Der Rest der Liste

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Kirishima zog Bakugou ins Badezimmer und drückte ihm einen Beutel in die Hand.

„Das ist die Blondierung, hast du das schon einmal gemacht?", fragte er.

Bakugou zog eine blonde Augenbraue in die Höhe. „Sehe ich so aus, als ob ich das nötig hätte?"

Kirishima warf einen schnellen Blick auf Bakugous aschblonde Haare und schmunzelte. „Wohl eher nicht. Das hier ist der Rest, die Verpackung habe ich nicht mehr. Du musst es wohl einfach unter meiner Anleitung machen." Der Rothaarige mischte die Blondierung an und Bakugou beobachtete ihn dabei.

„Ich hol' mal eben noch einen Stuhl, wenn ich sitze kommst du besser dran."

Kirishima kam mit einem kleinen Hocker zurück und stellte ihn in das kleine Badezimmer. Dann nahm er sich ein Handtuch, legte es sich über die Schultern und setzte sich mit dem Rücken zu Bakugou.

„Also, hier ist die Blondierung und Pinsel und", er zog unter dem Waschbecken eine kleine Schachtel hervor, „hier sind noch Einweghandschuhe."

Bakugou zog sich die durchsichtigen Gummihandschuhe über und stellte sich die Blondierung auf die Waschbeckenablage, sodass er gut herankam.

„Okay, ich schätze mal damit muss ich irgendwie deinen Ansatz bearbeiten?", brummte er und betrachtete den Pinsel.

Kirishima lachte. „Bitte nicht irgendwie. Am besten du unterteilst meine Haare in Sektionen.", er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und demonstrierte ihm wie er diese unterteilen konnte.

„Das ist ja 'ne verdammte Wissenschaft.", murmelte Bakugou und begann Kirishimas Haare zu unterteilen.

Der Rothaarige kicherte. „Es ist nicht so schwer, es sollte nur einigermaßen gleichmäßig überall am Haaransatz verteilt sein. Du schaffst das schon."

„Tch, natürlich schaffe ich das.", brummte Bakugou machte sich sorgfältig an die Arbeit. „Wie hast du das sonst eigentlich immer gemacht?"

Kirishima zuckte mit den Schultern. „Meistens alleine. Inzwischen habe ich den Bogen raus. Aber es ist anstrengend und immer mit einem steifen Nacken verbunden, weil ich versuche alles im Spiegel zu sehen." Er lachte und auch auf Bakugous Lippen legte sich ein schiefes Grinsen.

Eine Weile herrschte Stille. Bakugou bearbeitete sorgfältig Strähne für Strähne. Kirishima hatte die Augen geschlossen und genoss die sanften Berührungen seines Freundes. Das leichte ziehen an seinen Haaren, wenn Bakugou eine Strähne umlegte, verursachte bei ihm eine Gänsehaut. Er seufzte genießerisch.

„So gut, ja?", fragte Bakugou mit einem neckenden Unterton.

Der Rothaarige nickte nur. Bakugou legte den Pinsel zur Seite, fuhr mit den Fingern in Kirishimas Haare und begann die Blondierung noch etwas mehr zu verteilen und dabei seine Kopfhaut zu massieren. Kirishima gab ein erneutes wohliges Seufzen von sich und Bakugou schnaubte amüsiert.

„Ich glaube das hat jetzt lang genug eingewirkt.", flüsterte Kirishima nach einer Weile. Er hatte die Augen noch immer geschlossen und genoss die Massage in vollen Zügen.

„Das heißt auswaschen?", fragte Bakugou nach.

Der Rothaarige nickte, stand auf und beugte sich über die Dusche. Er wollte gerade nach dem Duschkopf greifen, als seine Hand Bakugous berührten, die ebenfalls danach griff.

„Ich mach das schon.", murmelte der Blonde und machte die Dusche an. Vorsichtig fühlte er die Wassertemperatur, ehe er begann die Blondierung aus den Haaren seines Freundes zu waschen. Als er fertig war stellte er das Wasser aus und Kirishima rubbelte sich die Haare mit seinem Handtuch trocken.

„Jetzt föhnen.", leitete er Bakugou an. Sofort griff dieser nach dem Fön und steckte ihn ein. „Das ist ja hier wie im Friseur-Salon! Daran könnte ich mich gewöhnen.", sagte Kirishima und grinste ihn an.

„Tch. Kennst mich doch. Bei mir gibst nur Hundert Prozent oder gar nicht.", brummte Bakugou und schaltete den Fön an, ehe Kirishima antworten konnte. Dennoch konnte er das schalkhafte Funkeln in Kirishimas Augen in seinem Spiegelbild erkennen.

„Kommt da jetzt endlich die Farbe drauf?", fragte Bakugou, als er den Fön ausschaltete.

„Hm.", machte Kirishima nur und fuhr sich durch seine Haare, um das Ergebnis zu betrachten.

„Was ‚hm'?", fragte Bakugou stirnrunzelnd.

Kirishima grinste. „Meistens blondier ich zweimal, aber das Ergebnis sieht gut aus, da können wir direkt Farbe drauf packen."

Ein selbstgefälliges Grinsen schlich sich auf Bakugous Lippen. Kirishima sah es und lachte. „Da du so gut bist, kannst du das es ja immer bei mir machen.", neckte er ihn.

Bakugou schnalzte mit der Zunge, widersprach aber nicht.

Nach Anleitung mischte er die Farbe an und teilte Kirishimas Haare wieder in Sektionen. Wieder begann er sie Strähne für Strähne zu bearbeiten. Vollkommende Stille herrschte. Erst bemerkte es Bakugou nicht, da er so in seiner Arbeit vertieft war, dann jedoch durchdrang sie ihn ganz plötzlich. Es war selten, dass der Rothaarige so lange den Mund hielt.

Bakugou schaute auf und blickte in den Spiegel und betrachtete Kirishimas Ebenbild darin. Der Rothaarige starrte in Nichts, offensichtlich tief in Gedanken versunken.

„Spuck es aus, Red. Was beschäftigt dich?"

Kirishima blinzelte, offenbar aus einem tiefen Gedanken gerissen. Er schaute durch den Spiegel in Bakugous Augen und lächelte. „Ich bin so glücklich mit dir ...", fing er an.

Bakugou runzelte die Stirn und fuhr fort Farbe in Kirishimas Haare zu streichen. „Und weiter?"

„Was ist mit dem Rest der Liste?"

„Wie meinst du das?"

Kirishima runzelte die Stirn und schaute auf seine Hände, während er versuchte die richtigen Worte zu finden. „Offensichtlich ist doch Amor, oder wem auch immer, ein Fehler unterlaufen und die Menschen im zweiten Teil der Liste haben sich nie verliebt, oder wissen es zumindest nicht. Sie kennen sich zum Teil nicht einmal."

„Ja, das sagte ich dir gestern bereits, aber worauf willst du hinaus?"

Wir haben diese Liste. Wir wissen, dass diese Pärchen zusammengehören. Sind wir da nicht in irgendeiner Art Verantwortung diesen Menschen gegenüber?"

Bakugou hielt inne und suchte Kirishimas Augen im Spiegel. „Du meinst wir sollten Amor spielen?"

Kirishima nickte schüchtern.

„Wie soll das funktionieren, wie sollen wir das den Leuten erklären?", fragte der Blonde.

Kirishima zuckte hilflos mit den Schultern. „So genau weiß ich das auch nicht. Aber uns wird schon irgendetwas einfallen. Ich glaube ich würde mich schlecht fühlen, wenn wir es nicht wenigstens versuchen würden. Wäre es nicht egoistisch, dieses Wissen für sich zu beanspruchen? Wir sind auf dem Wege Helden zu werden, wie sollten diese Verantwortung übernehmen und tragen können."

Bakugou sah ihn einen Moment lang intensiv an und nickte dann langsam. „Okay, Red. Dann machen wir das."

AMORS LISTE (Kirishima x Bakugou)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt