Trigger-Warnung !!!
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„Und wie geht es uns heute?", hörte ich sie fragen. Ich antwortete ihr nicht. Ich wollte nicht. Also blieb ich still. Ich tat so, als wäre sie gar nicht hier.
„Hey, ignorier mich nicht. Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst. Wir sind immerhin Freunde." Nein, das waren wir nicht. Sind wir noch nie gewesen. Sie war keine Freundin. Freunde tun diese Dinge, die sie tat, nicht. Sie machte mich fertig. Kaputt. Ich konnte einfach nicht mehr.
„Du willst also wirklich nicht mit mir reden? Obwohl ich doch die einzige bin, die die ganze Zeit bei dir ist? Obwohl ich in jeglicher Situation an deiner Seite stand? Obwohl ich dir immer geholfen habe?" Das war auch eine Lüge. Zumindest nur zum Teil. Oder vielleicht war es doch keine Lüge? Es stimmte schon. Sie war immer da. Egal wann. Egal wo. Immer. Sie war da. Als einzige. Sie hat mich nie alleine gelassen.
„Ohne mich hast du doch niemanden." Doch. Ich hatte... hatte... meine beste Freundin! Obwohl sie in letzter Zeit viel lieber mit ihren neuen Freunden rumhängte. „Und zwar weil du dich - zumindest ihrer Meinung nach - zu sehr verändert hast. Negativ. Du bist komisch geworden." Wirklich? Bin ich komisch geworden?
„Und dein alter bester Freund hat sich auch von dir abgewandt. Er hängt jetzt mit anderen Mädchen ab. Dünneren. Schöneren." Wann hatten wir beide das letzte Mal miteinander gesprochen? Ich erinnerte mich nicht mehr. Bin ich wirklich so hässlich geworden? So fett? So widerwärtig, dass er sich nicht einmal mehr mit mir abgeben kann?
„Sogar deine Eltern möchten kaum noch etwas mit dir zu tun haben. Und das muss schon was heißen. Ihr seid immer nur am Streiten. Und wenn ihr das mal nicht tut, dann nur weil sie kein einziges Wort mit dir wechseln. Ich wette, sie schämen sich für dich. Du bist eben nicht gut genug. Scheiß Noten. Kein soziales Leben. Und naja, wie gesagt, du sahst auch schonmal besser aus." - „Wieso bist du bloß so fies zu mir?", presste ich schließlich unter Tränen hervor. Ich wollte das alles nicht mehr hören. Sie hatte ja Recht. Meine Freunde wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Zuhause hing der Haussegen schief. Alles lief schief. Aber hatte das wirklich was mit mir zu tun? War ich an allem Schuld? Hatte sie in diesem Punkt auch Recht?
„Fies? Ich zu dir? Ach süße, du weißt doch, dass das nicht stimmt. Ich würde dir doch niemals etwas schlechtes wünschen. Ich bin nicht fies. Ich bin dir - meiner Freundin - ehrlich gegenüber. Sowas tun Freunde. Die Wahrheit ist zwar hart und schwer zu verkraften, aber du darfst deine Augen nicht vor der Realität verschließen." Bin ich denn wirklich so scheiße? Ja, natürlich. Was für eine Frage! Wie konnte ich bloß so doof sein?! Ich bin wirklich scheiße und beschissen. Und fett! Ich bin so fett geworden. Kein Wunder, dass niemand mehr irgendetwas mit mir zu tun haben möchte. Abgesehen davon, dass ich dumm wie eine Scheibe Toastbrot bin, bin ich auch noch fett wie ein Schwein.
„Hey, hör auf zu weinen."
Erst jetzt bemerkte ich, dass Tränen meine Augen verlassen hatten und nun unaufhaltsam meine Wangen hinab rinnen. „Ich bin deine Freundin. Ich kann dir helfen. Du musst mich nur lassen. Möchtest du, dass ich dir helfe?"
Möchte ich das? Eigentlich nicht. Ich wusste, dass die Art und Weise, mit der sie mir helfen wollte, nicht gut für mich war. Andererseits... Was hatte ich denn noch zu verlieren? Die Personen, die mir wichtig waren, interessierten sich nicht mehr für mich. Es konnte doch gar nicht mehr schlimmer werden.
„Hilf mir. Bitte."
„Aber natürlich tu ich das", sagte sie und ich spürte wie ihre knochige Hand meine Schulter umfasste, „Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du das schönste Mädchen von allen sein und sie werden es alle bereuen, dich im Stich gelassen zu haben."
Ja, das werden sie. Sie werden mich bewundern und ich werde besser sein als sie. Und sie werden zu mir zurück kommen und ich werde das beliebteste Mädchen auf der ganzen Schule sein. Das dünnste und das schönste.
„Danke Ana", sagte ich und spürte, wie sich ihre andere, sehnige Hand um meinen Hals schloss.