Okay.
Ist das Ding an?
Sieht so aus.
Gut.Ich bin Lucas. Ich bin Engländer. Und ja, ich habe tatsächlich Locken. Und einen Akzent, auf den ich Freunden nach viel zu stolz bin. Kilian nennt ihn schlimm. Lena zwingt mich bei jeder Gelegenheit Sausages zu sagen und danach flippte sie immer total aus, weil das angeblich, Zitat, unglaublich süß klingt. Ich weiß noch, wie Tobias mich angefleht hatte, damit ich ihm beibrachte so zu reden wie ich, um sie zu beeindrucken. Ich musste ihm aber klar machen, dass das absolut nichts bringen würde. Erstens, weil die Idee an sich schon ziemlich bescheuert war. Lena sollte ihn mögen, so wie er war. Wenn nicht, sollte er es sein lassen. Außerdem sind ich und meine Art zu reden einzigartig. Wenn Lena sie mag, okay. Alles andere wäre ein Fake und auf Dauer hätte mich das wahrscheinlich ange-
Darf man hier Kraftausdrücke benutzen? Ja?
Angepisst. Ganz einfach. Drei Wochen nach meinem Vortrag, darüber, dass jeder Fakebriten hasst, waren sie zusammen. Nun sind sie seit Monaten glücklich verliebt und alles. Selbst, wenn ihre Beziehung ein einziges Drama ist. Aber weniger zu ihnen, mehr zu mir.
In dieser Geschichte geht es nämlich nicht um deren Desaster, obwohl es wahrscheinlich viel interessanter wäre. Ich meine, es ist Lena, Platz 2 der größten Dramaqueens der Schule.
Bevor ich anfange, solltet ihr im Voraus einiges über mich wissen. Ich lebe wie ihr in Deutschland. Um genauer zu sein in einem kleinen Kaff, das kein Schwein kennt. Aufgewachsen bin ich in England, bis sich meine Eltern getrennt haben und ich mich daher zur selben Zeit auch von meiner Schwester trennen musste. Sie ist bei Dad geblieben und hat weiterhin jeden Tag Tee getrunken, während ich mich mit derweil schon mit Dirndlmädchen und bayrischem Singsang auseinandersetzen musste. In diesem Fall bitte symbolisch betrachten. Sie hasst Tee und ich habe zuvor noch nie Original bayrischen Singsang gehört. Zumindest nicht live.
Avril ist meine Zwillingsschwester und zwei Minuten und dreiunddreißig Sekunden älter als ich. Merkt euch das, denn um sie es wird auch gehen.
Wir wurden also getrennt elf. Und zwölf, und dreizehn, und vierzehn und fünfzehn. Ich war fünfzehn-Dreiviertel, als die ganze Sache so langsam ins Rollen kam. Ich war also noch nicht 16. Juristisch gesehen war Alkohol also für mich tabu. Hat mich das davon abgehalten, an Karneval mit sicheren eineinhalb Promillen und der besten Klasse, die man haben konnte, die wahrscheinlich beste Zeit meines Lebens zu haben? Nein. Natürlich nicht.
Zumindest glaube ich, dass ich ziemlich viel Spaß gehabt haben musste, bei dem Desaster, das daraufhin folgte.
An dieser Stelle liebe Grüße an Herrn Pi, dem Polizisten, der mir das erste Bier in die Hand gedrückt hat. Win-Win-Situation, denken Sie nicht auch? Meine Lippen sind versiegelt, solange es Ihre auch sind.
Als ich am Morgen nach Fasching aufwachte, fühlte ich mich nicht, als wäre da ein kleiner Chuck Norris in meinem Kopf, der ständig gegen die Innenseite meines Hirnes hämmerte und es nebenbei penetrierte. So hatte Kilian es immer beschrieben, wenn er einen Kater hatte, wofür er ziemlich anfällig war.
Ich tastete die Matratze nach meinem Handy ab. 154 neue Nachrichten, 7 Anrufe und es war kurz vor sechs. Und Dienstag. Stöhnend vergrub ich das Gesicht ins Kissen. Warum konnte es nicht Samstag sein? Ich hatte keine Lust auf Schule. Ich war müde und demotiviert. Vielleicht würde Mum ein Auge zudrücken und mich zu Hause lassen. Oder ich könnte mich krank stellen.
Ja genau, das wäre für alle das Beste.
Ich wäre nur eine Gefahr für die Nachbarskinder, wenn sie mich in diesem Zustand aus dem Haus lassen würde.
Ich schloss die Augen.
Schlafen wäre das Gesündeste für die Gesellschaft. Ich war einfach zu müde...
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The Lucas Syndrome
Teen FictionLucas ist 15, abergläubisch, Teehasser, stolzer Engländer und absolut überzeugt davon, dass das Leben einfach zu kurz ist, um zu warten, bis alle einen akzeptieren, bis er schlau genug ist, um keine Fehler mehr zu machen oder zumindest im Ansatz ver...