Kapitel 14

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„Sie müssen meine Stimme verwenden."

Morpheus' melodische Tonbandstimme drang durch die Stille des Korridors und wurde von der Spracherkennungsapparatur neben der glänzenden Edelstahltür offenbar akzeptiert, denn ein kurzer heller Ton erklang. Die elektronisch verriegelte Stahltür musste nun offen sein.

Bruce konnte sie tatsächlich aufziehen und sah einen länglichen Raum mit einer Reihe von Metallspinden, einer Liege und ein paar luftdichten Schutzanzügen, die an einer Wand hingen und auf denen das Umbrella-Logo zu sehen war. Sie erinnerten ein bisschen an Raumanzüge. Daneben waren Ablagen mit passenden Helmen.

In Morpheus' Nachricht an die Belegschaft der Inselanlage wurde der Raum hier als Reinraum bezeichnet, weswegen Bruce die Schutzkleidung nicht wunderte. Hier schien sich das Personal für besondere Forschungen eingekleidet zu haben. Nur was genau wurde in dieser Anlage gemacht? Etwa Gen- und Virusforschung, oder etwas völlig anderes? Die Infizierten und die Kreaturen im Kanal zumindest ließen auf Biowaffen-Forschung schließen.

Am hinteren Ende des Raumes war eine Tür mit einem beschlagenen Fenster. Bruce musste in diesem Bereich höllisch aufpassen, wenn er sich nicht mit irgendetwas infizieren wollte. Etwas, dass, im Gegensatz zum T-Virus, dauerhaft über die Luft übertragen werden konnte zum Beispiel. Und um ganz sicher zu gehen, gab es nur eine Möglichkeit: Er würde sich einen der Schutzanzüge anziehen.

Bruce ging zu der Wand, wo die Anzüge hingen ...

Bumm!

... und erstarrte vor Schreck, als sich plötzlich einer von seinem Haken löste und zu Boden fiel. Jemand befand sich darin! Und als er das jämmerliche, durch den Anzug gedämpfte Stöhnen hörte, war klar, dass es sich um einen der Infizierten handelte. Bruce stolperte zurück und richtete dabei die Pistole auf den Zombie im gelben Schutzanzug. Hinter dem Sichtbereich des Helms war ein graues verzerrtes Gesicht zu sehen. Weiße Augen starrten wie blind ins Nichts. Der Infizierte öffnete seinen Mund und spuckte blutigen Speichel an die Innenseite der durchsichtigen Helmfront.

Bruce schoss einmal, zweimal in die Brust des Zombies, dann setzte er zwei weitere Schüsse nach, und der Infizierte kippte mit einem krächzenden Laut zurück, blieb reglos und halb gegen eine Wand gelehnt liegen.

Seinen Anzug werde ich schon mal nicht anziehen.

Bruce legte all die Waffen und die ihm verbliebende Munition ab, nahm sich einen der Schutzanzüge vom Haken und schlüpfte hinein. Als der Anzug saß, steckte er seine drei Waffen hinter einen breiten Gürtel, den er von einer der Ablagen genommen hatte. Die Munition verstaute er in zwei größeren Seitentaschen. Zum Schluss setzte er den Helm auf, versiegelte ihn und drückte einen Knopf, der den Anzug durch eine kleine Metallflasche auf dem Rücken mit Sauerstoff versorgte.

Der nicht sonderlich bequeme Anzug schränkte zwar die Beweglichkeit und der Helm seinen Sichtbereich ein, dafür bot er einen guten Schutz vor jeglichen in der Luft umherschwirrenden Stoffen. Hierfür nahm er die Unbequemlichkeit des Anzugs gern in Kauf.

Als Bruce den Raum verlassen wollte, fiel sein Blick noch einmal auf die Spinde, von denen einer halb geöffnet war. Und etwas erregte nun seine Aufmerksamkeit. Im Innern. Es war ein großer Gegenstand, länglich und metallisch. Er trat näher heran, zog die Tür auf ... und fand ein Maschinengewehr! Schnell sah er, dass es mit einem Magazin geladen war. Darüber hinaus schien es vollkommen funktionsfähig zu sein.

Bruce holte das gute Stück aus dem Spind und hängte es mittels eines an dem Gewehr angebrachten Gurtes über die Schulter. Wofür brauchte man solch eine Waffe in einer Forschungsanlage? Etwa zur Sicherheit?

In eine der nun in dickem Gummi steckenden Hände nahm er seine Dienstwaffe und schritt zur Tür mit dem Fenster. Per Tastendruck ließ sie sich öffnen und führte in einen Korridor, der vom lauten Dröhnen eines Luftfilters erfüllt wurde, der sich in der Mitte befand.

RESIDENT EVIL - Side Stories (2) Dead Aim [ROMAN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt