•Oneshot 1•

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%Johannes Sicht%

Meine Finger verweilen über dem Handydisplay, wo der Chat von meinem Stiefbruder und mir geöffnet ist. Ich bin nervös. Aber das bin ich immer, wenn es etwas mit ihm zu tun hat oder ich in seiner Nähe bin.
Mit bedacht wähle ich meine Worte damit er nicht etwas falsches versteht. Als der Satz schon lange geschrieben ist, lese ich ihn mir nochmal und nochmal durch.
Ich: »Hast du ein Geschenk an Weihnachten für mich?«
Warum bin ich so unsicher, bei so einem einfachen Satz. Wenn ich dies an meinem besten Freund schicken würde, würde ich ihn einfach absenden und nicht überlegen ob er das anders aufnehmen könnte. Aber bei ihm, bei ihm ist es anders.
Ich atme tief ein, drücke auf senden und schaue dann erschrocken auf mein Handy. Mein Herz pumpt schneller und meine sowieso schon vorhandene Nervosität wird stärker.
Warum habe ich das gemacht? Was wenn er es falsch interpretiert? Ich bin so blöd! So blöd!
Ich sehe, dass er online kommt und meine grauen Häkchen färben sich blau.
‚Raus, raus.' murmle ich vor mich hin und verlasse den Chat. Er soll nicht denken, dass ich auf seine Antwort warte.
Die paar Sekunden, die er braucht um mir zu antworten, fühlen sich an wie Stunden.
Mein Handy vibriert und viel zu schnell öffne ich unseren Chat wieder.
J: »Ja warum?«
Auch wenn ich es strikt ablehne, spüre ich dennoch eine leichte Enttäuschung. Er hätte mehr schreiben können. Es kommt jedoch nur eine plumpe Antwort. Aber auf der anderen Seite sind seine Antworten immer so. Er redet nicht viel, gibt nur kurze Antworten, wie eben diese hier.
Erst jetzt verstehe ich seine Nachricht. Er hat ein Geschenk für mich. Er hat an mich gedacht und überlegt was er mir schenken könnte. Unbewusst ziehen sich meine Mundwinkel nach oben, mein Herz schießt wieder in die Höhe. Dann fällt mir jedoch wieder der negative Punkt ein. Ich weiß nicht was ich ihm schenken soll.
‚Was mache ich denn nun?'
Ich schaue wieder auf den Chat. Ich bin davon ausgegangen, dass er nein schreiben würde und wir uns darauf einigen dem anderen nichts zu schenken.
‚Ach scheiß drauf' murmle ich mir wieder zu und tippe meine nächste Nachricht ein, um sie danach abzuschicken ohne darüber nachzudenken.
Ich: »Hast du einen Wunsch? Ich weiß nämlich nicht was ich dir schenken soll.«
Ich: »Ich hatte gehofft, dass wir uns einigen, dass wir uns gegenseitig nichts schenken.« füge ich noch hinzu und verlasse dann den Chat.
‚Was habe ich bloß geschrieben?!'
Frustriert raufe ich mir meine Haare. Jetzt denkt er, dass er mir komplett egal ist.
Ich lege das Handy auf mein Nachtschränkchen und verlasse mein Bett, auf welchem ich gerade gesessen habe.
Ich laufe rüber zu meinem Schreibtisch um meinen Laptop zu holen. Ich muss mich ablenken. Warum verhalte ich mich auch wie ein verliebtes Teenagermädchen, dass ihren Schwarm näher kommen will?
Mein Handy vibriert einmal und kurz darauf noch einmal.
Mein Herz rast und es macht mich irgendwie glücklich, dass er mit mir schreibt.
Tief atme ich ein und aus, schüttle einmal mein Körper und probiere damit meine angespannten Muskeln zu lockern.
Dann lege ich den Laptop ans Ende meines Bett und setze mich wieder im Schneidersitz auf mein Bett um danach nach meinem Handy zu greifen. Ich öffne WhatsApp und damit den Chat von mir und meinem Stiefbruder.
Dass ich noch eine Nachricht in einem anderen Chat habe, ignoriere ich erstmal.
J: »Ich hätte einen Wunsch, den nur du mir schenken könntest.«
Ich: »Was denn für einen?«
Das Warten dauert so lange. Ich kann nur beobachten wie das 'online' sich zum 'schreiben' umwandelt.
J: »Du musst das selbst wollen. Du sollst diesen Wunsch nicht machen, weil ich das möchte.«
Ich muss diese Nachricht doppelt lesen um den Inhalt zu verstehen.
‚Das hört sich so doppeldeutig an.' flüstere ich kichernd und stelle mir verschiedene Szenarien vor, wie er es meinen könnte.
Langsam tippe ich meine Nachricht ein. Und schreibe sie so, dass man sie ohne Doppeldeutigkeit versteht.
Ich: »Dann musst du mir den Wunsch sagen, damit ich dir dann sagen kann, ob ich das machen möchte.«
Sofort werden meine Häkchen blau. Er hat auf meine Nachricht gewartet.
Ein breiter Grinsen zitiert meine Lippen.
J: »Diesen Wunsch werde ich dir zu Weihnachten sagen.«
Und kurz darauf geht er offline. Verwirrt lässt er mich zurück. Was soll das denn bedeuten. Dann kann es nichts sein, was ich ihm kaufen soll. Denn an Weihnachten kann ich nichts mehr besorgen.
Aber was möchte er dann von mir?
Ich: »Warum erzählst du mir den jetzt nicht?«
Genau fünf Minuten warte ich, aber er kommt nicht mehr online, um meine Frage zu beantworten.
Grummelnd verlasse ich den Chat und schaue nach, wer mir noch geschrieben hat.
Es ist der Englischkurs. Jemand hat gefragt ob er die Lösungen zu den Hausaufgaben haben kann.
Ich verdrehe meine Augen. Wenn die immer nur die Hausaufgabe abschreiben, ist es kein Wunder, dass die nichts auf die Reihe bekommen.
Ich schließe mein Handy und lege es zur Seite.
Warum muss ich denn auch in meinen Stiefbruder verliebt sein? Dieser wundervolle Mensch.
Unbewusst schleicht sich ein verliebtes Lächeln auf meine Lippen.
Dieses Geschenk, was ich ihm machen soll, ist eher ein Geschenk an mich. Denn ich muss bis Weihnachten also noch 10 Tage warten, bis er es mir sagt.
Unzufrieden seufzte ich auf und lasse mich nach hinten fallen, um dann weich zu landen.
‚10 Tage. Das werden 10 lange Tage.'

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•So mein erster Oneshot in diesem Buch•
•Ich hoffe er gefällt euch😁
•An Weihnachten kommt der zweite Teil🎄
•Ich bin in so einer ähnlichen Situation gerade und weiß nicht was ich ihm schenken soll😬

[ 951 words ]
Bis zum nächsten Os🍂🥀

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