Dark Past

Prolog

Es ist so kalt hier. Mama hat kein Gefühl für Wärme oder Kälte und egal wie oft ich sie frage, ob sie mir eine Decke geben kann, sie antwortet erst gar nicht. Zum gefühlt hundertsten Mal gehe ich zum Kühlschrank, um nachzuschauen, ob etwas Essbares darin ist, und zum gefühlt hundertsten Mal werde ich bitter enttäuscht.
Mama sitzt auf dem abgewetzten Sessel und starrt hinaus in den Nebel. Ich gehe zu ihr und zupfe an ihrer Strickjacke, doch sie ignoriert mich. „Mama, ich habe Hunger." Keine Reaktion. „Mama, ich habe kalt. Kannst du mir eine Decke geben?" Wieder antwortet sie nicht, sondern starrt weiter aus dem Fenster. Ich setze mich neben den Sessel auf den Boden und ziehe meine Beine an. Ich erhoffe mir etwas Wärme, doch viel bringen tut es nicht.
In der Stille vernehme ich plötzlich unsere Türklingel. Seit Jahren hat hier niemand mehr geklingelt.
Weil Mama nicht aufsteht, tue ich es und trotte zur Tür.
Durch das Fenster in der Tür sehe ich eine besorgt schauende Frau mit langem blondem Haar. Vorsichtig mache ich die Tür auf und als die Frau mich entdeckt, kniet sie sich zu mir hinunter. „Hey, bist du Emma?" Ich nicke und entdecke dann zwei Männer hinter ihr, die eine Uniform tragen. „Hallo Emma. Mein Name ist Nicola und ich bin hier, um dich von hier wegzubringen. An einen Ort, wo es warm ist und wo du etwas zu essen bekommst." Die Frau lächelt freundlich und legt mir eine flauschige, warme Decke um die Schulter.
Einer der Männer in Uniform tritt an mir vorbei und legt ein Blatt Papier auf den Tisch, der vor meiner Mutter steht. Sie wendet den Kopf in meine Richtung. Ihr Blick ist immer noch ausdruckslos. Nach ein paar Sekunden dreht sie sich wieder weg. „Was passiert denn mit Mama, wenn ich mit dir mitkomme?" Nicola antwortet in sanftem Tonfall: „Deine Mutter bleibt hier. Aber du, Emma, du kannst nicht hierbleiben. Du kommst mit mir mit und bekommst erst einmal etwas zu Essen. Magst du Pancakes?" Ich nicke heftig. Mama hat die vor langer Zeit mal gemacht.
Mit Bananen.