PoV Felix
Im Hintergrund düdelte irgendein Radiosong, dessen Melodie so einprägend und der Text so nichtssagend war, dass er mir sicher wieder wochenlang im Kopf bleiben würde, als es gegen Mittag an der Tür läutete.
Für gewöhnlich klingelte niemand bei mir, die Jungs der Band kündigten sich meist vorher an. In letzter Zeit geschah jedoch auch die nicht so oft, weil ich mich in den vergangenen Tagen - oder mittlerweile schon Wochen? - ganz schön abgekapselt hatte.
Von den Jungs von der Band. Aus einem ganz simplen - und gleichzeitig albernen - Grund. Ich weiss auch nicht genau, wie es dazu kam, aber an irgendeinem Abend hat meine Eifersucht irgendwie überhand genommen und ich habe sie geschlagen.
Steffens Freundin. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es seine feste Freundin ist. Aber sie war hübsch, die beiden flirteten schon auf Partys vor dieser oft und schrieben regelmässig. Naja, und vor allem war sie ein Mädchen.
Ich bekomme die Bilder auch nicht aus meinem Kopf, wie sie an seinem Hals hängt und ihn anlächelt. Ich meinte ja, dass ich am Anfang noch ein wenig Zwang und Lustlosigkeit in seinen Augen gesehen hatte, aber das war wahrscheinlich nur Wunschdenken.
Es läutete ein zweites Mal und ich erhob mich. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal mein Sofa verlassen hatte. Es schlief sich zu gemütlich darauf, Steckdose, Handy, Chipsvorrat, Schnaps - alles in Reichweite.
Nur mit Shorts bekleidet drehte ich also genervt den Schlüssel einmal, dann zweimal, hörte das 'klack', öffnete die Tür und schaute nach oben. Ich registrierte zwei Dinge. Erstens, Steffen stand in meiner Wohnungstür. Zweitens, Steffen stand mit Pekingsuppe vom Asiaten gegenüber in meiner Wohnungstür.
Er trat einen Schritt auf mich zu, stellte die Pekingsuppen auf die Kommode im Flur und umarmte mich. Kurz, aber er tat es. Und diese kurze Umarmung reichte, um mich kurz lächeln zu lassen, während ich seinen Duft einatmete.
"Fe-Felix, wir- nein ich, ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du verschanzt dich seit Tagen, Wochen. Gehst nicht ran, wenn ich dich anrufe, antwortest nicht, hast die letzten 17 Tage keinen Schritt mehr vor die Tür gemacht. Nichtmal deinen Müll bringst du noch raus."
So sehr mich seine Worte berührten, so erstaunt war ich auch. Allein über die Tatsache, dass er das registrierte, dass es ihn offensichtlich interessierte und dass er mir den Vorfall nicht übel nahm.
Steffen nahm die Süppchen, holte einen Löffel und kam in die Stube, welche gleichzeitig mein Ess-, Schlaf- und Arbeitsbereich darstellte.
Er beseitigte sogar ein wenig das Chaos um mein Sofa herum, brachte meinen Müll herunter, spülte die Löffel ab und wischte die verkrusteten, klebrigen Glasränder von meinem Couchtisch ab. Ich schaute ihm gerne dabei zu, betrachtete ihn vielleicht ein wenig zu verträumt. Er erwärmte einfach mein Herz.
"Felix?", hörte ich nach einiger Zeit aus dem Flur. Ich antwortete mit einem etwas fragend klingenden "Hmm?", als der Brillenträger mit meiner Schachtel Zigaretten in der Stubentür stand. "Ich dachte, du hast aufgehört."
In diesem Satz lag absolut keine Emotion. Keine Wut, keine Enttäuschung, keine Sorge, nichts. "Hatte ich auch."
Er schmiss mir die Schachtel auf den Tisch vor mir, drehte sich um, ging in den Flur, blieb kurz stehen, kam wieder zu mir und setzte sich neben mich auf's Sofa.
Ich schaute Steffen in seine Augen und nahm ihm plötzlich die Cap ab, die er aufhatte. Er versuchte sich halbherzig zu wehren und als er merkte, dass das nicht wirklich viel brachte, begann er, mich zu kitzeln.
Ich genoss jede seiner Berührungen, ich genoss seine Hände, sein Lachen und ich genoss es, endlich mal wieder aus vollem Herzen ehrlich lachen zu können.
Irgendwann waren wir so ausser Puste, dass Steffen sich einfach auf mir Fallen liess. Langsam begann er, mir mit dem Zeigefinger seiner linken Hand Kreise auf den Oberkörper zu malen. "Weisst du, dass du mir echt wichtig bist? Also sehr wichtig."
Irgendein Schalter legte sich um, es war, als hätte es auf einmal klick gemacht, irgendwo. Ich schob ihn leicht von mir, so dass ich wieder in seinen Augen versinken konnte und setzte uns beide auf. "Steffen, reicht es ... reicht es?"
Und ich küsste ihn. Einfach so. Als wäre die Staumauer gebrochen, ich versuchte all mein Gefühl in diesen Kuss zu legen. All die Zärtlichkeit, all die Liebe, aber auch all die Sehnsucht, die ich empfand. Er wich nicht zurück, es gab nur ihn und mich. Meine Hand in seinem Nacken, die Andere in seinen Haaren. Seine Hände auf meinem Rücken.
Als wir uns voneinander lösten, traute ich mich gar nicht, ihm in die Augen zu sehen. Schon wieder konnte ich mich nicht beherrschen. Er hingegen legte zwei Finger unter mein Kinn und zwang mich somit, den Blick zu heben. Diesmal war er derjenige, der seine Lippen mit meinen verband. Es entwickelte sich eine atemlose Knutscherei.
Das Erste, was ich nach dieser wahrnahm, war ein: "Aber Felix, warum hast du nie was gesagt?" von Steffens Seite. Ja, warum hatte ich nie was gesagt? Angst, Unwissenheit, schlechtes Gewissen, Angst, mangelndes Selbstvertrauen, Mutlosigkeit und naja ... Angst? Ohne ihm eine Antwort zu geben legte ich mich wieder hin und kuschelte mich in meine Decke ein.
"Hey, ich wollte auch mit darunter.", bemerkte Steffen gespielt beleidigt. "Tja, da muss der Pullover wohl ausgezogen werden." Der graue Only-Pullover landete nichtmal eine Sekunde später auf dem Boden und er kuschelte sich unter der Decke an mich. In Jogginghosen und oberkörperfrei lag Steffen neben mir, Steffen. Der Steffen aus der Band, mein bester-Freund-Steffen, mein Bruderherz, mein Bärchen.
Irgendwann, nach intensiven Kuschel-, Kitzel- und Knutscheinheiten, müssten wir eingeschlafen sein.
Als ich am nächsten morgen aufwachte, war die Sofaseite neben mir offensichtlich leer. Ein Zettel klebte auf dem Couchtisch, ich nahm ihn in die Hand.
Hey, mein Grosser.
Tut mir leid, dass ich dich schon nach dieser Nacht allein lassen musste.
Pancakes habe ich heute früh extra gemacht, sind im Backofen, damit sie warm bleiben.
Es war sehr schön gestern, danke echt, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.
Ich muss nur nochmal los, Wäsche aufhängen, Papierkram erledigen und Till und Karl Bescheid sagen, dass du noch am Leben bist.Dein Schmusebärchen.
(PS: Den Pulli darfst du behalten.)
(PPS: Du wirst wohl demnächst Rollkragenpullover benötigen, aber damit kann ich dir nicht dienen. c; )
Ich ließ meine Hand mit dem Zettel sinken und verharrte kurz in dieser Haltung. Danach griff ich nach dem grauen Hoodie von Steffen, zog ihn mir über und kuschelte mich ein.
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Aber mal ernsthaft, es wirkt so, als hätte Felix nur diesen einen grauen Hoodie. Naja, hier mal wieder some #steffelix-shit. Bin nicht ganz zufrieden, aber dürfte bisher sogar mein längstes sein. Obwohl dieses Kapitel (m.M.n.) am wenigsten Inhalt hat. Lasst mal eure Meinung da, dankö.xoxo Janna
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"Flackern, Flimmern." - Oneshots
FanfictionKraftklub, Casper, whatever. Da mir, meiner Meinung nach, Geschichten schreiben überhaupt nicht liegt, (da sich Charaktere irgendwie immer verändern und ich die Grundidee irgendwann scheisse finde), dachte ich, ich erfreue euch mit ein paar Ones...