Kapitel 1: Ende und Anfang

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Es ist der 17. Januar 2000. Draußen ist es schon dunkel. Es ist ungefähr 20 Uhr.

Ich bin zu dieser Zeit 6 Jahre alt und sitze mit meiner Mutter im Wohnzimmer beim Essen. Wir wohnen in einer 3-Zimmer-Wohnung in einer kleinen Stadt.

Ich habe noch 3 ältere Geschwister und einen Vater. Meine Eltern trennten sich, als ich 3 Monate alt war. Seitdem lebte ich alleine mit meiner Mutter und sah selten meinen Vater.

Es herrscht Frieden in der kleinen Familie.

Plötzlich klingelt es an der Tür. Meine Mutter öffnet und ein paar Damen und Herren betreten die Wohnung.

Sie sind vom Jugendamt. Gekommen, um mich in eine Pflegefamilie zu bringen.

Die Erwachsenen unterhalten sich während ich weiterhin am Tisch sitze.

Dann wenden die Fremden sich an mich und erklären mir, dass sie mich nun mitnehmen und an einen besseren Ort bringen würden.

Ich sollte mich von meiner Mutter verabschieden, da ich sie sich nicht mehr oft sehen werde.

Ich fing an zu weinen. Meine Mutter weinte ebenfalls. Ich hatte Angst. Wer sind diese Menschen, die mich meiner Mutter wegnehmen und zu fremden Menschen bringen wollen? Warum musste ich an einen "besseren Ort"? Wann würde ich meine Mutter wiedersehen? Tausende Gedanken schießen mir durch den Kopf als meine Mutter mich auf dem Arm hatte, um sich von ihrem kleinen Engel zu verabschieden.

Dann gehen die Fremden mit mir weg. In ein ungefähr 50 Kilometer entferntes kleines Dorf nahe der Grenze zwischen Bayern und Hessen.

Das Haus der Pflegefamilie ist ein kleines gemietetes Haus mit grünen Außenwänden.

Als wir ankamen stiegen wir aus und klingeln. Eine rundliche Frau öffnete die Tür. Mir ist die ganze Sache unheimlich, doch mir bleibt nicht anderes übrig, als dieses fremde Haus zu betreten.

Die Leute scheinen nett zu sein. Nach einer netten Begrüßung folgt der Rundgang durch das Haus. Mein Zimmer ist neben dem eines zweiten Pflegekindes. Dieses ist seit kurzem ein Jahr alt.

Die Pflegefamilie besteht zudem aus einem eigenen Sohn, 1,5 Jahre jünger als ich und einer Tochter, welche ungefähr 4 oder 5 Jahre älter ist als ich sowie einem Vater. Die rundliche Frau von der Tür war die Mutter der Familie.

Dass der Schein einer friedlichen Familie trügt, sollte sich schon sehr bald herausstellen. Nämlich gleich nachdem die Leute vom Jugendamt das Haus verlassen hatten.

Die Pflegemutter zeigte mir extra nochmal das Zimmer des Sohnes, in dem sich eine coole Rennbahn mit Loopings befand. Gerade als ich völlig erstaunt war und mich schon darauf freute, damit spielen zu können, sagte die Pflegemutter: "Denk aber nicht, dass du auch nur eine Sekunde damit spielst."

Am selben Abend gibt es gleich einen zweiten Vorfall: Die Pflegeeltern zwingen mich "Mama" und "Papa" zu sagen, statt deren Vornamen. Doch für mich gab es trotzdem nur eine Mama und einen Papa: meine leiblichen Eltern.

Die Geschichte meines LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt