Die Malerin

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Moinsen Leute,
hier ein kleiner OneShot für euch, den ich schon vor ein paar Wochen geschrieben habe.
Have fun!

Die Hexe runzelte leicht die Stirn und setzte noch einen schwarzen Pinselstrich. Seit jeher malte sie die Portraits der Schulleiter von Hogwarts, doch nie hatte sie solch ein Unbehagen beim Betreten der Schule gefühlt, wie dieses Mal.
Natürlich hatte sie vom Meister des schwarzhaarigen Schulleiters gehört.
Der, der-sich-selbst-einen-Namen-gegeben-hat-ihn-aber-so-hässlich-findet-dass-ihn-keiner-aussprechen-darf, wie sie ihn nannte. Der Gedanke daran entlockte ihr ein Schmunzeln. Ja, sie hatte nicht viel Respekt vor ihn und seinen Absichten.
Er wollte ewig leben? Na gut. Aber warum wollte er dann herrschen? Ewig lebte man nur im Verborgenen. Unauffällig, zurückgezogen, oder mit einer Aufgabe betraut. Herrscher hatten noch eine kürzere Lebensdauer als normale Menschen.

Menschen.

Die Hexe lächelte leicht. Sie waren so leicht zu täuschen, so leicht zu verführen, so leicht zu benutzen, so leicht zu verängstigen- doch ihre wahre Kraft erkannte man erst, wenn man sah, wie sie einander halfen.

Der Schlüssel zur Kraft liegt im Vertrauen.

Nur mit Vertrauen kann man etwas erreichen.

Es erforderte eine große Kunst, ein magisches Portrait eines Schulleiters zu malen.

Die Hexe musste neben ihrer Magie auch ihre künstlerischen Fähigkeiten miteinfließen lassen- verschiedene Gefühle des Schulleiters, ohne je wieder so schlechte Gefühle zuzulassen, dass das Portrait die Nerven verlieren würde. Was die Person in echt jedoch vermutlich auch nicht tun würde.

Sie legte einen ernsten Schatten um die Züge des Mannes und ein paar Sorgenfalten auf die Stirn.

In die Augen eine leichte Traurigkeit.

Dieses rothaarige Mädchen.

Lily Evans.

Er hatte es geliebt.

Niemand beherrschte Legilimentik besser als sie, sie hatte Jahrhunderte zum üben gehabt, die Personen merkten es meist nicht einmal, dass sie in ihrem Kopf nicht mehr alleine waren. Still und heimlich kam sie, leise und bemüht, möglichst viele Informationen aufzunehmen, ohne dass die Person zu sehr davon beeinträchtigt wurde.

Der Schwarzhaarige vor ihr hatte es gespürt, sie hatte es deutlich sowohl in seinem Blick als auch in seinem Kopf gelesen, er war klug. Er beherrschte Okklumentik und Legilimentik besser als jeder Mensch, der ihr bisher untergekommen war, und das sollte etwas heißen, schließlich hatte sie selbst Dumbledore schon abgebildet, der von den meisten als mächtigster Zauberer aller Zeiten angesehen worden war.

Und dieser vor ihr hatte ihn getötet.

Sie hatte Dumbledore nicht zu sehr gemocht, wusste sie doch, was er für Fehler begangen hatte, aber sie hatte ihn auch nicht deswegen verurteilt. Sie hatte ihn respektiert; und das war ihre Aufgabe.

Eine neutrale Sicht zu wahren.

Egal was die Schulleiter erlebt hatten, sie durfte nicht richten. Und das tat sie auch nicht. Ein jeder hatte seinen Platz auf einer gewissen Weise verdient, denn Hogwarts würde es nie zulassen, dass jemand grausames sein Schicksal bestimmte.

Ja, sie sah Hogwarts als lebendiges Wesen an, das dachte und atmete. Das eine Seele hatte.

In die beinahe schwarzen Augen setzte sie neben des berechnenden Eindrucks auch noch andere Eigenschaften.

Eigenschaften, die diesem Mann von Lebenden wohl kaum noch zugeschrieben wurden.

Verletzlichkeit. Liebe.

Die MalerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt