Act 6

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Im ersten Moment begriff ich nicht, was er gesagt hatte, doch als ich es realisiert hatte, konnte ich es nicht glauben.

"Was?! Sagen Sie mal, sind bei Ihnen ein paar Schrauben locker?" Ich wollte noch mehr sagen, biss mir aber auf die Zunge. Ich durfte nicht vergessen, dass das mein Cheflektor war.  Auch wenn er ein riesiger Arsch war, wie ich gerade feststellen musste.

"Bei mir sind alle Schrauben festgezogen, Miss Winston! Ich will ihnen damit nur einen Gefallen tun."

"Ich scheiß auf ihren Gefallen", zischte ich unbeherrscht. Doch Mr. Bosworth musterte mich unbeeindruckt. Auch wenn das in dieser Situation total unpassend war, fiehlen mir plötzlich total seine Augen auf, mit denen er mich so gruslig musterte. Sie waren scharf geschnitten, doch am auffälligsten waren die Augenfarben. Tiefes Himmelblau, so ein Blau, was man fast schon als Eisklaar bezeichnen konnte. Diese Farbe passte gar nicht zu seinem weiterem Aussehen. Dunkle, glatte Haare und auch einen etwas dunkleren Teint. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich wieder auf das Wesentliche.

"Sein Sie nicht dumm, Miss Winston. Ich will damit doch nur Ihr Werk aufbessern und Ihnen helfen, nicht Sie betrügen."

"Sie wollen mich flachlegen." Dieser Typ kotzte mich so an. Das bestätigte meine Sicht auf Männer. Allesamt Schwanz gesteuert und hohl im Kopf.

"Ich will Sie nicht flachlegen. Ich will Ihrem Buch eine Chance geben. Glauben Sie mir, wollte ich Sie flachlegen, hätte ich das anders angestellt. Ich hätte Sie vermutlich zum Kaffee eingeladen und danach auf einen Wein, bis Sie voll genug wären mit mir ins Bett zu steigen."

"Na wenigstens sind sie ehrlich.", stellte ich missbilligend fest und schnaubte. So etwas wie Scham schien der Kerl nicht zu kennen.

"Aber ich will Sie nicht ins Bett bekommen. Zumindest nicht unter diesen Umständen. Ich will, dass ihr zweiter Teil noch besser wird als der Erste."

"Wissen Sie was? Vergessen Sie es!" Ich stand auf, ohne ihn noch einmal anzusehen. Das ist mir dieser Arsch nicht wert. "Schönen Tag noch, Mr. Bosworth."

"Ich würde es mir an ihrer Stelle nochmal überlegen. Wenn Sie zustimmen würden, fände ich es Sinnvoller Ihnen eine Verlängerung zu geben, als wenn Sie ablehnen."

"Sie wollen mich erpressen?!" Das geht zu weit! Was denkt sich dieser Arsch? dass er sich alles erlauben kann? Wozu habe ich jahrelang den Drang Sex zu haben unterdrückt?

"Ich nenne es nicht erpressen ... nennen wir es einen Kompromiss." Sein Grinsen wiederte mich an. Es war so typisch so ... wiederlich!

"Nennen wir es ein Nein! Einen schönen Tag noch!" Hätte ich gewusst, dass das Gespräch auf sowas hinausläuft, wäre ich nie gekommen. Sowas habe ich noch nie erlebt und hatte auch nie mehr vor so etwas zu erleben.

Ich ging zur Tür um zu verschwinden, doch Mr. Bosworth hielt mich auf. Er nahm etwas von seinem Schreibtisch und kam auf mich zu. Schließlich drückte er mir eine Karte in die Hand. "Meine Handynummer steht da drauf. Rufen Sie immer an, wenn Sie es sich anders überlegen."

"Ganz bestimmt nicht." Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und stürmte aus seinem Büro. Mit schnellen Schritten, vor Wut kochend, stapfte ich an der Epfangsdame vorbei, die mir verwirrt hinterher sah, doch das war mir jetzt total egal. 

Diesmal dauerte mir der Fahrstuhl zu lange, weshalb ich die Treppen hinab stürmte. Auch die Frau an diesem Empfang sah mir erschrocken hinterher und stammelte eine Verabschiedung.

"Schönen Tag noch", fauchte ich und ging durch die Haupttür.

Die frische Luft brachte mich zum stoppen. Ich schloss die Augen und atmete diesen wunderbaren Geruch von frische und Blumen, die vom Blumenladen nebenan kam, ein. Langsam beruhigte ich mich. Was dachte sich eigentlich dieser Arsch? Denkt der ich lege mich auf sein Schreibtisch und er kann mich durch ficken? Arsch! Schwanz gesteuert wie alle anderen Kerle auch.

Ich hielt ein Taxi an, stieg ein und gab dem Taxifahrer meine Adresse durch. Sobald ich zuhause bin musste ich mit Emmy reden und sie um Rat fragen. Sie weiß auf alles immer einen Rat. Ich lehnte mich im Sitz zurück und schloss die Augen. Mein Kopf tat höllisch weh, dank dem Arsch. Ich sollte ihn vergessen. Ihn vergessen ... und pausenlos weiter schreiben.  Ohne sein Angebot anzunehmen werde ich keine Verlängerung bekommen. Auch egal.

Ich sah aus dem Fenster und ließ meine Gedanken schweifen.

Als wir da waren, bedankte ich mich beim Taxifahrer und stieg aus. Ich ging hoch in unser Apartment und schloss erschöpft die Tür hinter mir.

"Was ist den mit dir los?" Emmy musterte mich mit gerunzelt er Stirn. "Wie war dein Termin mit dem Kerl?"

"Der Kerl ist ein Arsch!" Ich ging zum Kaffeeautomaten und machte mir einen Kaffee.

"Was ist denn passiert?"

Ich schnaubte und setzte mich mit meinem Kaffee auf die Couch. "Der hat gesagt meine Sexszenen seien schlecht und wollte mir so lange keine Verlängerung geben bis ich gelernt habe wie man gute Sexszenen schreibt. Dazu brauche ich seiner Meinung nach Erfahrung."

"Sexerfahrung?"

"Genau. Aber nicht mit irgendeinem, sondern mit ihm. Erst dann wöllte er mir eine Verlängerung geben."

"Bitte was?! Der will mit dir schlafen und dir dann eine Verlängerung geben? Das ist Erpressung!"

Ich nickte und beobachtete die vor Wut kochende Emmy. Aber selbst die konnte nichts machen, so viel stand fest.

"Was ist denn hier los?" Fio kam aus dem Bad und strich sich durch ihr zerzaustes Haar.

"Hey, Fio. Du auch da? Wie war die Nacht?"

"Ziemlich befriedigen. Und was ist hier jetzt los?"

"Der Cheflektor von Gia will mit ihr Schlafen und ihr dann eine Verlängerung geben!" Emmy schnaubte und goss sich einen Sekt ein.

Zu meiner Überraschung kicherte Fio ein wenig. Emmy und ich sahen sie verwirrt an. Sie räusperte sich. "Erklär. Was ist passiert?"

Emmy reichte uns zwein ebenfalls ein Glas Sekt und forderte mich auf zum Reden. Ich seufzte und begann mein Gespräch bis ins kleinste Detail zu erläutern.

Als ich fertig war sah mich Emmy vor Wut kochendem an und Fio ziemlich unbeeindruckt. "Was ist das denn für ein Arschgesicht?!" Wetterte Emmy und umklammerte ihr Sektglas. "Sowas kann er doch nicht zu seiner Autorin sagen! Hat der denn kein Respekt?!"

"Also den hatte er nicht.", bestätigte ich und trank meinen Sekt aus. Emmy goss ohne zu fragen weiteren Sekt ein.

"Gut dass du so schlagfertig warst! Hast du von mir."

Ich lächelte Emmy an. Sie hatte recht. Trotzdem ärgert mich das Gespräch. Ich hätte ihm am liebsten noch mehr an den Kopf geworfen, aber sowas fällt einem auch immer erst zum Schluss ein.

"Zum Glück hast du nicht angenommen!"

"Würde ich nicht sagen." Emmy und ich sahen perplex zu Fio, die unbeeindruckt ihr Sekt austrank.

Ich schüttelte den Kopf. "Wie meinst du das?"

"Na das du das Angebot hättest annehmen sollen."

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