One Thing | Larry Stylinson |

Kapitel 1

Harrys Sicht

Noch nie in meinem Leben war ich so aufgeregt wie in  diesem Moment. Ich wusste schon immer, dass ich dafür geboren wurde, um auf der Bühne zu stehen, doch das hier machte mir dann doch ein wenig Angst. Vor zwei Jahren realisierte ich, dass es mir auf Dauer nicht reichen würde ab und zu mal auf Hochzeiten zu singen. Ich wollte mein Hobby zum Beruf machen. Nun bin ich 18 Jahre alt und habe endlich beschlossen, bei X-Factor teilzunehmen. Ich musste mein Glück einfach versuchen. Dies wurde mir erst dann wirklich bewusst, als ich im Fernsehen eine Werbung der Show sah. Dieses Jahr würde ein Star in der Jury sitzen, der mich schon seit einigen Monaten inspirierte. Louis Tomlinson. Ich sang seine Songs stets laut mit wenn ich sie im Radio hörte. Er war nicht viel älter als ich und er hatte es schon so weit gebracht. Ich hatte bereits ein paar Interviews von ihm gesehen und ich konnte nicht aufhören zu lächeln wenn er sprach. Normalerweise war ich nicht der Typ Mensch, der sich von einer Person beeindrucken lässt, welche er noch nie getroffen hatte und ich war auch garantiert nicht Louis' größter Fan, allerdings wirkte er anders als die meisten anderen Berühmtheiten.

"Harry, es ist gleich so weit.", sagte ein Mitarbeiter hinter der Bühne. In ein paar Minuten würde ich vor der Jury stehen. Vor all diesen Menschen. Vor Louis. Ich hörte vor dem Vorhang das Publikum buhen. Schweiß lief mir den Rücken herunter.

"Wir sind stolz auf dich. Du wirst alle umhauen!", flüsterte meine Mutter während sie mich in eine feste Umarmung zog. Ich war so froh, dass meine Familie mich begleitete. Sie gaben mir Halt. Meine Mutter drückte mir einen Kuss gegen die Stirn und Gemma lächelte mich herzlich an.

Als ich mich umdrehte blickte ich auf die Treppe, welche zu der Bühne führte. Ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, riss den Vorhang zur Seite und stolperte weinend die Stufen hinab. Sie hatte es offensichtlich nicht geschafft eine Runde weiter zu kommen. 
"Kandidat 165998, Harry Styles. Du bist an der Reihe. Viel Glück.", rief ein Mitarbeiter. Ich atmete noch einmal tief ein und lief zielstrebig auf die Treppe zu. Mut packte mich, entschlossen zog ich den Vorhang zur Seite und schritt lächelnd auf das Mikrofon zu.

"Hallo. Erzähl uns ein bisschen von dir. Wie heißt du, wie alt bist du, was machst du so?", fragte Simon mit einer gleichgültigen Miene. Seine Jury Kollegen musterten mich nur, sie sagten vorerst nichts. Louis lächelte mich ermutigend an und Demi Lovato zwinkerte mir zu.

"Ich heiße Harry, bin 18 Jahre alt und ich bin Student. Nebenbei arbeite ich in einer Bäckerei.", erzählte ich.

"Was singst du für uns?", fragte Simon direkt. 
"Isn't She Lovely von Stevie Wonder.", antwortete ich.

Während ich sang beobachtete ich die Jury. Simons Miene konnte ich nicht deuten, jedoch strahlte mich Louis an. Ich fokussierte mich auf ihn und es fiel mir plötzlich viel leichter die Töne zu treffen. Zum Ende hin lächelte ich erleichtert und verbeugte mich leicht, da das Publikum laut jubelte. Demi klatschte im selben Takt wie die Menschenmenge und Louis tat es ihr gleich. Auch Simon sah nicht unzufrieden aus.

"Harry, du gefällst mir. Deine Stimme hört sich toll an. Du kommst mir sympatisch rüber. Du bist süß, ich mag dich. Du bekommst auf jeden Fall ein 'Ja' von mir.", Demi lächelte liebenswürdig und sah rüber zu Louis um ihn aufzufordern zu sprechen. 

"Ich bin nur zwei Jahre älter als du und ich muss sagen, dass ich mich in dir wieder erkennen kann. Ich sehe den Willen in deinen Augen, du hast das Gesamtpaket. Ich bin mir sicher, dass du es noch sehr weit bringen wirst. Ich gebe dir ein 'Ja'.", während Louis diese Worte aussprach musste ich lächeln. Ich konnte nicht anders.
"Danke.", sagte ich in mein Mikro und sah ebenfalls dankend Demi an.

"Ich gebe den Beiden Recht. Wir können da noch einiges verbessern, jedoch hast du großes Potenzial. Dreimal 'Ja' für dich. Wir sehen dich bei der nächsten Show, Harry.", auch Simon lächelte kurz und ich bedankte mich nochmal bei allen. Zügig verließ ich dann die Bühne. Ich konnte es nicht fassen. Jubelnd lief ich auf meine Familie zu und fiel ihnen in die Arme. Meine Mutter und meine Schwester schluchzten und Freudentränen liefen ihre Wangen hinab. Robin klopfte mir stolz auf die linke Schulter.

Als wir uns voneinander lösten lächelte mich ein blonder Junge an, welcher sich ebenfalls mit seiner Familie freute. Er kam zu mir rüber und reichte mir seine verschwitzte Hand. 
"Hey Harry, ich bin Niall. Ich war ein paar Kandidaten vor dir auf der Bühne. Ich hab deinen Auftritt hier auf dem Bildschirm gesehen, du hast eine tolle Stimme! Oh, ich hoffe ich störe nicht aber ich musste einfach rüber kommen, du hast mich echt begeistert.", er hatte einen starken irischen Akzent und seine Art brachte mich zum Lächeln. 
"Danke! Ich werde mir deinen Auftritt leider erst im Fernsehen anschauen können, ich war vorher noch auf der Toilette und war deshalb erst recht spät hier.", sagte ich entschuldigend und er lachte. 
"Kein Problem, Bro. Wir sehen uns, sind ja immerhin beide weiter gekommen.", brüderlich klopfte er mir auf die Schulter und verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war.

Meine Familie unterhielt sich immer noch über meinen Aufritt. Es machte mich so glücklich sie alle so stolz zu sehen. Vor dem Vorhang hörte ich den Moderator dem Publikum erklären, dass sie nun eine kurze Pause einlegen würden, die Show aber in zehn Minuten weiter ginge. 
"So, das ist unser Zeichen. Wir sollten gehen, hier wird es gleich bestimmt ganz schön voll werden.", sagte ich zu meiner Familie.
"Nicht so schnell!", rief eine seltsam bekannte Stimme hinter mir. Ich drehte mich nicht sofort um, da mich die Blicke meiner Familie verwirrten als sie die Stimme lokalisiert hatten. Geschockt rissen sie den Mund auf. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und drehte mich langsam um. Ich war mir noch nicht mal sicher, ob ich gemeint war.

Unmittelbar vor mir stand er. Louis Tomlinson. Er war etwas kleiner als ich, seine blauen Augen strahlten noch mehr als im Fernsehen und sein Lächeln verzauberte jeden im Raum. Mich eingeschlossen.

"Harry! Ich hatte gehofft, dass du noch nicht geflüchtet bist.", sein Lachen brachte mich sofort zum Lächeln.
"Hab ich noch was vergessen? Muss ich noch was ausfüllen?", fragte ich verunsichert.
"Nein.",  lachte er. "Ich wollte dir nur nochmal persönlich sagen, dass du mich echt umgehauen hast. Ich hätte ja den goldenen Buzzer gedrückt aber erstens weiß ich, dass du den abslout nicht brauchst. Du wirst mehr als genug Anrufe bekommen, um ins Finale zu kommen. Und zweitens sehe ich dich somit öfter performen. Es wäre eine Schande, wenn wir dich erst in ein paar Wochen wieder sehen würden. Ich freue mich schon, dich bei der nächsten Show zu sehen."

Ich war sprachlos. Diese Worte von ihm zu hören brachten mich vollkommen aus dem Konzept. Ich wollte ihm allerdings auch nicht zeigen, wie nervös er mich machte. 
"Danke, das bedeutet mir wirklich viel.", sagte ich aufrichtig und wir schauten uns tief in die Augen.

"Louis! In die Maske!", rief eine ältere Frau.
"Ich muss los. Hat mich gefreut dich nochmal kurz zu sehen.", verabschiedete sich Louis.
"Mich auch, danke nochmal.", sagte ich noch schnell bevor er ging. Doch bevor er tatsächlich hinter der Tür verschwinden konnte lächelte er mir noch einmal sanft zu.

Später saß ich gemeinsam mit meinen Eltern und meiner Schwester im Auto. 
"Er hat ganz bewusst nicht den goldenen Buzzer gedrückt... Habt ihr das gehört? Er hat es ganz bewusst nicht getan.", meine Mutter regte sich nun schon eine Weile darüber auf. Ich war abslout nicht sauer auf Louis. Um ehrlich zu sein war ich sogar glücklich. Er wollte mich öfter sehen, deshalb tat er es nicht.
Sanft erklärte ich: "Mum, wenn Louis sagt, dass ich es auch ohne  die Hilfe des Buzzers schaffe, dann tue ich das auch."
Anne lächelte nur.