Gelangweilt sah ich aus dem Fenster. Heute war ein bewölkter, regnerischer Tag an dem niemand gerne draußen herum lief. Ich auch nicht, deswegen hatte ich das Angebot von meinem Bruder, dass er mich mit zur Uni nimmt, liebend gerne angenommen. Allerdings hatte er eine Vorlesung mehr als ich und nun wartete ich in einem nahegelegenen Café auf ihn.
Während ich auf meine Bestellung wartete, sah ich auf die Straße, wo einige, wenige Menschen liefen. Meine Gedanken kreisten dabei immer wieder um das letzte große Ereignis, das ich erlebt hatte.
Es fühlte sich fast an, als sei es nur Einbildung gewesen, war so unwirklich, dass ich es auch genauso gut geträumt haben könnte. Aber mein Hals sagte etwas anderes.
Ich wurde vor ungefähr einer Woche von einem Vampir gebissen.
Die Stelle, an der er zugebissen hatte, war immernoch gerötet und fühlte sich etwas komisch an, fiel den Menschen in meiner Umgebung aber nicht auf. Zudem hatte ich auch das Glück, dass ich jetzt Rollkragenpollover tragen konnte, die die Rötung ebenfalls versteckten.
„Bitte sehr.“ meinte der Kellner, der mir meine heiße Schokolade und den Zitronenkuchen auf den Tisch stellte und ich bedankte mich kurz, bevor ich mit dem Essen begann.
Auch wenn ich es nicht wollte, erwischte ich mich selber immer wieder dabei, wie ich mit den Gedanken bei dem Vampir war. Vielleicht war es, weil ich zum ersten Mal direkten Kontakt zu einem dieser Monster hatte, aber auf irgendeine Art hat er mich fasziniert. Und das nicht nur mit seinen übernatürlichen Kräften, sondern vor allem mit seiner Art. Wie er gesprochen hatte, seine Bewegungen.
War es komisch, wenn ich tief in mir drin das Bedürfnis hatte ihn noch einmal zu treffen?
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich das Klingeln meines Handys hörte.
„Ja?“, ich hatte auf dem Display den Namen meines Bruders gelesen und ging davon aus, dass er mich aus irgendeinem Grund anrufen wollte.
„Wir haben ein Projekt aufbekommen und können daran arbeiten wo wir wollen. Wo bist du? Ich hol dich ab“ Ich nannte ihm den Namen des Cafés und er versprach sich zu beeilen. Nachdem er aufgelegt hatte aß ich also schnell auf und wartete auf eine Nachricht von ihm.
'Ich bin auf dem Parkplatz hinter dem Park.' schrieb er keine viertel Stunde später und ich antwortete, dass ich mich auf den Weg machen würde. 'Ich komme dir entgegen.' schrieb er zurück und ich verließ das Café.
Ich lief durch die fast schon gruselig leeren Straßen und beschleunigte meinen Schritt mit jeder Minute, in der es weniger Menschen wurden, die noch unterwegs waren.
Es war gerade mal Mittag, aber da es heute den ganzen Tag schon so unglaublich bewölkt war, schien die Sonne nicht stark genug um uns den Schutz vor Vampiren zu sichern. Deswegen war es auch so leer auf den Straßen und mein Bruder wollte mich nicht alleine gehen lassen, wofür ich ihm mehr als dankbar war.
Trotzdem hatte ich auch die leise Hoffnung, den Vampir von letztens wiederzutreffen. Ich konnte mich selber nicht ganz an den Gedanken gewöhnen, aber jetzt, da ich wusste, dass es nicht so schlimm war gebissen zu werden, wie alle immer sagten, spielte ich sogar schon mit dem Gedanken mich beißen zu lassen. Vielleicht würde ich dann mehr über ihn erfahren.
Diesen Gedanken dürfte ich niemals irgendwem anvertrauen. Vor allem nicht meinem Bruder, der ein noch größerer Vampirfeind war als mein Vater. Er, aber sicherlich auch mein Vater, würden mich umbringen wenn sie es wüssten. Wahrscheinlich schon wenn sie wüssten, dass ich gebissen wurde und es niemandem gesagt hatte.
Aber es ist auch komisch gewesen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, was nach dem Biss geschehen war. Ich war am nächsten Tag in meinem Bett aufgewacht. So als wäre nichts gewesen. Meine Mutter meinte, ich wäre ganz normal nach Hause gekommen, hätte zu Abend gegessen, war danach allerdings sofort ins Bett gegangen. Sie meinte ich wirkte etwas schwach und hatte mir vielleicht eine Erkältung eingefangen, weshalb ich die Folgetage auch zu Hause bleiben sollte.
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KYLE [Abgeschlossen]
VampireWir leben in einer Welt ohne Jahreszeiten. Es gab Zeiten in denen es wärmer war. Es gab Zeiten in denen es kälter war. Ostern, Weihnachten, Silvester oder sonstige Feiertage existierten auch. Aber nichts davon war so, wie es früher einmal war. Es gi...