today"Was?", sein Ton war kalt. Umgedreht hatte er sich nicht, womit ich aber auch nicht gerechnet hatte. Er stand nun mit dem Rücken zu mir gedreht, wenige Meter vor mir. Bei seiner Tonlage kroch mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Jetzt durfte ich nicht zurück schrecken und das tat ich auch nicht. "Ich habe Sie mit der Dame diskutieren hören... dürfte ich nach dem Grund fragen?" Erst kam keine Antwort. Es dauerte auch wirklich etwas, bis er antwortete: "Ich wüsste nicht was Sie das anzugehen hat. Sie sollten nicht so neugierig sein." Er wollte weiter gehen, aber da ergriff ich wieder das Wort: "Sie sind der... der von dem Entertainment gekündigt wurde, nicht wahr?" Zögernd ging ich ein, zwei Schritte dabei auf ihn zu, immer noch in der Hoffnung ihn nun nicht komplett verschreckt zu haben.
Anscheinend, hatte ich das nicht, denn er drehte sich tatsächlich zu mir um. Vorhin hatte ich sein Gesicht nicht richtig sehen können, aber er war wirklich attraktiv. Allerdings, war sein Gesichtsausdruck nicht zum Lachen. Er sah niedergeschlagen, erniedrigt und wütend aus. Kein Wunder.
Er hatte seine Augen geöffnet, sie waren so ausdruckslos wie ich es noch nie gesehen hatte, außerdem tränten sie, weshalb er sie auch gleich wieder schloss. "Auch das geht Sie nichts an.", wieder war da diese verdammte Kälte in seiner Stimme. Locker lassen würde ich aber bestimmt nicht, nicht jetzt wo ich schon so weit gekommen war: "Naja.. ich bin Journalistin und bin durch Zufall auf Ihre Geschichte gestoßen. I-ich.. ich will es aufklären, für Gerechtigkeit sorgen.." Schon bei dem Wort "Journalistin" war er abgewandt, hörte allerdings weiter zu.
"Wissen Sie... es ist lieb gemeint aber Sie würden es nur noch schlimmer machen. Also halten Sie sich aus fremden Angelegenheiten raus und lassen mich endlich in Ruhe. Ich habe keine Nerven für sowas." So einfach wollte und würde ich mich nicht abwimmeln lassen!
"Wie wärs... wenn Sie mir einfach so was erzählen, bei einer Tasse Kaffee und einem Kuchen oder auf was auch immer Sie Lust haben.", weiterhin war meine Stimme freundlich. Ich wollte mit ihm ins Gespräch kommen um so vielleicht etwas aus ihm heraus locken zu können. Eine Zusage war aber wohl eher ziemlich unwahrscheinlich.
"Schön... ich gehe mit Ihnen einen Kaffee trinken. Aber ich gehe sobald Sie mich auf das Entertainment ansprechen."
Das war eine verdammt unerwartete Zusage, aber damit hatte ich großes Glück. Auch wenn er mir das Ansprechen des Entertainments untersagt hatte, ein einfaches Gespräch mit ihm war schon die halbe Miete. Immerhin war es so einfacher Vertrauen aufzubauen und mit einem gewissen Vertrauen ließ es sich auch einfacher über solch heikelen Themen sprechen. Das einzige was mir jetzt noch im Nacken hing, war der Zeitdruck der von meinem Chef aus ging. Denn ich hatte bloß noch gute 5 Tage Zeit, bis ein Top Artikel auf seinem Platz liegen musste. Epicht darauf meinen Arbeitsplatz zu verlieren war ich nämlich nicht wirklich.
"Super! Sie dürfen sich das Café auch gerne aussuchen, denn-", bevor ich weiter reden konnte, lief er schon längst los.
"Kommen Sie?"
Erst etwas verwirrt sah ich ihm nach, folgte ihm dann aber auch recht schnell. Dafür, dass er blind war, war er aber echt fix unterwegs. Sicher lief er diesen Weg oft, bestimmt um sich mit dem Entertainment auseinander zu setzten. Tatsächlich tat mir das leid. Niemand hatte es verdient so behandelt zu werden. Wie lange er wohl Trainee war? Wodurch er wohl erblindete? All solche Fragen -die ich mir erhoffte beantwortet zu bekommen- gingen mir durch den Kopf. Dabei bemerkte ich gar nicht, wie er vor einem Café stehen blieb. "Worauf warten Sie denn?"
Wie konnte er merken, dass ich nicht direkt hinter oder neben ihm stand? Jedenfalls hatte er mich mit seinen Worten aus den Gedanken gerissen, sodass ich schleunigst an seine Seite ging und dann auch mit ihm das Café betrat.