1. Kapitel Unter Mädchen

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Melanies Po schmerzte leicht von der ungewohnten Strampelei auf dem Fahrrad. Sie war mit ihren Freunden unterwegs zum Zelten. Seit drei Stunden fuhren sie schon, und es würde mindestens noch mal solange dauern. Sie musste ihren Hintern erst mal in eine andere Position bringen, sonst würde sie den heutigen Tag nicht überleben, also rutschte sie mehrfach hin und her. „Wir machen gleich eine Pause Melanie. Dann kannst Du Dich etwas erholen. Den anderen wird es ähnlich ergehen." Das war Bernd, einer ihrer Freunde aus der Clique. Er fuhr hinter ihr und amüsierte sich leicht. Sah ganz niedlich aus, wie sie mit ihrem süßen knackigem Hintern da so versuchte, eine bessere Position zu bekommen. Sie war enorm fraulich geworden, im letzten Jahr. Ihre Rundungen hatten genau an den richtigen Stellen zugelegt, fand er. Ein bisschen an den Brüsten, etwas in der Breite an den Hüften und ebenfalls etwas an den Pobacken, ein wenig an den Oberschenkeln. Sie war schon ein klasse Anblick. Wie die übrigen Mädels auch, aber am schönsten, fand er, war eindeutig sie.

Zur Gruppe gehörten noch Max, Marcel und Benny sowie Bärbel, Kristin und Simone. Wobei Marcel und Simone wirklich miteinander befreundet waren, schon fast zwei Jahre lang. Sie alle gingen jetzt in die 13. Klasse des Hittorf-Gymnasiums, waren dort in einer Stufe. Sie kannten sich zum Teil schon seit der 5. Klasse, Max und Bärbel kamen dann ab der 11 von einem anderen Gymnasium dazu, Max, weil seine Eltern von Oberhausen nach Münster zogen, Bärbel, weil sie in ihren alten Schule nicht klar kam. Alle zusammen hatten sie Mathe Leistungskurs, und da waren sie die verschworene Gruppe schlechthin. Halfen sich gegenseitig, wo sie konnten. Daher war es nicht verwunderlich, dass keiner von Ihnen schlechter als zwei stand. Die meisten hatten auch die Vorstellung, mal Mathe oder Physik oder eine andere Naturwissenschaft zu studieren. Auch ansonsten kamen sie alle mehr oder weniger problemlos mit der Schule klar. Bärbel hing in den Sprachen etwas hinterher, besonders in Französisch. Und Benny hatte so seine Mühe mit Chemie, was ein bisschen verwunderte, war sein Vater doch Professor für Biochemie an der WWU. Benny versuchte eine versteckte Anspielung darauf immer mit dem Argument zu kontern, dass es auch Äpfel geben müsste, die mal weiter weg vom Stamm fielen.

Sie waren eine Gruppe, die absolut zusammen hielt. So sehr sie sich untereinander auch necken konnten, nach außen waren sie wie das berühmte Pech und Schwefel. Für Melanie war es die erste Tour dieser Art. Zwar war sie im letzten Jahr schon mit den meisten, damals waren Max und Bärbel noch nicht dabei, und auch Benny nicht, da er krank war, mit einer Jugendgruppe für 12 Tage in Spanien gewesen, aber diesmal waren sie komplett auf sich alleine angewiesen. Melanie war 17. Seit Anfang Mai. Damit war sie zusammen mit Kristin die Jüngste. Bernd, Marcel und Simone waren bereits 18. Die anderen lagen irgendwo dazwischen. Einen Freund hatte Melanie noch nicht. Von den acht waren bis auf Marcel und Simone alle ohne Freund oder Freundin. Bernd hatte vor einem Jahr mal für ein paar Wochen etwas mit einem Mädchen, hielt aber nicht. Und davor, schon länger, mit einer anderen. Und von Kristin wusste sie, dass sie ein klein wenig für Benny schwärmte, aber das war auch erst seit der letzten Fete, und Benny wusste noch nichts davon. Kristin war eigentlich ein sehr aufgewecktes, selbstbewusstes Mädchen, wie alle aus der Clique sich eigentlich nicht unterbuttern ließen, aber in Liebesangelegenheiten schien sie verdammt schüchtern zu sein. Und manchmal war sie etwas komisch zu den Jungs um sie herum, vor allem, wenn viele andere Mädchen da waren. Sie hatte sich kurz nach der Fete Melanie anvertraut. Melanie konnte verstehen, dass Kristin noch abwarten wollte. Schließlich waren sie ja ganz dick miteinander befreundet, und wenn Benny keine Liebe für sie empfand, konnte das vielleicht zu Spannungen führen. Insofern kam die 10-tägige Zelttour genau richtig, um tiefergehende Gefühle herauszufinden.

Das Ziel war ein kleiner Zeltplatz in der Nähe eines Baggersees im Emsland: Melanie kannte ihn schon. Ihre Eltern waren früher, als Melanie noch sehr klein war, öfters dorthin gefahren. Sie hatten sich über das Internet dort angemeldet, dann hatten Bernd und Max die Radtour geplant. Von der Route bis zur Packliste. Jetzt waren die Acht mit drei Fahrradanhängern und jeweils Satteltaschen hinten und vorne bestückt wie die Packesel. An schnelles Fahren war überhaupt nicht zu denken, nur gut, dass die Strecke fast nur flach war. Marcel hatte sich von den Pfadfindern, dorthin hatte er noch gute Kontakte, ein großes Zelt für zehn Personen besorgt. Sie hatten sich darauf geeinigt, alle zusammen zu schlafen, weil es insgesamt weniger Gepäck bedeutete. Über Simone und Marcel hatten sie dann eine ganze Weile gefrotzelt. ‚Dann müsst ihr halt leise stöhnen.' ‚Nur wenn wir zuschauen dürfen. Dann können wir noch etwas lernen.' ‚Ihr könnt ja in den Wald gehen.' ‚Ihr werdet doch mal 10 Tage abstinent sein können.' Die beiden hatten sich daraufhin nur angeschaut, und dann hatte Simone nur gesagt. „Wir nehmen Eintritt. Drei Vorstellungen am Tag, jeweils 30 Minuten, 5 €." Worauf sie nur ein ‚wir nehmen Dich beim Wort' als Antwort bekam und jeder einen 5 Euro-Schein für die erste Vorstellung in die Mitte legte. Und alle vor Lachen prusteten und Simone und Marcel sich etwas irritiert anschauten. Bernd hatte dann das Geld grinsend und ohne ein weiteres Wort eingesteckt. Am nächsten Tag hatte er Eintrittskarten ausgegeben. Und ein kleines Din-A5-Plakat am Computer erstellt und an alle verteilt. ‚Einladung zur Vorstellung: Liebesspiele – Lustvolle Handlungen in drei Szenen. 30-minütige Vorführung mit Fortsetzungscharakter. Dienstag, 22. Juli 2003, 20:30 Uhr. Hauptdarsteller: Simone Degenhardt und Marcel Schmitt. Eintritt nur im Vorverkauf: 5 €.' Simone hatte fast einen Ohnmachtsanfall, als sie den Zettel las. Bernd hatte zur Auflockerung da und dort Herzchen in verschieden Größen und Schattenrisse von sich umarmenden Paaren abgebildet.

Vom Mädchen zur FrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt