Kapitel 1

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Wofür leben wir? Also was ist der Sinn des Lebens? Ich verstehe es  nicht. Wir leben ein beschissen langweiliges Leben, nur um irgendwann  genauso langweilig zu sterben und einfach alles zu verlieren, dass wir  uns aufgebaut haben. Wenn wir tot sind und wir nichts erlebt haben, was  werden unsere Kinder deren Kindern erzählen? Aber wenn wir etwas machen,  etwas Revolutionäres, dann erinnert man sich an uns. Jahrhunderte  später. Und es muss ja nicht einmal was positives sein.
Es  ist egal, ob wir ein neues Weltwunder entdecken oder einfach nur  Massenmörder sind. Irgendjemand wird über uns reden und erzählen...

"Joey ist charmant, gut aussehend, lustig und wohl der beste Freund, den man sich wünschen kann.", schwärmt Victoria vor sich hin und reist mich aus meiner Tagträumerei.

Der Beginn eines üblichen Netflix-Abend.

Diese Netflix-Abende finden alle 1-2 Wochen Freitags im Haus der King's statt. Vicky's  Eltern sind viel unterwegs und so haben wir immer unsere Ruhe bei  Ihnen. Und ihr großer Brüder, Jacob, ist froh, wenn er uns nicht zu  Gesicht bekommen muss, weswegen er meist den ganzen Abend sich in sein  Zimmer einsperrt oder auf Partys geht. Ja, Jacob gehört zwar zur Ben und  Caleb's Clique, doch mich und Zoe hasst er. Aber das beruht auf Gegenseitigkeit. Warum er mich nicht mag? Keine Ahnung. Ich jedenfalls mag ihn nicht, weil er eben einfach das größte Arschloch auf diesem Planeten ist.

"Vicky wir haben es verstanden. Joey  ist super heiß, aber ich muss dich enttäuschen, wir haben uns für heute  die letzten Folgen Haus des Geldes vorgenommen. Also kein Friends. Und das heißt auch kein Joey.", gibt Mason etwas gereizt von sich.

Ich verstehe meinen Bruder zu gut, denn irgendwann regt die Schwärmerei mehr als nur auf.

"Babe ich muss jetzt auflegen. Nein. Jaha. Ich... ich muss jetzt wirklich gehen. Ja....", ertönt es aus der Küche.

Genervt lasse ich mich auf das abgeranzte Sofa fallen. Schon seit 8 Monaten geht diese On-and-off-Beziehung zwischen Caleb und Katy. Ja richtig geraten der beliebte Badboy und die beliebte Tusse. Katy macht Schluss, weil Caleb  mit irgend einer anderen im Bett war, kommt dann aber 3 Tage später  wieder zu ihm gekrochen. Und ja ich bin ehrlich, ich halte davon gar  nichts. Niemand hält was von dieser Barbie.

"Okay Leute lasst uns anfangen, sonst schaffen wir das Finale wieder nicht. Caleb du fettes Stück komm her! Mason schließ bitte alles noch richtig an.", schreit Ben wie ein Diktator durch das Haus. Und es erstaunt mich jedes Mal aufs neue, dass wirklich jeder, sobald Mason schreit, sich ruhig aufs Sofa beziehungsweise auf einen der zwei roten Sessel kauert und konzentriert auf die Leinwand starrt. Und auch Caleb schafft es aufzulegen und es sich bei uns im Wohnzimmer gemütlich zu machen.

Irgendwie lustig. Schon seit Tag 1 läuft alles jeden Tag, naja meistens, gleich. Wir kommen alle fast gleichzeitig an. Caleb verzieht sich, zumindest wenn er in dem Zeitpunkt mit Katy zusammen ist, in irgend eine ruhige Ecke und telefoniert. Ben und ich bereiten in der Zeit schon die Snacks vor. Zoe und Vicky sitzen auf den Sesseln und lästern, fachsimpeln oder erzählen sich einfach den neusten Tratsch. Und Mason steckt soweit schon alle Kabel an den Beamer für die Leinwand an. Sobald die Snacks fertig sind schreit Ben durchs Haus und alle sitzen an ihrem Platz. Ungefähr 5 Stunden später dasselbe Spiel. Ben und ich räumen alles was in die Küche gehört auf. Mason baut ab. Caleb hängt an seinem Handy. Und die zwei Mädchen reden über die Serie. Jedes Mal dasselbe. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke ganz schön langweilig...

Der  erste Ton ertönt aus den schwarzen Lautsprecherboxen, die beide  zentriert links und rechts neben der Leinwand stehen. Und sofort werden  sogar Zoe und Victoria mucksmäuschenstill.

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Das Finale Haus des Geldes war der Hammer! Und an manchen stellen auch etwas verwirrend und kurz danach schockierend.

"Ellie warte, ich helfe dir."  In dem Moment taucht rechts von mir Ben auf, der mir eine der zwei  Schüsseln abnimmt, die vor 5 Stunden noch randvoll mit Popcorn waren.  Ich schaue ihn lächelnd an und bedanke mich für seine Hilfe.

Cold handsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt