Kapitel 3

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Das erste, was ich spürte, war die Kälte.

Klamme, eisige Kälte, die mich bis auf die Knochen durchdrang. Vor meinen Augen nahm die Welt nur langsam Gestalt an. Mein Schädel dröhnte. Unscharf erkannte ich Stämme um mich herum, Blätter und Äste und Moos, auf dem ich lag.

Stöhnend setzte ich mich auf. Jeder Knochen meines Körpers schmerzte, als hätte mich ein Lastwagen überrollt und die Schürfwunden an Knie und Armen sprachen für sich.

Ich war im Wald. Nur langsam kehrte die Erinnerung zurück. Der Brief und das Gewitter, der Tornado, die Scheune und... der Wolf.

Tropfen berührten meine kalte Haut. Es regnete noch immer. Dann konnte ich nicht allzu lang bewusstlos gewesen sein. Suchend sah ich mich um. Keine Spur von meinem Fahrrad oder der Scheune, nicht einmal ein Waldweg war zwischen den himmelhohen Bäumen zu erkennen.

Ich musste irgendwo zwischen den Feldern und dem Elbow River sein, in dem schmalen Waldstück, das das Flussufer säumte. Hatte mich der Tornado bis hierher mitgerissen? Wahrscheinlich. Die abgerissenen Blätter und Zweige der umstehenden Bäume sprachen eine ziemlich eindeutige Sprache. Der nächste Windstoß, der sie aufwirbelte, ließ auch mich erzittern. Die Kälte schien meine durchnässte Kleidung zu Eis zu gefrieren.

Fröstelnd holte ich mein Handy aus der Innentasche meiner Jacke.

„Komm schon.", flehte ich, während das Display zum Leben erwachte, „Oh, bitte!"

Doch das Zeichen in der rechten oberen Ecke blieb bei seiner Aussage. Kein Empfang. Ich hätte heulen können. „Einmal.", fluchte ich, während ich das Handy zurück in meine Jackentasche steckte, „Ein einziges Mal hätte ich dieses Drecksding wirklich gebrauchen können. Und dann..."

Entkräftet rappelte ich mich auf. Die Muskeln in meinen Beinen schmerzten bei jedem Schritt, doch der immer stärker werdende Regen ließ mir keine Wahl. Ziellos irrte ich zwischen den Stämmen umher, unsicher, welche Richtung ich einschlagen sollte. Als der Wind schließlich auffrischte und mir die Tropfen direkt ins Gesicht trieb, beschloss ich, dass die Richtung egal war, solange ich einfach nur aus diesem gottverdammten Wald herauskam.

Also lief ich. Spornte meinen erschöpften Körper ein weiteres Mal an.

Mittlerweile knallten die eisigen Tropfen wie Neun-Millimeter-Geschosse auf mich nieder. Ich rannte. Hastete zwischen den Bäumen hindurch, in dem verzweifelten Versuch, mich dem Regen zu entziehen.

Gespenstisches Wispern stieg zwischen den Stämmen auf. Rauschen und Flüstern, wie von tausenden Stimmen, zwischen denen ich allein blieb. Immer lauter erscholl die seltsame Sprache zwischen den Blättern, zerteilte die Luft um mich herum mit einer messerscharfen Klinge. Äste brachen, schlugen vor mir auf den Weg, sodass ich Mühe hatte, auszuweichen. Ich hielt mir die Ohren zu, doch der Wald gab nicht auf. Er streckte seine Arme nach mir aus und riss blutige Striemen in meine Haut. Dornen gruben sich tief in meine Beine und versuchten mich festzuhalten. Und überall flogen Blätter durch die Luft; umhüllten mich wie eine Gewitterwolke und tanzten einen schaurigen Reigen. Der Wind frischte auf, fuhr mir durch das nasse Haar und versuchte, mich mit sich fortzutragen. Ich schrie. Schrie gegen den Wind an, versuchte die Stimmen in meinem Kopf zu übertönen, die Panik und Angst und Entsetzen in allen Sprachen der Welt flüsterten.

Ein Knall. Grollend und dröhnend zerriss er den Himmel und bohrte sich mit all seiner Kraft in die Erde. Donnernd folgte ein Zweiter. Blitze erhellten den Wald für Sekundenbruchteile, ließen sich von der grölenden Lautstärke des Donners begleiten.

Schützend erhob ich die Hände über dem Kopf und sandte ein Stoßgebet gen Himmel, während ich um mein Leben rannte.

Unvermittelt blitzte ein Licht auf.

Die RebellenprinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt