Kapitel 2

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Den Rest der Nacht lag Alec wach in seinem Zimmer. Er bohrte Löcher in die Decke und konnte nicht fassen, dass es wirklich real war: dieser Kuss, diese Gewissheit, Jaces Gefühle... und doch ist es wirklich passiert. Davon zeugten die Kratzer auf seinem Hals, die Jace ihm aus versehen zugefügt haben musste.
Plötzlich klopfte es an seiner Tür. Fast hoffte  Alec, dass es Jace war, der ihn zu einer so frühen Besuchte, wurde aber von der Gewissheit, dass sein Parabatai in seinem Zimmer raus und rein spazierte, wie es ihm gefiel, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass normale Menschen anklopften, bevor sie eintraten, enttäuscht. Die Tür öffnete sich erst einen Spalt, und dann so weit, dass Alecs Schwester Isabelle zu sehen war. Sie trug ein rotes Kleid, dass sich elegant an ihre schlanke Figur schmiegte, ihr Anhänger aus rotem Stein glänzte an ihrem Schlüsselbein und ihre heiß geliebte Peitsche durfte natürlich nicht fehlen. Alec machte sich garnicht erst die Mühe sich aufzusetzen.
“Weißt du was mit Jace los ist?“, fragte sie, ohne lange Vorrede.
“Dir sollen ebenfalls meine edlsten Guten Morgen- Wünsche ereilen, meine liebe Schwester“, spottete er. “Nein, ich habe ihn nicht gesehen, seid...“ bei der Erinnerung, was letzte Nacht passiert ist, dreht sich ein Magen um. “...vom Auftrag zurückgekehrt sind.“ beendete er seinen Schatz und hoffte inständig, dass ihm nichts komisches anzumerken war.
“Seit ihr zurück gekommen seid ist er im Trainingssaal und schleudert mit Messern umsich. Vielleicht sollest du mit ihm reden. Ich habe es schon versucht, aber...“
“Du willst also, dass ich da rein gehe und als eine menschliche Zielscheibe ende?“, unterbrach Alec ihren Satz.
“Ja, genau das will ich“, erwiderte Isabelle matt und verschwand wieder im Türrahmen, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
Als Alec sich auf den Weg in den Trainingssaal machte, begegnete er Church, der auf den Trappen saß und ihn mit seiner typisch missbilligten Miene musterte.
Vorsichtig öffnete Alec die Tür zum Trainingssaal einen Spalt und glitt lautlos herein. Plötzlich flog ein Messer auf ihn zu und blieb eine Haarbreite von seinem Hals entfernt in der Wand stecken. Jace stand in der Mitte des Raumes und starrte ihn an, dabei einen Messer auf seinen Fingerspitzen balancierend.
“Willst du mich etwa abstechen?“, erkundigte sich Alec fast schon belustigt. “Ich wusste nicht, dass du es bist.“ Alec war sich nicht sicher ob Jace es zur Entschuldigung gesagt hatte, er wusste aber mit Sicherheit, dass sein Parabatai nicht das geringste bedauern verspürte. In Jaces Gesicht stand Wut geschrieben. Wut auf Alec. Wut auf die ganze Welt. Doch in erster Linie Wut auf sich selbst. “Lass mich allein“, schrie er plötzlich und schleuderte dass Messer, welches er in der Hand gehalten hatte in Alecs Richtung. Alec wich geschickt aus “Jace...“ Alec hätte seinem Freund zu gerne beruhigende Worte zugeflüsstert, doch im Trösten ist er nie gut gewesen. “Verschwinde“, befahl Jace. Seine Wut hatte ihn verlassen und nur ein trauriges Flüstern blieb zurück. Alec beschloss ihn alleine zu lassen und mit einem letzten von Mitleid erfüllten Blick verlies er den Raum.

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