Das kostbarste Geschenk

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Jonathan war ein kleiner zehnjähriger Junge, der mal wieder nicht wusste, was er sich zu Weihnachten wünschen sollte. Seine Eltern, die Chefs einer weltweit sehr bekannten und erfolgreichen Firma, kauften ihm immer alles, was er auch nur im Laden ansah, wodurch er mal wieder vor der großen Frage stand: Was kann der Weihnachtsmann mir noch geben, was ich nicht schon längst habe?

Er war oft alleine. Als Oberhäupte einer Firma waren seine Eltern ständig unterwegs und ließen ihn bei seiner Nanny Anna. Sie war zwar nett und unternahm immer witzige und tolle Dinge mit ihm, aber es war anders; sie war nicht seine Mutter. Anna wusste das und hatte schon oft versucht mit seinen Eltern darüber zu reden, aber die waren entweder in Eile gewesen oder am telefonieren.

Jonathan war dennoch dankbar für Anna, so war er wenigstens nicht ganz alleine. Obwohl, das war er so oder so nie, denn das riesige Haus in dem er lebte, war mit ziemlich viel Personal ausgestattet. Es gab eine Oberköchin und ihren Assistenten, die immer die besten Mahlzeiten zu jeder Tageszeit hervorzauberten; es gab den netten Butler Charles, der meistens in Jonathans Nähe war, falls er etwas wollte; die zwei Hausdamen, die alles hegten und pflegten und sogar das kleinste Staubkorn verschwinden ließen. Und dann gab es eben noch Anna.

Ja, jeder hätte es geliebt so zu leben und alles zu haben, was man sich nur erträumen konnte, aber Jonathan fühlte sich dadurch nur noch leerer. Weihnachten war für ihn ein trauriger Anlass geworden, denn meistens hatten seine Eltern keine Zeit, da es in der Firma jedes Jahr eine große Weihnachtsfeier gab. Jonathan war immer schon am schlafen, bevor sie wieder zurück waren.

Er vermisste es klein zu sein, also noch kleiner. Da waren die Angestellten immer bei ihren Familien gewesen und Jonathan bei seiner. Mittlerweile mussten jedoch Anna und Charles immer bei ihm bleiben, da er sonst ganz alleine gewesen wäre.

»Mir macht das nichts aus, kleiner Mann«, sagte Charles immer. »Meine Kinder sind selbst schon groß und über das Land verteilt, feiern das Fest mit ihren eigenen Familien. Meine Frau hat uns vor Jahren friedlich verlassen, und nun sitze ich eben hier mit dir.«

»Wieso ist sie gegangen?«, hatte Jonathan gefragt, als Charles es ihm das erste Mal gesagt hatte.

»Sie war krank und ist irgendwann für immer eingeschlafen«, hatte dieser ihm geantwortet und Jonathan hatte nicht weiter nachgefragt.

Anna war jedoch noch jung, gerade mal neunzehn, und studierte Hotelmanagement neben diesem Beruf. Sie hatte eine Familie, Eltern, Brüder und Schwestern, war jedoch trotzdem immer an Jonathans Seite an Heiligabend.

»Weißt du«, hatte sie gesagt, als er nachgefragt hat, wieso sie nicht zu Hause sei, »meine Eltern haben viele Geschwister und die haben wiederum viele Kinder, die vielleicht auch schon Kinder haben und jedes Jahr kommen sie zu uns nach Hause, weil wir den meisten Platz haben und das ist dann immer so ein Durcheinander, dass man dort verrückt werden würde.«

»Es ist bestimmt aufregender als hier«, hatte Jonathan gesagt.

»Oh ja, ganz bestimmt, aber ich finde, dass man an Weihnachten Ruhe braucht, deshalb bin ich viel lieber hier bei dir.«

Und so war es dieses Jahr am Weihnachtstag auch wieder. Jonathan war früh aufgewacht und fand Anna im großen Esszimmer mit Charles und drei Tassen warmen Kakao sitzen.

»Frohe Weihnachten, Jonathan«, sagte sie, als ihre Augen ihn entdeckten.

»Frohe Weihnachten auch euch«, sagte er und kletterte auf den Stuhl. Seine kleinen Hände umhüllten die warme Tasse und er trank einen Schluck.

»Was hast du dir eigentlich vom Weihnachtsmann gewünscht?«, fragte Anna und lächelte, obwohl sie eine Ahnung hatte, dass er sich nichts gewünscht hatte. Sie wüsste es, wenn er es getan hätte, denn er hätte ihr den Wunschzettel gegeben, den sie dann an den Weihnachtsmann hätte schicken sollen.

Ein paar kleine WeihnachtsgeschichtenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt