Gefühle der Schuld

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Tausende von Gedanken plagen mich. Schwirren alle durch meinen Kopf, der Versuch sie zu zuordnen scheitert. Die meisten Nächte enden schlaflos für mich. Ein kurzer Blick auf die Uhr lässt mich aufseufzen. 04:39.
"Oh Gott, ich brauche Schlaf." flüstere ich in die Stille. Nichts als der Wind ist draußen zu hören, es wirkt beruhigend auf mich. Die Bäume beugen sich in alle Richtungen und der Mond spendiert genügend Licht. Alles harmoniert miteinander auf perfekter Weise.

Das Fenster. Es stand immer noch offen, ziemlich ungewohnt für eine kalte November Nacht.

Das ewige herumwälzen im Bett kommt schließlich zu einem Ende, meine schweren Augenlider lassen sich wie von selbst fallen und ich falle in einem Land der Träume.

Ausgeschlafen zu sein gehörte noch nie zu meinen Stärken.

Unsanft werde ich aus meinem Schlaf gerissen. Das nervige Geräusch des Weckers macht einen enormen Lärm. Immernoch umhüllt die Dunkelheit das Zimmer, die Sonne war noch nicht aufgegangen. Am liebsten würde ich jetzt meine Decke bis zu dem Kopf überziehen und den versäumten Schlaf nachholen, doch heute muss ein weiterer Tag gemeistert werden.

„Was auch immer es ist, es interessiert mich nicht." zischte ich. „Oh, bitte." murmelte Niykee und verschränkte unsere Arme miteinander, ich jedoch zog meinen weg. „Nein." Ich will einfach in Ruhe gelassen werden. Ja, das ist zwar ziemlich kalt von mir, aber Niykee, als meine beste Freundin, sollte mich verstehen. „Komm schon, er ist ganz süß. Außerdem hattest du schon lange keinen mehr an der Leine." Seufzend änderte ich die Richtung und ging zu meinem Kurs. Von mir aus soll Niykee stehen bleiben und mich mit offenem Mund anstarren, aber das ist mir herzlichst egal. Ich bin auf das Thema nicht gut anzusprechen, das weiß sie genau. Nach der einen Sache, kann und will ich mich nicht mehr mit Jungs verabreden. Ich würde lieber ins Grass beißen.

Ich ging Richtung Ausgang, da ich bereits Unterrichtsschluss hatte. Von Niykee habe ich den ganzen Tag lang nichts mehr gehört. Ich wette darauf, dass sie mir immer noch böse ist. Ein Gefühl der Schuld übergibt mich und ich merke wie schlecht ich mich plötzlich fühle. Sie wollte doch nur, dass ich endlich wieder Kontakte aufbaue, was ich eigentlich ziemlich nötig habe.
 
Kalte Luft strömt mir ins Gesicht, als ich die schwere Tür öffne. Der dicke Mantel wärmt meinen Körper. Ich lächle kurz, als sich eine kleine Atemwolke vor meinen Lippen bildet und langsam in der Kälte verschwand. Es waren die kleinen Dinge, die mich faszinierten. Stundenlang könnte ich durch die Stadt laufen, die Begeisterung wäre stets da. Oberflächliche oder materielle Dinge bedeuten mir genauso wie der neueste Tratsch, und zwar nichts. Die kahlen Bäume, die aufgehende Sonne und der Kieselweg begleiten mich jeden Tag zur Schule und zurück. Fast langweilig würde man sagen, für mich jedoch nicht. In allem sah ich Frieden und Farben. Mit dem Blick in den Himmel und der Musik in ihren Ohren, waren meine Gedanken überall, aber nicht bei mir selbst.

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