"Schachmatt"

Zwei

Jubel.
Das ganze Volk war ausgelassen.
Es gab eine Krönung zu feiern.
Langsam schritt er durch die jubelnden Asen und Vanen hindurch bis zum Thron.
Dann drehte er sich zu seinem Volk und hob die Arme.
„Loki!" donnerte der Ruf durch die Menge. „Loki"

Schritte im Gang, leise, vorsichtige Schritte.
„Loki!"
Er lächelte auf das Volk herab.
Die Schritte kamen näher, und dann zum Stehen.
„Ich wünsche keinen Besuch. Verschwinde."
Heimdall näherte sich mit Gugnir, dem Speer des Königs. Er senkte den Kopf und hielt ihm den Speer entgegen. Er griff danach.
„Naja. Ehm. Hallo."

Der Traum zerplatze und Loki setzte sich abrupt auf. War das grade...?
Langsam drehte er sich in Richtung der Stimme. Tatsächlich, dort stand sie. Emoria. Er stieß ein bitteres Lachen aus. „Bist du gekommen um mich zu verspotten?"
Sie legte den Kopf schief. „Nein", sagte sie einfach.
Er kam an das Energiefeld gelaufen und sie sah dass es ihm wirklich schlecht ging. Er war noch bleicher als zuvor und auch seine Gesichtszüge waren um einiges härter und kantiger geworden. Er versuchte es zu verstecken, hinter Arroganz und Überheblichkeit, doch Emoria bemerkte es trotzdem.
„Thor muss ziemlich verzweifelt sein, wenn er dich herbittet", sagte er, wandte sich ab und setzte sich aufs Bett.
„Das ist er", bestätigte sie.
Wieder lachte er bitter. „Was willst du?"
„Dir Gesellschaft leisten", sagte sie.
Er verengte die Augen. „Geh weg", zischte er.
Sie lächelte schwach. „Ich weiß du willst das nicht hören", sagte sie. „Aber es tut mir Leid."
„Du hast Recht, ich will es nicht hören", fuhr er dazwischen.
„Ich dachte wirklich du könntest es schaffen. Du warst auf einem guten Weg. Ich wollte nicht dass es so für dich endet."
„War es das?" sagte er kalt.
Emoria sah ihn offen an. „Du solltest mich nicht wegschicken", sagte sie. „Niemand anders möchte mit dir reden."
„Wer sagt das ich mit dir reden will", knurrte er.
„Vielleicht willst du das wirklich nicht", gab sie zu. „Aber du braucht dringend Ablenkung, oder willst du den Rest deines Lebens hier verrotten mit Niemandem als dir selbst an deiner Seite?"
Er hob das Kinn. „Ich habe Freunde."

Sie drehte den Kopf herum. „Ich sehe niemanden." Ihr Blick glitt über die Insassen der anderen Zellen. „Außer die ganzen Versager hier, und ich bezweifle stark, dass sie dir die geistige Ablenkung geben können die du brauchst."
„Was?" rief einer der ‚Versager' aus der Zelle hinter ihr.
„Siehst du?" sagte sie.
Er wandte den Blick ab. „Deine Gesellschaft kümmert mich nicht. Lass mich allein."
Sie hob die Augenbrauen. „Wenn du das wirklich willst mache ich das. Aber ich komme nicht zurück." Sie trat noch einen Schritt dichter an das Kraftfeld. „Du kannst weiter so tun als ginge es dir blendend, als sei dir alles egal, aber irgendwann wirst du an diesen Tag zurückdenken, und bereuen dass du mich hast gehen lassen. Ich meine es Ernst Loki. Ich werde diese bekloppte Reise nicht nochmal machen." Sie wartete einen Augenblick, doch er sagte nichts.
„Schön", sagte sie, drehte sich um und ging zurück zur Treppe. Obwohl sie damit gerechnet hatte dass er sie nicht dahaben wollte war sie ein bisschen enttäuscht.

Sie nickte dem Wachmann zu und passierte den Bogen.
„Warte."
Sie blieb stehen.
„Komm wieder her", sagte Loki und sie hörte, dass es ihn all seine Überwindung gekostet hatte.
Sie lächelte. Dann drehte sie sich um und ging zurück.
Sie setzte sich auf den schmalen Vorsprung vor dem Energiefeld und er setzte sich auf der anderen Seite auf den Boden. Er holte tief Luft, dann lies er seine aufgesetzte Maske fallen.
Es war sogar noch schlimmer, als Emoria erwartet hatte. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, die Haare hingen wirr herum und sein Blick war unstet. Wie konnte aus dem stolzen, überheblichen Mann dieses Wrack werden?

Sie schüttelte den Kopf und seufzte.
Er sah sie nicht an als er sprach. „Wie macht sich die Erde?"

„Oh", sagte sie. „Ganz gut. Es gibt noch viel drunter und drüber aber alles in allem kehrt langsam die alte langweilige Normalität ein."