Party?

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Am Freitag, nach der Schule, setzte ich mich erschöpft auf das Sofa. Meinen Rucksack hatte ich im Flur auf den Boden geschmissen. Mein Tag war beschissen gelaufen. Einer meiner Freunde hatte sich geprügelt und wir mussten alle zum Aufklären zum Direktor. Und natürlich bekamen selbst wir Ärger, weil wir nicht eingegriffen hatten. Und dann bekamen wir auch noch die Klausur in Englisch wieder, die ich verhauen hatte. Ich war schlecht drauf und wollte nur meine Ruhe haben. Dazu kam, das Manuel sich mal wieder nicht blicken ließ und ich keine Ahnung hatte, was los war.

"Patrick?" Papa kam gerade aus dem Badezimmer. "Du bist schon Zuhause?" "Ja? Wo soll ich sonst sein?" Grimmig sah ich ihn an. "Du gehst doch mit deinen Freunden immer raus." "Ja. Heute aber nicht." Ich wollte meine Ruhe. Sowieso fragte ich mich, wieso er nicht arbeiten war. Oder bei Hilde.

Papa seufzte neben mir. "Ist alles okay bei dir?" Er setzte sich auf die Lehne des Sofas und sah zu mir runter. "Ja." "Du wirkst aber nicht so." Der besorgte Papablick wich auf sein faltiges Gesicht. "Fährst du morgen Abend zu Hilde?" Fragend sah ich ihn an. Sein besorgter Blick verwandelte sich in einen verwirrten. "Wieso?" "Ich wollte mit Denno und ein zwei Freunden eine Party machen. Also, ohne Alkohol. Eher so einen Filmeabend." Papa japste. "Ah, so wie mit Denno, nur zu viert? Kommt deine Freundin auch?" Papa stand auf. "Nein. Nur wir Jungs." Papa grinste. "Nur ihr Jungs. Soso. Aber ich kann gerne zu Hilde fahren, solange ihr artig seid." Mahnend hob er den Finger. Sein Grinsen verschwand aber nicht. "Wir sind immer artig", kicherte ich. Papa seufzte belustigt und ging dann aus dem Wohnzimmer. "Deine Tasche!", hörte ich ihn rufen. Ich lachte auf und begab mich in den Flur, um meine Tasche in mein Zimmer zu räumen.

(...)

Um Neun kommt Denno. Er war schon ganz gespannt auf Manuel. Ich hatte ihm aber gesagt, dass wir eine kleine Feier veranstalten bei mir. Manuel hatte mich am gestrigen Abend besucht und ich hatte ihm alles erklärt. Er war zwar nicht gerade begeistert gewesen, jedoch wusste er selbst keine bessere Idee.

Gerade stand ich im Badezimmer und schmierte mir etwas von Hildes make up unter die Augen, um mir mit dunklen Lidschatten meine Augenringe zu verstärken. Ich blickte mich im Spiegel an. "Das geht besser." Erschrocken fuhr ich rum. Direkt hinter mir stand Manuel und grinste mich frech an. "Hast du mir einen schrecken eingejagt." Keuchend legte ich meine Hand auf mein Herz. "Du wärst ein gutes Opfer gewesen, mein Schatz." Er beugte sich vor und gab mir einen Begrüßungskuss. "Ein gutes Opfer", murmelte ich und drehte mich wieder zum Spiegel, um mir weiterhin das dunkle Zeug zu verschmieren. Manuel legte seine Arme von hinten um mich. "Du wärst ein so hübscher Vampir", hauchte er mir ins Ohr. "Ich bleibe aber lieber ein Mensch." Ich wollte kein Vampir werden. Sterben. Blut trinken. Für immer. "Warum nicht?" Manuel knabberte mir am Ohr. Ich bekam eine Gänsehaut. "Ich bin gerne ein Mensch." Er konnte mir durch den Spiegel direkt ins Gesicht sehen. Ich wusste nur, dass er an mir hang. Doch seine Mimik zu meinen Worten, konnte ich nicht sehen. "Und irgendwann bist du vierzig und ich immer noch sechszehn." Manuel ließ von mir ab. Ich drehte mich um. "Du bist zweihundert. Du wirst immer älter sein als ich." Ich versuchte zu grinsen. Doch Manuels Mund war zu einem Strich gezogen. "Trotzdem stirbst du in, vielleicht spätestens 80 Jahren. Früher oder später. Irgendwann. Dich interessiert es dann nicht mehr. Schließlich bist du dann tot. Aber ich? Ich muss noch tausende Jahre damit Leben, dass ich meinen geliebten verloren habe." Manuels Augen wurde glasig. Er war aber nicht nur traurig. Sondern auch wütend.

Ich seufzte und umarmte meinen Vampir. "Ich liebe dich, Manu. Aber. Ich habe meinen Vater. Er würde zu Grunde gehen, wenn ich sterben würde." Ich drückte mich fest gegen Manuel. Dieser fing an zu schluchzen, sagte aber nichts weiter dazu. Unsere Beziehung war fürs Scheitern verurteilt.

Der Vampir/ KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt