ZEITSPRUNG, 2 WOCHEN (18.06.2014)
Nun ist es soweit, dachte ich mir währen dich mich im Spiegel betrachtete. Ein eng anliegendes schwarzes Kleid zierte meinen Körper, meine Haare hatte ich normal offen gelassen, dazu trug ich schwarze Ballerinas. Durch das klopfen an der Tür wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Meine Mutter steckte streckte ihren Kopf durch die schmale Spalte. "Chris hat angerufen, es sind schon alle da. Kommst du?", fragte sie leise.
Seit Linas Tod behandeln mich alle, als wäre ich ein teueres Stück Porzellan was nicht kaputt gehen soll. Sie sahen mich alle mit demselben Blick an: Mitleid. Aber wie sollte man auch jemanden behandeln, der gerade sein ein und alles verloren hat? Mir wurde mit ihr mein ganzes Herz genommen.
Als Antwort nickte ich ihr nur stumm zu, da ich schon die ganzen Wochen nicht in der Lage war etwas zu sagen. Genauso bei der Autofahrt, wo ein unangenehmes schweigen herrschte. Währenddessen schaute ich aus dem Fenster und beobachtete sie. Wie sie lachten, sich freuten, weinten, sauer waren. Ich jedoch, kannte momentan nur eine Emotion: Trauer.
Als wir ankam, sahen sie mich schon wieder alle so an. Wirklich alle, sogar der Pfarrer. Aber nicht nur das, die meisten kamen auf mich zu und umarmten mich, wobei immer wieder ein "Mein Beileid" aus ihrem Mund kam. Ich musste aufpassen, um nicht die Beherrschung vor allen zu verlieren. Mir reichte es schon, wenn meine Mutter mich so ansah. Natürlich hat man Mitleid mit mir, ich habe meine Tochter verloren. Aber manchmal gehen die Menschen zu weit.
Da ich diese zwei Wörter nicht mehr hören konnte, suchte ich den Blick des Pfarrers, der mich dann auch endlich erblickte. Ich nickte ihm zu, als Zeichen das es anfangen kann. Er rief alle zu sich, wobei ich mich neben meine Mom und Chris stellte, der wiederum seine Hand um Karrueches Taille geschlungen hat. Er war auf der Beerdigung seiner eigenen Tochter und dann machte er sowas? Vielleicht übertreibe ich da, aber so sehe ich das ganze.
______________________________________________________________________________Nachdem auch alle verschwunden waren, sagte ich Mom, dass ich hier bleiben würde. Ich wartete bis alle Menschen und Autos verschwunden waren, damit ich einen Moment allein mit meiner Tochter verbringen konnte. Ich setzte mich vor ihren Grab, hielt aber meinen Mund. Ich war einfach zu schwach um irgendwas zu sagen. Doch genau in diesem Moment, hörte ich ein Donnern. Mein Blick hob sich, um in den Himmel zu schauen und so wie es das Schicksal gewollt hat, fing es an zu regnen. Haltet mich für paranoid, aber war es vielleicht ein Zeichen? Ich schaute auf ihren Grabstein, bis die Sicht verschwommen wurde, von meinen Tränen. Ich öffnete meinen Mund und sprach die Sachen aus, die mir auf der Seele lagen.
"Lina.. Mein kleiner Engel.. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du nicht mehr hier bist. Du weißt nicht, wie sehr ich und dein Vater dich vermissen. Deine Freunde zwar auch, sowie Oma, Opa und der Rest aber ich denke, wir zwei stehen an erster Stelle. Mein kleiner Schatz ist jetzt an einem besseren Ort. Weißt du, seitdem du weg bist, habe ich mit niemanden geredet. Es ist, als wurde mir meine Seele gestohlen. Als könnte ich nie wieder richtig leben. Wie oft ich an früher denken musste.. Wie Dad und ich dir Fahrrad fahren beigebracht haben, oder als es gwittert hat und du dich zu uns gekuschelt hast.. Wir haben 7 ganze Jahre zusammen verbracht, und dann hat Gott dich zu sich geholt. Das ist so unfair! Ich wollte sehen, wie glücklich du bist, wenn du deinen ersten Freund hat. Dir bei deinem Liebeskummer helfen. Auf deiner Hochzeit sein. Sehen, wie du dein Kind zu mir bringst um darauf aufzupassen. Aber das wird nie passieren. Eigentlich solltest du auf meine Beerdigung kommen, wenn ich schon alt bin. Stattdessen bin ich auf deiner.. Ivelina, wir werden dich niemals vergessen, okay? Wir lieben dich. Und ich dich am allermeisten."
Nachdem ich diese Worte ausgesprochen habe, fing ich an zu weinen. Ununterbrochen flossen mir Tränen über die Wangen, umgeben von schluchzern. Ich blendete alles um mich herum aus, konzentrierte mich nur noch darauf, dass mein ein und alles weg ist und nie wieder kommen wird. Als ich mich aber nach weniger Zeit beruhigt hatte, stand ich auf. Doch als ich meinen Kopf hob und gehen wollte, erblickte ich einen Mann. Kurz musterte ich ihn. Er war völlig durchnässt, was bedeutete, dass er schon eine weile da gestanden hat. Als ich in sein Gesicht sah, traf mein Blick seinen. Ich nahm meinen Mut zusammen und atmete einmal tief durch. "Seit wann stehst du da schon?" - "Seit wann sind wir schon beim duzen?", gab er von sich. Da ich jetzt schon genug hatte, ging ich einfach an ihm vorbei. Doch mein Plan wurde durchkreuzt, da er mich am Handgelenk packte und mich somit zum stehen brachte. Erneut schaute ich ihm ins Gesicht. "Was willst du?" - "Tut mir leid.. Uhm, um deine Frage zu beantworten.. Schon die ganze Zeit."
Ein mattes lachen entwich meiner Kehle. "Schön, und jetzt kannst du mich ja los lassen."
Doch anstatt er mich losließ, zog er mich zu sich. Seine Lippen streiften mein Ohr, weswegen mein Herzschlag schneller wurde. Ich schluckte einmal stark. "Warum plötzlich so nervös?", flüsterte er mit seiner rauen Stimme in mein Ohr. Da mich seine Worte provozierten, schubste ich mich von ihm weg. "Wage es nicht, mich nochmal so anzufassen! Wer glaubst du eigentlich, bist du? Obama oder was?" schrie ich ihn an. In seinen Augen spiegelte sich Trauer, da er wahrscheinlich erst dann bemerkt hat, was er getan hat. Doch das brachte mich nicht davon ab, ihn weiter anzuschreien. "Du siehst hier, wie ich meiner Tochter nachtrauere und weine, und kommst dann damit an? Sowas ist echt unverschämt." Den letzten Satz flüsterte ich, aber noch so, dass er es hörte. Nun sah er zu Boden und kratzte sich am Hinterkopf. Aus seinem Mund hörte ich ein leises "Tut mir leid.." -
"Es tut dir leid?", erwiderte ich mit eingeschnappter Miene. "Halt einfach den Mund und verschwinde. Ich weiß zwar nicht, wer du bist und es ist mir scheiß egal, aber bitte tu einer einfachen Frau den Gefallen und lass dich nicht mehr bei mir blicken." Innerlich hoffte ich so sehr, dass diese Worte bei ihm gewirkt haben. Weiterhin schaute der Unbekannte zu Boden, während sich ein grinsen auf sein Gesicht schleicht. "Drake. Mein Name ist Drake."
_
Hallo Leute, mich würde es seehr freuen wenn ihr kommentieren und voten würdet, ich habe mir nämlich sehr sehr viel Mühe gegeben dieses Kapitel zu schreiben. Ihr könnt mir auch schreiben, ob es was zu verbessern gibt oder so. Dankeschön! :-*
DU LIEST GERADE
A New Man In My Life
Fanfiction"Wie würdest du dich fühlen, wenn dein eigenes Fleisch und Blut nicht mehr hier hast? Du warst in ihrem Leben dabei, hast so viel mit deinem Kind erlebt. Freust dich schon, wenn sie ihren ersten Freund hat oder er seine erste Freundin. Du malst dir...