Teil 7

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Die nächsten Monate waren die pure Folter. Wir jagten die Horkruxe, wurden selbst zu den Gejagten und kämpften um unsere Schule. Wir waren mitten in der Schlacht, als Harry Voldemort erneut in seinen Kopf ließ. „Er ist im Bootshaus.", schrie er und ich rannte ihm nach.

Als wir am Bootshaus ankamen, sahen wir wie Nagini Severus angriff und er gegen die Wand des Bootshauses sackte. Wir hörten das leise Geräusch des Apparierens und stürzten in den kleinen Raum. Snape blutete aus einer Wunde am Hals und Harry kniete sich sofort vor ihn und drückte seine Hand dagegen.

Auf einmal durchzog ein stechender Schmerz meinen Kopf und ich sah wie in Zeitraffer alle Momente zwischen mir und Severus vor meinem inneren Auge. Er hatte meine Erinnerungen an ihn tief in meinem Kopf verborgen und erst jetzt, als er dabei war zu sterben, tauchten sie wieder auf.

„Fang sie auf.", hörte ich ihn leise sagen. Harry schrie mir irgendwas zu, aber ich konnte nicht reagieren. Mein Blick verfing sich in Severus und Tränen liefen mir über die Wange. „Hermine schnell.", flehte Harry und endlich konnte ich mich wieder bewegen. Ich griff in meine Tasche und holte eine leere Phiole heraus, die ich ihm sofort gab.

Er fing Severus Tränen damit auf. Endlich schaffte ich es mich hin zu knien. „Du hast ihre Augen.", hörte ich Severus flüstern, während er Harry ansah. Ich wusste, dass er von Lilly sprach. Severus Augen schlossen sich und sein Kopf sackte zur Seite. „Nein.", schrie ich und schupste Harry zur Seite. Ich zog Severus in meinen Arm und weinte.

„Wir müssen weiter Hermine.", sagte Harry und versuchte mich mit sich zu ziehen. „Ich kann nicht.", schrie ich und drückte Severus eng gegen meine Brust. Harry sah mich irritiert an und lief davon. „Weine nicht meine kleine Löwin. Nicht meinetwegen.", hörte ich ihn flüstern. Seine Augen öffneten sich und sahen mich an.

„Du darfst nicht sterben.", flehte ich mit brüchiger Stimme. „Meine Zeit ist gekommen kleine Löwin. Bitte verzeih mir.", keuchte er und ich spürte die Anstrengung, die es ihn kostete zu reden. „Ich verzeihe dir. Ich verzeihe dir alles.", weinte ich und begann ihn zu küssen. Ich küsste seine verweinten Augen, die Wangen und seine rauen Lippen.

Ich küsste ihn, bis ich fühlte, wie der letzte Atemzug seine Lippen verließ und seine wunderschönen dunklen Augen leer wurden. Meine Tränen tropften auf ein Gesicht und ich schloss seine Augen. Vorsichtig ließ ich ihn auf den Boden gleiten und versprach ihm laut: „Wenn das alles hier vorbei ist, werde ich wieder kommen und dich an einen sicheren Ort bringen. Von heute an, werde ich für dich kämpfen." Ich verließ das Bootshaus und begab mich auf die Suche nach Harry und Ron.

Als alles überstanden war, erzählte mir Harry, was Severus alles für uns getan hatte und auch wenn ich schon einen Großteil davon wusste, verstand ich es nun endlich.

Durch den Kampf und die Zerstörung waren alle Schutzschilde kaputt gegangen, was es mir ermöglichte, in Severus Räume zu apparieren. Wie durch ein Wunder war hier noch alles ganz. Es roch sogar noch nach ihm.

Ich betrat das Schlafzimmer und die Trauer überrollte mich wie ein Tsunami. Ich weinte hemmungslos, bis ich keine Tränen mehr übrig hatte. Nach etlichen Stunden stand ich auf nahm frische Klamotten aus dem Schrank, einen weiteren Pullover und ein in Leder gebundenes Buch von seinem Nachttisch. Ich sah mich ein letztes Mal in seiner Wohnung um und apparierte dann zum Rand des Verbotenen Waldes.

Ich zog die Klamotten aus meinem Beutel und mit einem Schwenk meines Zauberstabes tauschte ich sie gegen die Alten. Ich kämmte Severus Haare und band sie zusammen. Harry hatte in der Zeit begonnen, ein Grab auszuheben. Ich griff nach der zweiten Schaufel und half ihm. Es war mühsam, aber Harry und ich hatten uns darauf geeinigt, dass Severus eine richtige Beerdigung verdient hatte.

Als wir endlich fertig waren, legten wir ihn in einen von Hagrid gefertigten Sarg. Ich gab ihm einen letzten Kuss und wir ließen ihn in das tiefe Loch schweben, bevor wir begannen die Erde darauf zu schaufeln. Zum Schluss pflanzten wir Lilien und Wildblumen auf sein Grab. Severus war ein Held gewesen und er hatte so viele Opfer gebracht um uns zu beschützen. Als wir fertig waren, blieben wir noch eine Weile stehen und trauerten gemeinsam, bevor wir wieder zum Schloss gingen und den anderen halfen.

Von da an, besuchten Harry und ich jedes Jahr an diesem Tag das Grab von Severus und erzählten ihm, was alles so passiert war. Ich war mir sicher, dass er es hassen würde, aber mir und Harry half es. Ich las so oft es ging in Severus Notizbuch. Er hatte darin alle möglichen Zaubertränke mit Anmerkungen notiert, oder selbst erfundene Zauber. Aber am häufigsten las ich die letzten Paar Zeilen, auch wenn ich sie mittlerweile schon auswendig konnte.

Meine kleine Löwin,

leider werde ich nie erfahren, ob du diese Zeilen hier wirklich lesen wirst, aber ich stelle mir einfach vor, dass du es tust. Dieses Buch habe ich für dich verfasst. Ich habe nach unserem ersten Mal allein damit begonnen. Ich glaube, es sollte eine Art Wiedergutmachung werden, dafür dass ich deine Erinnerungen gelöscht und versteckt habe, dass ich gelogen habe und für all die Fehler, die ich begangen habe.

Ich nehme an, dass du mittlerweile weißt, dass Lilly meine große Liebe war, aber das soll nicht heißen, dass du mir gar nichts bedeutet hast. Du warst wie das Licht am Ende eines Tunnels, meine Hoffnung und der Grund für den es sich gelohnt hat zu kämpfen. Ich danke dir, für dein unglaubliches Geschenk, was du mir gemacht hast und ich habe jeden Tag an dich gedacht.

Für Lilly wäre ich gestorben, aber für dich habe ich gekämpft und gelebt, was mir so viel schwerer gefallen ist. Ich hoffe, dass du glücklich wirst mit jemand der dich verdient und auf Händen trägt. Bitte versprich mir, dass du meinetwegen nicht für immer Traurig bist.

Ich bitte dich nicht mich zu vergessen, denn wenn ich ehrlich bin möchte ich das nicht, aber ich möchte dich bitten glücklich zu werden, zu leben, Mutter zu werden und das Leben voll auszukosten. Du bist eine beeindruckende Frau und ich weiß, dass du alles schaffen kannst. Bitte achte gut auf dich und lass niemals zu, dass Jemand dir das Gefühl gibt nicht gut genug zu sein, denn du bist wunderbar. Du bist meine kleine Löwin. Vergiss das nie.

InLiebe Severus

Ich will dir nicht weh tunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt