Prolog

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Sein Diensttelefon klingelte und riss Bruce McGivern aus dem Schlaf. Mit zusammengekniffenen Augen und mürrischem Gesicht griff er unbeholfen zu dem abhörsicheren Apparat, der direkt auf seinem Nachttisch stand, nahm den Hörer in die Hand und drücke ihn ans Ohr. Es musste wichtig sein, wenn man ihn mitten in der Nacht aus dem Bett holte.

„McGivern hier", meldete er sich schlaftrunken mit beschlagener Stimme.

„Kommen Sie schnellstmöglich ins Hauptquartier. Weitere Informationen erhalten Sie vor Ort", befahl ihm eine autoritäre Männerstimme am anderen Ende der Leitung knapp.

„Verstanden", raunte Bruce. „Ich mache mich umgehend auf den Weg." Dann legte er auf. Die wenigen Worte hatten genügt, um ihn schlagartig wachzurütteln.

Sofort sprang er aus dem Bett und stürzte in sein Badezimmer, wobei er über eine auf dem Boden liegende Wasserflasche stolperte. In Windeseile wusch er sich und schlüpfte anschließend in seine zivilen Klamotten. Dann verließ er sein kleines Appartement und machte sich mit dem Auto auf den Weg ins Hauptquartier.

Während der Fahrt brannte die Frage für den Grund des nächtlichen Anrufes unentwegt in seinem Kopf. Ein Anschlag? Ein Unfall? Nur eines stand fest: dass es verdammt dringend war und daher wichtig sein musste – und, dass er einen starken Kaffee brauchte.

Nach etwa zehn Minuten erreichte Bruce die Auffahrt zum Parkplatz des Hauptquartiers und zeigte dort einem Wachmann in einem kleinen Häuschen seinen Ausweis vor. Als dieser ihn durchließ und er über den Parkplatz des großen Gebäudekomplexes des United States Strategic Command fuhr, fiel ihm sofort auf, dass auf diesem für die frühe Uhrzeit ungewöhnlich viele Autos parkten. Bruce musste erst eine Runde über den ganzen Parkplatz drehen, um einen freien Stellplatz zu finden.

Als er seinen Wagen abgestellt hatte, joggte er den langen Weg bis ins Hauptgebäude. Er passierte die Sicherheitsbeamten am Eingang mit vorgehaltenem Ausweis und eilte zu den Fahrstühlen in der Eingangshalle, die von Menschen nur so wimmelte. Überall begegnete ihm hektische Betriebsamkeit: Mitarbeiter liefen mit Unterlagen und Aktenordnern unter den Armen wie aufgescheuchte Hühner umher, riefen sich Informationen und Anweisungen zu und schienen wie unter Strom.

Als Bruce den Lift betrat, der ihn auf die Etage brachte, auf der sein Vorgesetzter sein Büro hatte, atmete er schwer ein und aus und fragte sich, was für eine Hiobsbotschaft ihn gleich erwarten würde.

Bruce war in einer geheimen Sonderabteilung des US-STRATCOM tätig, die sich der Abwehr von potenziellen Gefahren widmete, die von biologischen und bioorganischen Waffenforschungen ausgingen. Da sich die Abteilung noch immer im Aufbau befand und vorerst eher provisorischen Charakter hatte, war sie vorläufig dem US-STRATCOM eingegliedert worden, das für sämtliche Atomstreitkräfte der USA verantwortlich war.

Bruce verließ den Lift und eilte über den langen Korridor in Richtung Büro seines Vorgesetzten. Dabei kam er an halb geöffneten Türen vorbei, hinter denen Telefonate geführt wurden oder Gespräche stattfanden. Als er endlich das Büro seines Vorgesetzten erreichte, klopfte er kurz an die geschlossene Tür und trat ein. In dem kleinen Zimmer saß sein Chef – ein General namens Francis H. Burkland – an seinem Schreibtisch und hielt einen Telefonhörer ans Ohr gedrückt. Als er Bruce sah, nickte er ihm zu und forderte ihn mit einer Geste auf, sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch zu setzen. Dann war Burkland wieder ganz in sein Telefonat vertieft.

„Ja ... Ich verstehe ... Können Sie das bestätigen?"

Direkt neben dem Schreibtisch, an einem Fenster, stand ein Mann mit hinter dem Rücken verschränkten Armen. Bruce kannte ihn nicht. Wie Burkland trug er Uniform und Abzeichen eines hohen militärischen Ranges. Der Mann, ein groß gewachsener Afroamerikaner, nickte Bruce mit ernster Miene zu. Dieser erwiderte und setzte sich auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch.

RESIDENT EVIL - Side Stories (2) Dead Aim [ROMAN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt