Der nächste Morgen, oder eher gesagt Mittag, beginnt so blöd, wie der Abend geendet hat. Ich laufe mit schlechter Laune in die Küche, koche mir einen Kaffee und mache mir Spiegeleier mit Speck.
Erstaunlicherweise muss ich feststellen, dass die Gläser von gestern Abend abgetrocknet im Schrank stehen und auch das Wohnzimmer sauber ist. Scheinbar war Cameron letzte Nacht noch fleißig, nachdem ich ihn in der Küche habe stehenlassen. Als ich mich jedoch gerade an den Tisch setze und anfange zu essen, kommt er herein. Er sieht mich kurz an, wendet seinen Blick jedoch schnell wieder ab, ehe er zum Kühlschrank herübergeht.»Was?«, frage ich.
»Nichts«, erwidert er bloß und verunsichert mich nur noch mehr. »Also ich...«, beginne ich, doch weiß nicht, ob ich wirklich ein Gespräch beginnen sollte. Augenblicklich habe ich kein Appetit mehr und schiebe den Teller von mir weg.
»Bist du noch sauer wegen gestern?«
»Weiß ich nicht«, meine ich ehrlich und versehe den Teller mit Frischhaltefolie, um ihn in den Kühlschrank zu stellen. »Wieso?«
»Wieso?«, frage ich und lache. »Weil ich mir meinen verdammten ersten Kuss von einer Person gewünscht habe, die mich mag und sich mehr mit mir vorstellen kann. Und nicht von jemanden, der mit Mädchen umgeht wie mit einem hässlichen Spielzeug. Auch wenn ich Jenna nicht ausstehen kann, behandelst du sie wie Scheiße. Denk mal drüber nach, bevor du sie das nächste Mal in dein Zimmer lockst oder mich küsst, um sie eifersüchtig zu machen«, fahre ich ihn an und verlasse die Küche, bevor ich ins Bad gehe und die Tür abschließe, um mich für den Tag bereit zu machen.
Ich höre wie eine Tür knallt und überlege, ob ich nicht vielleicht doch zu hart zu ihm war, doch ich finde, dass er die Wahrheit ruhig hören darf. Jemand anderes sagt es ihm wahrscheinlich nicht. Letztendlich kann er sowieso tun und lassen, was er will. Ob es nun mit Jenna ist oder nicht. Meine Meinung interessiert ihn ohnehin nicht wirklich.
Schnell dusche ich mich und stehe länger unter dem heißen Wasser, als dass ich wirklich dusche, damit ich mich ein wenig entspanne, doch ich muss immer wieder daran denken, wie seine Lippen sich auf meinen bewegt haben. Wie unsere Zungen sich berührten und der Laut der ihm in dem Moment entfahren ist.
Ich lege den Kopf in den Nacken und seufze. Mein erster Kuss – ausgerechnet mit Cameron.
Vorsichtig fahre ich mir über die Lippen und kann die Gedanken an ihn oder diesen Moment nicht stoppen, zwinge mich jedoch dazu meine Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken. Ich schüttele mit dem Kopf, drehe das Wasser ab und trockne mich ab, nachdem Duschgel und Shampoo ihre Dienste getan haben.
Ich ziehe mir meine schlichte schwarze Unterwäsche, eine Leggings und einen grauen Hoodie, der mir etwas zu groß ist, an. Meine Haare binde ich zu einem hohen Zopf, ehe ich auf mein Bett setze, meine Unterlage raushole und meine Mitschriften noch einmal durchgehe. Doch meine Konzentration wird schon nach wenigen Minuten gestört. Aus Camerons Zimmer höre ich so laut die Musik, dass ich den Text klar und deutlich verstehe.
»Das kann nicht dein Ernst sein!«, rufe ich und hämmere gegen die Wand, doch auch Minuten später wird noch immer die ganze Wohnung beschallt. Ich stehe genervt auf und klopfe an seiner Zimmertür. Es kommt keine Reaktion, auch nachdem ich bestimmt eine Minute mit Klopfen verbracht habe. Ich rolle mit den Augen und drücke im nächsten Moment die Türklinke herunter.
Ein Blick in sein Zimmer und meine Augen weiten sich, als ich sehe, weshalb Cameron die Musik aufgedreht hat.
Jenna ist gerade dabei sich auszuziehen, während Cameron auf seinem Bett sitzt. Sofort schießen beide Blicke zu mir und ich schlucke, ehe ich auf dem Absatz kehrt mache. Ich höre wie meine Zimmertür geöffnet wird und zucke zusammen. Doch nicht Cameron steht in meinem Zimmer. Es ist Jenna, die mich unglaublich sauer ansieht. Ihr Hemd, das sie zu einer kurzen schwarzen Hose kombiniert hat, ist falsch zugeknöpft und ich kann einen Blick auf ihren BH erhaschen.

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Casual Roommate
ChickLitEin neuer Mitbewohner schafft neue Probleme - inklusive Gefühlschaos an erster Stelle. **** Als Josephine Wells ihr Studium in Austin beginnt, hätte sie nie gedacht, dass sie auf der Suche nach einer Mitbewohnerin auf Cameron James trifft. Cameron...
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