Achtung!!!!
„Englisch gesprochen."
„Deutsch gesprochen."
Lucas denkt auf Englisch.
Im Großen und Ganzen war ich schon am Ende, als der Tag noch so ziemlich am Anfang war. Mittags in der Klasse war ich durch mit meinem Leben, doch mein Leben beschloss einfach genau so anstrengend weiter zu machen und als ich gegen vier Uhr endlich zu Hause war, fühlte ich mich meiner Seele beraubt, was eigentlich kein sehr großer Verlust sein sollte, weil sie noch dunkler war als mein Humor.
Ah. Ah. Ah. Ah. Tut mir leid. Weiter im Text.
Ich koppelte mein Handy mit den Boxen im Haus und zog mir die Schuhe aus. Ich erwartete niemanden, den es gestört hätte. Es gab nämlich nur Mum und mich, manchmal unsere Haushälterin Jenny und ansonsten nur noch Mums Katze Mellow. Wenn nicht ohnehin schon Musik lief, war niemand zu Hause.
Ich weiß noch, warum sie die Lautsprecher angeschlossen hat. Erstens, damit die Hausklingel nicht mehr absichtlich oder unabsichtlich überhört werden kann. Zweitens, weil sie Spaß daran hat, Ansagen zu machen, die man im ganzen Haus hört. Drittens, damit ich so einen Wecker habe, den ich selbst nicht abstellen kann und viertens, damit man sich nicht einsam fühlt, wenn sonst niemand da ist.
Tatsache ist nämlich einfach, dass das Haus viel zu groß für eine halbe Familie ist. Genau wie ich hasst Mum das Gefühl, alleine zu sein und mit Musik wurde es eben ein bisschen besser.
"A bullet for them. A bullet for you. A bullet for everybody in this room."
Ja, ja, Tyler, ich weiß, was du meinst. So fühle ich mich jeden gottverdammten Tag.
Mit meinem Rucksack wollte ich also nach oben gehen und mich bestenfalls für eine oder zwei Stunden aufs Ohr hauen. Und danach hätte ich Kilian besucht und ihn gefragt, ob er mehr vom Vortag wusste als ich. Ich hätte ihm ja geschrieben aber nein, meine Kommunikationsmöglichkeiten mussten sich ja verabschieden.
Die einzige andere Möglichkeit wäre es gewesen, ihm eine E-Mail über meinen Laptop zu schicken aber wann öffnete Kili denn schon mal sein Postfach?
Das Haustelefon benutzen? Auf die Idee bin ich nicht einmal annähernd gekommen.
Plötzlich kam mir einer meiner Handbälle entgegen. Ein Blauer von Nike, der eigentlich hätte in meinem Zimmer sein müsse. Ziemlich verdattert sah ich dem Ball dabei zu, wie er die Treppe hinab kullerte und hinter mir von der Haustür gestoppt wurde.
War Mom doch da? Aber was macht sie dann in meinem Zimmer? Oder vielleicht doch Jenny? Aber es war Dienstag also wohl nicht.
Stirnrunzelnd ging ich also hoch. Ein weiterer Ball lag im Flur, ebenfalls ein blauer. Umso näher ich meinem Zimmer komme, umso klarer wird mir, dass weder Mum noch Jenny es sein konnten. Die Tür stand ziemlich weit offen, obwohl ich sie aus Prinzip immer schließe, wenn ich den Raum verlasse.
Einbrecher? Mein Herz beginnt langsam zu rasen. Und ich konnte keine Polizei rufen, na toll.
Praktischerweise stand ich direkt neben unserer kleinen Abstellkammer. Leise kramte ich einen Golfschläger heraus.
Am Türrahmen stehend analysierte ich mein Zimmer aus einem sicheren Versteck heraus, dann ging ich hinein, lasse dann aber den Schläger sinken, feststellend, dass niemand da war.
Und dann bekomme ich schon wieder einen Herzinfarkt, als sich plötzlich die Katze gegen mein Bein drückte und ich mich am liebsten dafür geschlagen hätte, in diesem Moment so albern auszusehen.
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The Lucas Syndrome
Teen FictionLucas ist 15, abergläubisch, Teehasser, stolzer Engländer und absolut überzeugt davon, dass das Leben einfach zu kurz ist, um zu warten, bis alle einen akzeptieren, bis er schlau genug ist, um keine Fehler mehr zu machen oder zumindest im Ansatz ver...