Teil 1

5.4K 159 19
                                    

Wir Gryffindors hatten das Quidditchspiel gewonnen und die Stimmung im Gemeinschaftsraum war gewaltig. Es gab Butterbier und alle feierten Harry und Ron. Ich stand neben Harry und freute mich für meinen besten Freund. Harry war schon immer wie ein Bruder für mich und ihn glücklich zu sehen war ein tolles Gefühl.

Ich blickte mich suchend im Raum um. Irgendwo hier musste doch Ron stecken. Ich wollte ihm gratulieren und vielleicht würden wir auch ein Butterbier zusammen trinken. Ich hatte schon lange Gefühle für ihn, auch wenn ich das bis jetzt niemanden gesagt hatte.

Ich weiß, dass viele Ron für dumm halten, aber das ist er nicht. Ja ich gebe zu, er schreibt nicht gerade die besten Noten, aber das liegt daran, dass er so faul ist. Eigentlich ist er sogar ziemlich schlau und mutig. Wenn ich nur daran zurück dachte, wie viel wir schon gemeinsam durchgestanden hatten...

Ich ließ meinen Blick weiter durch den Raum schweifen um nach Ron zu suchen. Ach da stand er ja. Mitten auf einem kleinen Podest und wurde von den anderen gefeiert. Es tat ihm gut, auch mal im Mittelpunkt zu stehen und nicht immer im Schatten von Harry.

Ich wollte gerade zu ihm gehen, als ich sah, wie Lavender sich neben ihn stellte und zu sich zog. Was wollte sie von ihm. Ich blieb wie angewurzelt stehen und sah genau, wie Lavender Ron zu sich zog und küsste. Sie küsste meinen Ron. Mein Herz fühlte sich an, als würde es zerreißen wollen, als Ron den Kuss erwiderte.

Ich bekam kaum noch Luft und der Kloß in meinem Hals wurde immer größer. Schnell drehte ich mich um und lief nach draußen. Weg aus dem Gemeinschaftsraum und weg von Lavender und Ron. Sobald das Gemälde der fetten Dame hinter mir zufiel verließ das erste Schluchzen meinen Mund und die Tränen liefen mir übers Gesicht.

Heulend rannte ich durch die Gänge. Ich konnte kaum noch etwas sehen und ich hatte keine Ahnung wohin ich lief. Ich wollte einfach nur weg. Ich fühlte mich verraten und so unglaublich einsam. Plötzlich lief ich in jemanden hinein und ein lautes Schluchzen verließ meine Lippen.

Ich hatte keine Ahnung in wen ich gelaufen war, aber ich fühlte wie die Person mich fest umarmte und mir sanft über den Rücken strich. Mir war es egal, wer die Person war, ich krallte mich nur in den schwarzen Pullover und weinte. Ich fühlte mich so schwach und meine Beine gaben unter mir nach.

Die Person hielt mich fest, hob mich sogar hoch, als würde ich überhaupt nichts wiegen und trug mich zu einer Treppe, auf der ich vorsichtig abgesetzt wurde. Die Person hielt mir ein Taschentuch hin und ich nahm es dankend entgegen. Ich wischte mir mehrmals über die Augen, bis ich endlich wieder etwas sehen konnte.

Ich sah in das Gesicht meines Trösters und vor Schreck weiteten sich meine Augen und ich rutschte einige Zentimeter von der Person weg. „Pro.. Professor?!", stotterte ich und sah in die dunklen Augen von Severus Snape. „Was ist passiert, dass sie so aufgelöst durch die Gänge laufen Miss Granger?", fragte er mit seiner rauen Stimme und blickte mich nachdenklich an.

Er wirkte weder sauer noch genervt. Ich wusste nicht warum, aber irgendwas in meinem inneren brachte mich dazu zu antworten. „Ich habe gesehen, wie Lavender Ron geküsst hat und er hat den Kuss auch noch erwidert.", schniefte ich und wieder liefen mir die Tränen übers Gesicht und zu meiner großen Überraschung zog Snape mich in seine Arme.

Er hielt mich einfach nur fest und streichelte mir behutsam und tröstend über den Rücken. „Hören sie Miss Granger, ", sagte er und drückte mich leicht von sich weg, damit er mir ins Gesicht schauen konnte, „kein Mann ist es wert, dass sie wegen ihm weinen und erst recht nicht ein Ronald Weasley.Ich weiß ja nicht, was sie an diesen beiden Idioten finden, aber..."

„Die beiden sind meine besten Freunde und keine Idioten.", unterbrach ich ihn sauer und rutschte wieder ein paar Zentimeter von ihm weg. „Entschuldigen sie, wenn ich das so sage, aber wenn Mister Weasley eine Lavender Brown ihnen vorzieht, dann ist er ein Idiot.", stellte er sachlich fest und lehnte sich an die Wand.

Irgendwie war diese Situation seltsam. Ich saß mit Professor Snape auf derTreppe im verlassensten Teil von Hogwarts und sprach mit ihm über mein Liebesleben. Was suchte er überhaupt hier und warum gab er sich die Mühe mich zu trösten.

Hier saß ich nun, auf einer Treppe zusammen mit Snape und keiner von uns beidenwusste, was er sagen sollte. Irgendwann rang ich mich dazu durch und fragte leise: „Warum sind sie plötzlich so nett zu mir und trösten mich?" Zu meiner Überraschung begann er zu lachen und er hatte ein herrliches Lachen. Ich glaub so hatte ich ihn noch nie gesehen.

Als er sich wieder beruhigt hatte antworteteer nur mit dem Satz: „Weil ich sie mag Miss Granger." Mit offenem Mund starrte ich ihn an und brachte nur ein verdutztes, „Wieso?", heraus.

Wieder lachte er, bevor er antwortete: „Naja, zum einen weil sie eine der schlausten Hexen sind, die ich kennen lernen durfte und zum anderen, weil sie ein unglaubliches Talent haben, was Zaubertränke angeht. Ich hatte noch nie eine Schülerin, die so wissbegierig ist. Das finde ich äußerst attraktiv." Er sagte das alles so, als wäre das das normalste auf der Welt.

Moment, hatte er gerade gesagt, er fände mich attraktiv. Vollkommen Perplex starrte ich ihn an und es fühlte sich so an, als würde ich ihn gerade zum ersten Mal sehen. Vor mir saß nicht der strenge, immer genervte und kalte Professor. Nein. Vor mir saß ein unglaublich attraktiver, lustiger und starker Mann.

Ich wusste nicht warum mir das nie aufgefallen war, aber Snape hatte einen echt guten Körper. Er saß hier vor mir in einer schwarzen Hose und einem enganliegenden schwarzen Pullover. Seine Muskeln zeichneten sich deutlich darunter ab, seine dunklen Haare hatte er nach hinten gebunden und ich hatte das Gefühl in seinen fast schwarzen Augen zu ertrinken.

Es kam mir vor, als würden diese Augen direkt in mein innerstes schauen und sie wirkten plötzlich nicht mehr kalt und grausam, sondern gütig und treu und ich konnte den Schmerz in ihnen erkennen. Er wirkte auf einmal so verletzlich und irgendwie gebrochen.

Ich hob meine Hand und legte sie sacht an seine Wange und streichelte mit meinem Daumen vorsichtig über die kleine Narbe unter seinem Auge, welche mir nie aufgefallen war. Jetzt war er der jenige, der mich überrascht ansah, aber er ließ es zu und drückte sein Gesicht vorsichtig gegen meine Hand.

Ich will dir nicht weh tunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt