Ein Knall reißt mich aus meinem Schlaf und lässt mich zusammenzucken. Ein Blick auf den Wecker verrät mir, dass es mitten in der Nacht ist.
»Fuck!«
Seit einer Woche ist es offiziell, dass Cameron James – ein Prachtexemplar der männlichen Spezies – mein neuer Mitbewohner ist und ich somit meinem Typen zusammenwohne, den ich kaum kenne. Seit drei Tagen ist er hier und richtet sein Zimmer ein – scheinbar auch zu außergewöhnlichen Zeiten und mitten in der Nacht.
Nach einem Moment der Ruhe folgt lautes Poltern und sorgt dafür, dass ich augenblicklich kerzengerade im Bett sitze und einen Moment lausche. „Was zum Teufel treibt er da?", murmele ich müde und schlüpfe in meine Jogginghose, die ich vom Boden aufhebe. Gerade als ich meine Decke zurückschlage, höre ich ein weiteres Poltern, gefolgt von einem Aufstöhnen. Ich stehe auf und verlasse mein Zimmer, während ich mein Top ein wenig zurechtrücke und die Arme vor meiner Brust verschränke. Ich laufe durch den Flur und erkenne, dass Licht nach draußen fällt. Sein Zimmer, dessen Tür weit offensteht, liegt meinem schräg gegenüber.
Ich lehne mich in den Türrahmen und beobachte die Szene vor mir. Cameron liegt mit dem Rücken auf dem Boden. Neben ihm eine umgefallene Leiter, ein Farbrolle und eine Pfütze aus dunkelblauer Farbe macht sich auf seinem weißen, enganliegenden Shirt und der Unterlage, die den Boden glücklicherweise vor Farbe schützt, breit. Ich sage eine Zeit lang nichts, sondern mustere ihn, wie er mit geschlossenen Augen in der Lache aus Farbe liegt und ein paar Mal tief ein- und wieder ausatmet. Allerdings kann ich mir ein leises Kichern letztendlich doch nicht verkneifen und lenke somit sofort seine Aufmerksamkeit auf mich. Sein Kopf schießt hoch und als er mich sieht, seufzt er und schließt die Augen. Ich blicke in ein gequältes Gesicht und muss mir große Mühe, nicht laut los zu lachen.
»Das hast du nie gesehen, okay?«, meint er und will sich aufrichten, doch die Farbe verteilt sich mit jeder Bewegung weiter im Raum.
»Tut mir leid, aber den Anblick werde ich wohl nicht mehr vergessen können«, entgegne ich nun doch lachend und mache mich auf den Weg in die Küche, um Papierhandtücher zu holen. Ein paar Augenblicke später knie ich mich neben ihn, immer darauf bedacht, ihm nicht zu nahe zu kommen und auch nicht in der Farbe zu landen. Ich breite den Stapel Handtücher aus, damit die Flüssigkeit ein wenig einziehen kann und nicht noch weitere Schäden anrichtet.
»Also schön, erklärst du mir, wie das passiert ist?«, frage ich ihn mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen und ziehe eine Augenbraue hoch, als er den Kopf schüttelt. »Wieso erledigst du sowas nicht einfach tagsüber und holst dir Hilfe? Zumindest was das Streichen angeht?«
»Weil in meinem Zimmer niemand etwas zu suchen hat und ich eben nachts erst richtig lebendig werde und mich konzentrieren kann. Eigentlich bin ich im Umgang mit Farbe nicht so tollpatschig«, meint er und rollt leicht mit den Augen.
»Eigentlich und dennoch kann ich, seitdem du hier zur späten Stunde dein Zimmer einrichtest, nicht mehr vernünftig schlafen«, erwidere ich. »Stell dich nicht so an«, grummelt er nur und ich rollt erneut mit den Augen. »Nicht jeder hat einen Daddy, der alles perfekt einrichtet«, setzt er hinten dran. Einen Augenblick mustere ich ihn, um zu sehen, ob er diese Bemerkung ernst meint. Als sich in seiner Miene allerdings nichts regt und er mich trotzig anblickt, schüttele ich ungläubig den Kopf, ehe ich alles stehen und liegen lasse.
»Weißt du was? Ich gehe wieder schlafen. Wenn du meine Hilfe nicht möchtest, ist das okay, aber solche Bemerkungen kannst du dir sparen«, meine ich und entferne mich von ihm, bevor ich mich auf den Weg aus dem Zimmer mache. Ich höre ihn leise seufzen.
»So war das nicht gemeint, Josephine«, ruft er mir hinterher, doch ich drehe mich nicht noch einmal um. »Schön. Ich habe es aber so gemeint«, meine ich und verlasse sein Zimmer und schließe die Tür hinter mir. Ich höre ein erneutes Poltern und grinse schief, als ich mich wieder in mein Zimmer begebe. Die Jogginghose streife ich mir von den Hüften und kuschele mich danach wieder ins Bett.
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Casual Roommate
ChickLitEin neuer Mitbewohner schafft neue Probleme - inklusive Gefühlschaos an erster Stelle. **** Als Josephine Wells ihr Studium in Austin beginnt, hätte sie nie gedacht, dass sie auf der Suche nach einer Mitbewohnerin auf Cameron James trifft. Cameron...
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