt sich an wie ein schlag ins Gesicht. „Hab ich was verpasst?", murmelt Leon, der sich auf den freien Platz begeben hat. Statt einer Antwort erwidere ich nur leise: „Das wollte ich auch gerade fragen..."

𝐌𝐚𝐲𝐛𝐞... │ ᵏˡⁱⁿⁱᵏ ᵃᵐ ˢᵘ̈ᵈʳⁱⁿᵍWo Geschichten leben. Entdecke jetzt