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Mit einem lauten schrei schmeiße ich eine Vase gegen die Wand. Wutentbrannt schaut meine Mutter mich an und zischt:"Du dreckiges Mistvieh. Wieso kannst du nicht so wie deine Schwester sein?" Meine Hände ballen sich zu Fäusten und ein kalter Schauer läuft meinen Rücken runter. "Du hast Penelope geformt. Ich hatte noch das Glück, das Dad Mir das meiste über das Leben beigebracht hat."

Empört zieht sie die Luft ein. "Ach wenn das so ist, dann geh doch zurück zu diesem elendigen Trinker und seinem nichtsnützigen Sohn." "Colden ist genauso dein Sohn wie seiner. Außerdem hat Dad einen Job und trinkt deshalb schon lange nicht mehr. Aber ja, das ist eine gute Idee. Dann kannst du ja Penelope beibringen endlich Geld ins Haus zu scheffeln, nur weil du zu faul bist um deinen Arsch zu bewegen. Was bist du überhaupt für eine Mutter? Nein, du, Louise, bist es nicht Mal Wert von mir meine Mutter genannt zu werden."

Perplex blinzelt sie, bevor sie den Mund öffnet. Ich, jedoch, halte meine hand hoch und sage:"Ich will nichts mehr von dir hören. Ich gehe jetzt meine Sachen packen und Bitte Colden mich heute noch abzuholen." Ohne weiteres zögern drehe ich mich um und gehe in mein Zimmer.

Nach ungefähr 2 Stunden habe ich einen Koffer und 3 Kartons voll mit Sachen die hier nix mehr zu suchen haben. In einer halben Stunde holt Colden mich auch ab. Seitdem ich vor einem Jahr mit Louise und meiner Halbschwester hierhergezogen bin, ging alles den Bach runter und in der Zwischenzeit hatte ich keine Zeit mich mit der männlichen Seite meiner Familie zu treffen. Natürlich habe ich schon oft mit Dad und meinem Bruder geskypet und so, aber das ist etwas vollkommen anderes als sie direkt vor mir zu haben.

Ein letzter Blick durch das Zimmer verrät mir, dass ich nix vergessen habe. Zufrieden Schnappe ich mir zwei Kartons, die ich jedoch kurz darauf wieder abstelle. "Kann ich dir helfen?" Ertönt es hinter mir. Die kleine, 8 jährige Penelope steht da und grinst mich an. "Klar, du kannst einen Karton nach draußen bringen, wenn du willst." Sie nickt und im nächsten Moment läuft sie lachend mit dem Karton in den Händen an mir vorbei.

Mit ihren hellen, glatten Haaren unterscheidet sie sich stark von mir mit meinen roten und Colden mit seinen schwarzen Locken. Einzig und allein die braun-grünen Augen und die Lippenform geben einen Hinweis darauf, das wir, Geschwister sind. Naja, Halbgeschwister.

Schwer seufze ich und schnappe mir die anderen zwei Kartons. Gerade als ich aus der Tür kommen, höre ich ein hupen. "Cole." Rufe ich meinen Bruder mit seinem Spitznamen. "Ardy." Ruft er mit meinem Spitznamen zurück und steigt aus. Ohne ein Wort zu sagen, legt er seine Arme um meine Taille und wirbelt mich in der Luft.

"Ich habe dich vermisst." Nuschelt er in meine Haare, nachdem er mich wieder runter gelassen hat. "Ich dich auch." Und im nächsten Moment hören wir ein räuspern. "Louise." Meint Colden nur knapp und schnappt sich zwei Kartons. Meine Mutter verdreht die Augen und sagt:"Da verschwendet man seine kostbare Zeit ein Kind auszutragen und kriegt noch nicht einmal den nötigen Respekt von genau diesem."

Ich gehe an ihr vorbei und kontere:"9 Monate hast du ihn in dir gehabt und fast 19 Jahre hast du ihn nicht geliebt." In meinem alten Zimmer schnappe ich mir noch meinen Koffer und packe diesen bei Colden in den Kofferraum. Penelope stürmt aus dem Haus auf uns zu. "Coldeeeen." Ruft sie ganz aufgeregt. Colden bückt sich und umarmt die kleine. Dann kommt sie zu mir und fragt:"Kommst du irgendwann wieder?" Ich nicke und sage:"Klar. Immerhin muss dich irgendwer des richtigen belehren." Ich Wuschel ihr noch einmal durch die Haare und setze mich dann ins Auto.

Noch einmal schaue ich in die kalten Augen meiner Mutter, bevor sie ins haus geht.

Tschüss und auf nimmer Wiedersehen.

RestliebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt