1. Kapitel

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  Emma ist eigentlich so der Durchschnittsmensch und das Durhschnittsmädchen. Nicht spindeldürr aber auch nicht zu dick (auch wenn sie das anders sieht), mit einem normalen Gesicht und einem ausgeglichenen Charakter, wenn man sie nicht unter Druck setzt, oder sie nervös wird.
Und was macht so ein Mädchen? Sie lebt ihren Traum.
  Emma arbeitet auf einem Gestüt mitten im nirgendwo und doch nah genug an der Zivilisation, um noch reiche Leute anzulocken.
Doch sie arbeitet nicht als Reitlehrerin oder gar Turnierreiterin, nein, sie ist das Stallmädchen und bekommt das auch immer zu spüren, so wie jetzt:

,,Emma? Emma! EMMA!!!"
Ich zuckte zusammen und nahm eilig die Kopfhörer raus.
,,Was gibtś Madame Flora?", fragte ich die Frau vom Gestütsinhaber und trat aus der Box, die ich gerade ausgemistet hatte.
,,Ich habe dich gebeten, mir die Gamaschen für Dancer zu holen und du weigerst dich, mir zuzuhören!" Madame Flora war rot im Gesicht vor Wut und hatte die eh schon schmalen Lippen zu einem, kaum noch zu sehenden Strich zusammengepresst.
  Sie bestand darauf, dass man sie Madame nannte und ihren ehrenwerten Gatten (hüstel, hüstel) Monsieur Miguel nannte, und das im 21 Jahrhundert.
,,Natürlich, Madame, ich hole sie sofort", sagte ich, stellte noch im selben Atemzug die Mistgabel an die Boxenwand und eilte an ihrer rundlichen Gestalt (du meinst fette Gestalt, ihre Jacke lässt sie ja schon immer offen, weil sie sich keine neue kaufen will, aus Angst jemand könnte auf die Idee kommen, die alte Jacke hätte nicht mehr gepasst) vorbei, den Gang entlang und in die Sattelkammer.
  Dort angekommen, öffnete ich die Spinttür mit dem Namen Dancer und holte die schneeweißen Gamaschen heraus. Jedes der zwanzig Pferde auf dem Gestüt hatte seinen eigenen Spint, mit allen möglichen Sachen, die die Besitzer für nötig erachten (nicht, dass alles so notwendig ist, ich bezweifle, dass Dancer 8 verschiedene Gamaschen benötigt)
  Madame Flora wartete noch immer da, wo ich sie zurückgelassen hatte, jedoch noch ein wenig röter im Gesicht.
,,Sag mal, hast du dir jetzt extra viel Zeit gelassen, oder warst du schon immer so lahmarschig."
Ich schluckte meinen Protest hinunter (die alte Schnepfe ist ja selbst nicht schneller) und überreichte ihr die Gamaschen, ohne ein Wort.
,,Wenn du dann fertig bist, kannst du noch Lucifer fertig machen, Stephan möchte noch eine Runde übers Padock drehen." - ,,Aber Madame Flora, ich brauch vermutlich noch eine Weile, bis ich fertig bin und bis dahin wird ihr Sohn bestimmt selbst sein Pferd gesattelt haben."
Madame Flora wurde, obwohl das fast unmöglich schien, noch dunkler im Gesicht (Unterteibug des Jahrhundert, sie sieht aus, wie eine überreife Tomate) und plusterte sich auf:,, Was fällt dir ein?!" schrie sie, ,,du wirst dafür bezahlt, dass du dich um die Pferde kümmerst und da gehört sattelt und putzen, sowie Stallausmisten dazu, und jetzt mach dich an die Arbeit, sonst setzt es was und du schläfst im Stall!" (wow, überleg dir mal was neues).
  Ich unterdrückte ein Augenrollen, machte mich auf den Weg zu der Box, die ich noch fertig ausmisten musste.
Madame Flora schnappte sich unterdessen die Gamaschen von Dancer, legte sie an (sie kriegt ja doch noch was allein auf die Reihe!) und verließ mit dem Grauschimmel den Stall.
  Ich mistete die Box im Eiltempo aus und ging dann wieder in die Sattelkammer, um das Reitzeug für Luzifer zusammen zu suchen. Danach ging ich durch den Stall zu seiner Box.
  Lucifer war ein riesiger Friese mit einer langem gewellten Mähne und sein Charakter entsprach seinem Namen, er war der Teufel in Pferdegestalt. Jeden, außer Stephan, biss oder schlug er. Ich konnte verstehen, das Lucifer sich mit Stephan verstand, gleiches fühlt sich halt von gleichem angezogen.
  Lucifer sah mich misstrauisch an, dann witterte er meinen Geruch und beugte den Kopf in meine Richtung, er kannte mich mittlerweile ein bisschen. Ich tätschelte seine Nüstern vorsichtig und legte ihm dann das Zaumzeug über.
Danach ging um ihn herum, legte ihm die feuerrote Satteldecke über und hievte dann den Sattel auf seinen Rücken. Lucifer zuckte kurz, dann entspannte er sich wieder, als ich im beruhigend über den Hals strich.
  Als ich alle Gurte festgezogen hatte, nahm ich die Zügel in die Hand und führte ihn in die Stallgasse, wo ich ihn an einem der Ringe festband, damit Stephan ihn sich dann einfach nehmen und reite könnte (sei doch ehrlich zu dir, du willst dem Arschloch bloß nicht über den Weg laufen).
  Okay, ja ich konnte diesen arroganten Kerl einfach nicht ausstehen, er war so von sich selbst begeistert, da kriegte ich Würganfälle.
,,Na, mein Guter." Wenn man vom Teufel sprach, kaum war ich in einer neue auszumistenden Box, ertönte auch schon seine tiefe, widerlich arrogante Stimme durch den Stall.
  Ich konzentrierte mich ganz auf das Ausmisten, in der Hoffnung, dass er einfach mit Lucifer aus dem Stall verschwindet. Leider tut er mir nicht den Gefallen.
,,Hey, Stallmädchen! Bring mir Luzifer aufś Padock!", rief er und ich konnte mein Augenrollen und Aufstöhnen nicht mehr unterdrücken.
,,Du bist doch selbst gerade hier, also nimm du Luz doch mit", sagte ich und trat aus der Box.
Stephan sah mich mit hochgezogener Augenbraun an. (Warum können das immer nur die Arschlöcher?)
,,Ich dachte du bist ihr die Angestellte und dafür zuständig!"
Er verzieht den Mund zu einem spöttischen Grinsen.
  Ich unterdückte ein Seufzen, ging an ihm vorbei zu Luz, band ihn los und führte ihn hinaus.
Wie ein Messer bohrte sich sein Blick in meinem Rücken und musste ein Schaudern unterdrücken.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 01, 2019 ⏰

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Scheiß auf den Prinzen, ich nehme das PferdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt