Scene Underground 007

Prolog

"Ich verlange Zugang, auf meinem Speichermedium befinden sich relevante Daten für unsere Nation." Das war absolut gelogen. Zwar befanden sich für den Geheimdienst relevante Daten auf meinem Stick, aber ich hatte nicht die Absicht sie mit irgendjemandem innerhalb des Bunkers zu teilen. Der Schweiß fühlte sich an meinem Nacken kalt an, Adrenalin schoss durch meine Adern. Ich liebte das Adrenalin, wusste um meine wahnsinnigen Züge, sie hatten mich dahin gebracht, wo ich heute war.

"Identifikationsprozess eingeleitet"

"Cyrian Ladouce, 001, Secret Service"

"Ihre Absicherung, bitte"

"Ich war der Erste und ich werde der Letzte sein"

"Zugang genehmigt"

Ich atmete aus, als die schweren Flügeltüren in der Felswand sichtbar wurden und sich auftaten. Meine Schritte hallten auf dem Boden, meine Zehen zuckten in meinen Schuhen und meine Gedanken rasten. Dies war meine Chance, ich durfte sie nicht vermasseln. Trotzdem war mein äußeres Erscheinungsbild unlesbar, meine Miene wie immer, ja selbst meine Augen gaben keinen einzigen Gedanken preis. Ich war einer der Besten in dem was ich tat und eine lesbare Körpersprache bedeutete den Tod für einen Agenten. Obwohl ich kein Agent mehr war, dachte ich immernoch wie einer. 

Schließlich war es soweit und ich betrat das Büro welches für die hohen Tiere unserer Regierung reserviert war. Sie schienen immernoch zu denken, dass sie uns in der Hand hatten, dabei traten genau in diesem Augenblick meine 4 Kollegen, nein, meine 4 Freunde in eben jenen Raum ihrer eigenen Regierung. Wenige Momente würde es noch dauern bis der ultimative Krieg ausbrechen würde. Wenige Minuten noch bis unser Kampf endlich beginnen würde, bis wir die alte Ordnung der Dinge endgültig aus den Fugen sprengen würden, den Planeten Erde in eine neue Zeit leiten würden. Es ging nicht darum Staat und Gesetz zu biegen wie es einem passte, sondern darum seine eigenen Ideale in das Zeichen des Wohles der Allgemeinheit zu stellen. Entweder wir würden eine Welt schaffen in der die Menschen durch Liebe gemeinsam in Frieden leben konnten, geboren durch Gewalt, oder wir würden bei dem Versuch alles zerstören, auf dass nie wieder ein solches von Rissen und Lügen durchzogenes System entstehen könnte. 

Doch trotz meiner düsteren Gedanken zierte ein unterwürfiges Lächeln mein Gesicht, als ich endlich meinen Vorgesetzten gegenüber stand. Die letzten Jahre hatten ihre Mienen gezeichnet. Sie hatten ausnahmslos begriffen, dass sie niemals bereit oder würdig gewesen waren eine solche Position zu übernehmen. Ja sie wussten mittlerweile sogar, dass wir ihre einzige Hoffnung waren. Doch sie hatten uns hintergangen seit wir auch nur auf diesem Planeten wandelten und genau deshalb war heute der Tag unserer Rache gekommen, der Tag an dem wir sie vergessen machen würden, der Tag für unseren eigenen Hinterhalt. 

"001, wir nehmen deine Rückkehr mit Erleichterung zur Kenntnis und erwarten einen vollständigen Lagebericht."

"Werte Herren, werte Damen, der Krieg wird weiterhin im Untergrund ausgetragen. Die sichtbaren Fronten stecken weiter im aussichtslosen Feuergefecht mit gleichen Platzanteilen. Es gibt keine Zeichen, die auf eine Allianz hindeuten. Niemand versucht vorzustoßen."

"Wie ist die Lage im Untergrund?"

"Es gibt weiterhin keinen Grund Zwietracht zu sähen. Wir dominieren die Einheit klar, ziehen die anderen Vertreter langsam aber sicher genau nach Plan auf unsere Seite."

"Du sagtest auf deinem Stick seien relevante Daten enthalten."

"Allerdings. Durch unsere gemeinsame Vorbereitung vor der Eskalation gelang es uns einen technischen Vorsprung zu erlangen. Dieser Vorsprung war groß genug, um Zugriff auf die Domänen der anderen Programmteilnehmer zu nehmen und die genauen Standorte ihrer momentanen Regierungssitze zu erlangen."

"Wir nehmen an, dass keine Informationen über unseren Regierungssitz abhanden gekommen sind?"

"Natürlich nicht"

"Gut, dann zeigen sie uns diese Informationen"

"Natürlich" 

Ich griff in meine Tasche. Der Detektor dieses Gebäudes hatte bei meinem Eintritt nicht ausgeschlagen, da ich ein Agent war. Beim Bau dieses Bunkers wurde der Fehler gemacht zu vertrauen. Ein menschlicher, aber tödlicher Fehler. Mit einem einzigen schnellen Griff hatte ich den Auslöser der Rauchgranate getätigt und diese in die Mitte des Raumes geworfen. Im Gegensatz zu meinen Vorgesetzten war ich mit einer solchen Situation durchaus vertraut und wusste zu reagieren. Kaum füllte Rauch den Raum sprang ich also vor um meine Vorgesetzten zu lehren, dass man sich vor mir nicht verstecken konnte. 

Neues Adrenalin und ein Gefühl von Lebendigkeit durchfluteten mich, als ich die Premierministerin schnell und leise in den so gründlich gelernten Klammergriff nahm und ihr den Dolch über die Kehle zog. Mein Empfinden würde von einem Freiheitsgefühl dominiert und ich schnellte vor um den Tod zu verteilen, unwissend, dass ich selbst einen tödlichen Fehler bei der Planung gemacht hatte. Einen menschlichen Fehler.