Es regnete.
Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben des Hauptquartiers.
Zum Regen hinzu kam auch noch Nebel und starker Wind, welcher die Regentropfen immerwieder gegen die Fensterscheibe schlagen ließ.
Die Mission für heute wurde abgesagt, verschoben wenn der Himmel sich aufklarte und das Wetter wieder besser wurde.
Die tapferen Soldaten, die eigentlich hatten kämpfen wollen, ihre Schwerter im Kampf gegen die ewigen, fressenden Feinde hatten schwingen wollen, wurden zum rumsitzen und ausharren verdonnert.
Zumindest Sasha störte das wenig.
Sie saß neben Connie und aß. Wieder. Zum vierten Mal an diesem Tag, auch, wenn es diesesmal nur ein Laib Brot war, den sie Christa hatte klauen können, obgleich das Ymir nicht gepasst hatte.
"Du bist zu gut für diese Welt" hatte das Mädchen mit dem blonden Engel geschimpft. Doch die hatte nur still gelächelt und nichts gesagt.
Für sie reichte es, Sasha so zufrieden zu sehen, und Hunger hatte sie momentan sowieso keinen.
"Ich sage dir Connie, das ist das beste Brot seit Ewigkeiten" nuschelte sie und schluckte, ehe sie sich an die Schulter ihres festen Freundes lehnte.
Der legte nur seufzend, aber dennoch grinsend, einen Arm um sie "Das liegt wohl daran, daß es frisch ist" stellte er fest.
Da der Aufklärungstrupp nicht sonderlich beliebt war, und ziemlich weit unten stand, reichten die immer spärlich gewordeneren Steuergelder gerade so für die Expeditionen.
Kein Wunder, daß es meistens nur altes, hartes Brot gab, und wieder aufgewärmte Eintöpfe.
Dem Kommandant selbst tat es weh, das er seinen treuen Soldaten nicht mehr bieten konnte, doch so war die Lage auf der Welt nunmal.
Levi jedoch hatte einen anderen Plan für die Kadetten, die nur faul herumsaßen, und so erschien er im Essenssaal.
"Hey ihr Gören" rief er und verschränkte die Arme "Wer faul rumsitzen kann, der kann auch putzen. Na los, schnappt euch einen Besen und fangt an" Er klatschte in die Hände.
Absolut niemand hätte es je im Leben gewagt, ihm zu widersprechen.
Niemals.
Es sei denn, derjenige hätte es eilig gehabt, zu sterben.
Aber da Eren bereits jener Idiot war, der das Sterben verdammt eilig hatte, sagten sie alle nichts, schwangen sich von den Bänken oder Tischen, auf denen sie saßen, und gingen stillschweigend zur Rumpelkammer, um die Putzsachen herauszuholen.
"Ich wisch dir ganz bestimmt nicht den dreckigen Boden hinterher, Yeager" rief Jean angepisst, weil er nur einen Lappen bekommen hatte, und sicher nicht auf dem Boden umherkriechen wollte.
Die Fenster durften sie nicht anrühren, daß war Levis Aufgabe, sonst machten sie noch was kaputt.
"Nachdem ich gekehrt habe, ist der Boden blitzeblank" verteidigte Eren sich sofort und sah Jean an.
Die beiden waren ein Paar, das wusste das gesamte Hauptquartier, aber sie schafften es immernoch nicht, sich ihre Liebe zu gestehen.
Stattdessen taten sie lieber weiterhin auf Feind, aber da die Wände sehr dünn waren, konnte man sich ab und zu vom Gegenteil überzeugen.
Levi seufzte und wandte sich ab "Wenn ihr euch prügelt, könnt ihr auch Teller abwaschen" sagte er kalt und lief zu Erwin.
Da gab es noch etwas, das ihn anpisste.
Er setzte sich auf den Schreibtisch des Kommandanten, die Füße auf dem Boden "Sag mir, warum die Mission verschoben wurde." wollte er wissen.
Erwin sah von seinem, jetzt auf dem Boden liegenden, Papierkram auf.
"Weil das Wetter so gut ist wie deine Stimmung" sagte der blondhaarige und lehnte sich zurück, den Blick seiner blauen Augen stur auf Levi gerichtet.
"Und das soll ein Grund sein?" fragte Levi verächtlich "Erinnerst du dich an das Wetter damals, als Farlan und Isabell gestorben sind?" fügte er hinzu "Sind die neuen Kadetten heute alle aus Zucker?"
Erwin seufzte resigniert "Levi, so sind die Vorschriften. Ich kann nichts dagegen tun. Wenn uns nunmal von oben verboten wird, bei so einem Wetter los zu reiten, ist das eben so. Außerdem war das Wetter damals, als deine Kameraden starben, am Anfang gut. Jetzt ist es von Anfang an schlecht. "
Levi wusste, daß er Recht hatte, doch zugegeben hätte der Junge Mann das nie.
" Hmmh, meinetwegen"
Er drehte den Kopf zu Erwin und da war es wieder.
Dieses Herzklopfen.
Dieses Kribbeln, das seine Wirbelsäule hinunterschoss.
Dieses eigenartige Gefühl, das er auf einmal ganz leicht war.
Diese Titanen in seinem Bauch.
Doch benennen konnte er das Gefühl, daß er empfand, nicht.
Wie auch?
Er ahnte, was es war, aber das wollte er nicht zugeben.
Also gab es keinen Namen für seine Gefühle, zumindest in ihm drin nicht.
Aber die Weise, wie der ältere ihn Ansah, wie sie sich zufällig berührten, daß alles machte ihn verrückt. "Wars das, Levi?" fragte Erwin und riss den Putzteufel damit aus seinen Gedanken. "Was? Ja. Alles ist gut"
Er schwang sich vom Schreibtisch. "Ich geh das putzen der anderen kontrollieren"
Doch bevor er das tat, musste er etwas ausprobieren.
Er lief einmal geschickt um den schweren, dunkelbraunen Eichenschreibtisch des Kommandanten herum, zog ihn zu sich und küsste ihn.
Schnell, hastig, nur für einen Herzschlag lang.
Dann verschwand er durch die Bürotür in den Gang.
Jetzt wusste er, jetzt musste er sich eingestehen, was mit ihm los war.
Er.
Levi Ackermann, der stärkste Soldat der Menschheit, war in Erwin Smith verliebt.
Aber das hatte keine Zukunft.
Niemals.
Das war nicht wie die Beziehung zwischen den Kadetten, die mal eben so locker anfing.
Das hier war etwas anderes.
Diese Bälger konnten ihre Gefühle doch nicht verstehen, aber er wusste, was es bedeutete, Erwin zu lieben.
Welche Vorteile es hätte.
Aber auch, was er dafür verlieren würde.
Er konnte nicht, so sehr er wollte, nein, er durfte nicht.
Er musste seine Gefühle sich ignorieren, sich einbilden, daß da nichts wäre.
Doch ganz tief in sich drin flüsterte ihm eine leise Stimme zu, das das nicht ging.
Hanji hingegen, die von draußen durch das Fenster in Erwins Büro gesehen hatte, kicherte.
Sie hatte es doch immer gewusst!
Und jetzt musste sie dafür sorgen, daß die beiden zusammen kamen.
Aber das bekam die selbst ernannte "Verkupplerin des Aufklärungstrupps" mit Sicherheit gut hin.
Erwin hingegen saß verwirrt auf seinem Stuhl und versuchte, den Kuss von vorhin immer und immer wieder auf seinen Lippen nachzufühlen.
Der leichte Geschmack von Schwarztee und Blut, der an Levis rauen Lippen hing.
Er liebte ihn so sehr.
Das wusste er schon seit langem, doch an Levi heranzukommen war schwer, und so hatte er sich immer zurückgehalten.
Doch jetzt.
War Levi etwa selbst verliebt und das nur ein Versuch, herauszufinden, ob das stimmte?
Oder wollte Levi einfach nur wissen, ob Erwin auf ihn stand, und dachte sich nichts dabei?
Die Soldaten des Aufklärungstrupps, allen voran den beiden, gingen mit sehr gemischten Gefühlen zu Bett.
Die einzige, die schlussendlich mit einem Lächeln einschlief, nein, eher einem breiten Grinsen, war Hanji.
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What if I loved you? (Eruri~)
FanfictionWas wäre, wenn Levi Ackermann, der stärkste Soldat der Menschheit, sich plötzlich verliebt? Und dann auch noch ausgerechnet in seinen Vorgesetzten, den Kommandanten Erwin Smith? Kann er ihn denn überhaupt lieben? Oder sind die Hürden zu groß? Hauptp...