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Zitternd saß ich auf einem harten Plastikstuhl in einem leeren Gang im Krankenhaus. Eine Ärztin hatte mir einen Becher Kaffee und ein Stück Schokolade gebracht, um meinen Blutzucker wieder in die Höhe zu bekommen, nachdem ich für einen kurzen Moment im Krankenwagen zusammen gebrochen war.

Meine Gedanken waren ein einziges Chaos und ich starrte an die kahlen, weißen Wände. Um mich herum waren nicht viele Menschen, manchmal liefen Besucher an mir vorbei oder Patienten, die sich die Beine vertreten wollten und einen kleinen Spaziergang durch das Krankenhaus machten. Keiner von ihnen beachtete mich, es war kein besonderer Anblick. Ich fühlte mich so leer. Innerlich schrie ich ununterbrochen, ich brüllte mir meine Seele in Gedanken aus dem Leib und machte meiner Wut, Sorge und Trauer Platz. Aber äußerlich saß ich da wie ein kleines Häufchen Elend, zusammen gesunken in meinem Mantel, als hätte man mir alles genommen.

Wie konnte es möglich sein, dass Tessia hier war? In Köln? War es Zufall, dass wir uns wieder gesehen hatten, oder eher Schicksal? Und warum musste es gerade ihr Auto treffen?

Laut seufzend rieb ich mir über die Augen und wischte unauffällig eine Träne weg, die sich in meinen Außenwinkel geschlichen hatte. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Wütend stand ich auf und warf meinen leeren Becher mit Schwung in einen Mülleimer, meine Hand schlug gegen die harte Wand. Tessia durfte nichts passieren! Sie war mein kleines Mädchen, außen so stark, aber innerlich so zerbrechlich. "VERDAMMT!", schrie ich durch den leeren Gang und ich vergrub meine Hände in meinen Haaren. Nein nein nein!!!

'Komm schon, reiß dich zusammen! Du musst stark bleiben und keine Emotionen zeigen!' In meinem Kopf ratterte es und ich versuchte mir immer wieder einzureden, dass ich mich nicht so gehen lassen durfte. Ich musste logisch denken und ruhig bleiben. Tessia würde das schaffen, da war ich mir sicher! Wie viel Schlimmes hatte sie schon überlebt, da würde sie das hier auch schaffen!'

Ich wusste nicht was in dem Raum vor mir geschah. Alles, was ich mitbekommen hatte, war, dass Tessia auf einer Liege von laut durcheinander redenden Ärzten dort hinein geschoben wurde, auf ihrem Gesicht befand sich eine Atemmaske und unzählige Schläuche hingen an ihren Armen und Händen. Ich hatte auch keine Ahnung davon wie lange ich hier schon saß, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Vielleicht waren es erst zehn Minuten, vielleicht auch schon zwei Stunden, die ich hier alleine auf dem leeren Gang verbachte. Ab und zu kam mal ein Arzt aus dem Raum, oder ein anderer lief hinein.

"Thaddeus Tjarks?", fragte auf einmal ein Mann, der einen weißen Kittel an hatte und ein Klemmbrett in der Hand hielt.

"Ja?", fragte ich und ich hatte Hoffnungen, dass er mir etwas über Tess' Zustand sagen konnte. "Wie geht es Tessia? Ist sie bei Bewusstsein? Hat sie starke Verletzungen? Wird sie es schaffen?" Bei der letzten Frage zitterte meine Stimme leicht und ich hielt die Luft an.

'Sag, dass sie es schafft. Sag, dass sie es schafft. Sag, dass sie es schafft. Bitte.'

"Ganz ruhig", sprach der, vermutliche, Arzt vor mir und streckte seine Hand aus, die ich schüttelte. "Ich bin Doktor Mike und ich kann Ihnen versichern, dass Tessia es schaffen wird, aber mehr können wir im Moment nicht sagen. Ich würde mich mit Ihnen gerne unterhalten, kommen Sie mit in mein Sprechzimmer."

Aufatmend und erleichtert lief ich dem Doktor hinterher. Eine riesige Last fiel von meinen Schultern, als würde eine Tonne Gewicht von mir fallen. Wir gingen gemeinsam in ein kleines, ruhiges Zimmer, mit einem Schreibtisch, auf dem ein Computer stand, ein Stapel leerer Blätter lag daneben und in einem kleinen Schrank standen unzählige Ordner.

Ich setzte mich auf den Stuhl und der Arzt schnappte sich ein Papier und Stift, um wahrscheinlich Notizen aufzuschreiben.

"Geht es Ihnen besser mittlerweile? Eine Ärztin hat mich darüber informiert, dass sie am Unfallort wohl sehr geschockt waren und im Krankenwagen zusammen gebrochen sind", fragte er mich und nickte.

Back To You | Bodyguard 2.0Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt