Kapitel 2

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Hass. Hass ist ein Wort das wir Menschen oft verwenden ohne seine wirkliche Bedeutung zu kennen. Meistens sind die Emotionen, welche wir beim Gebrauch dieses Wortes verspüren viel zu harmlos um Hass zu sein. Wenn ich Hass verspüre, dann hege ich eine solche Abneigung gegen eine bestimmte Person oder auch eine Gruppe von Personen, dass ich ihnen den Tod wünsche und jemandem den Tod zu wünschen, ist eine Sünde. Doch dem sind wir Menschen uns meistens gar nicht bewusst, denn wie so vieles andere, schätzen wir das Leben erst wenn wir es schon einmal beinahe verloren hätten. Ich für meinen Teil kenne das Gefühl von Hass und ich verabscheue es, denn Hass macht mich zu einer Person die ich nicht sein möchte. Hass verspüre ich wenn ich hilflos bin und in diesem Moment war ich hilflos. Mit Professionalität hatte das hier gar nichts mehr zu tun.

Das Erste was ich wahrnahm als ich aufwachte, waren die glühend heißen Lichtstrahlen, die auf meinem nackten Oberkörper brannten und der heiße Stein an meinem Rücken. Mein Zustand verwirrte mich. Eine Kette aus einem glänzenden, Wärme leitenden Material, vermutlich Metall, schien mich an eine Art Felswand zu fesseln. Zu meinen Füßen schien sich Blut zu sammeln, doch neben der Hitze verspürte ich keinen Schmerz. Ganz im Gegenteil, ich war seltsam ruhig. Weniger kühl und berechnend als schlafend, aber immernoch ruhig. Doch wie so vieles im Leben war auch diese Ruhe nicht von Dauer.

Um mich herum befanden sich Ruinen und aus der Ferne hörte ich die Art von Geräusche, die bei einem Feuergefecht entstanden. Außerdem beobachteten mich zwei mit Maschinengewehren bewaffnete Männer aus geringer Entfernung. Sie trugen lange Gewänder und waren fast komplett vermummt, schienen also gut auf das hier herrschende Wetter vorbereitet zu sein. Ganz anders als ich. Außerdem wirkten sie nicht unbedingt kooperativ und erschienen mir mehr wie die Art Menschen, die mich an diese Wand gefesselt haben könnten, als die Art Menschen, welche mich hätten befreien wollen. Im Endeffekt konnte mir das aber auch egal sein, denn eine besonders lange Lebensdauer schien Gott den beiden nicht zugesprochen zu haben.

Ganz im Gegenteil. Nur wenige Momente nach denen ich beschlossen hatte, dass ich sie besser weniger auffällig mustern sollte, nahmen die Ereignisse eine völlig unvorhersehbare Wendung. Nun gut, vielleicht hätte man durchaus damit rechnen können, aber ich war in dem Moment sehr mit mir selbst beschäftigt und nicht unbedingt im Stande logisch zu denken. Ihr möget es mir verzeihen. Ich war also an diesen Felsen gefesselt und vielleicht gerade dabei zu entscheiden wie ich mich in der vielleicht kommenden Befragung oder Verhandlung benehmen könnte, als mich ein plötzlicher dumpfer Laut aus den Gedanken riss.

Von der Klippe des Felsens, an den ich scheinbar gefesselt war, stürzte sich eine Gestalt hinab. Die Gestalt trug einen schwarzen Multifunktionsanzug, wie ich sie aus meiner Ausbildung kannte, sowie einen Helm und verschiedene Waffen, von denen sie auch sofort Gebrauch machte. Ihr Flug war schnell, lautlos und vorallem zielgerichtet, denn sie traf den linken der überraschten Entführer, ich hatte beschlossen dass diese Männer mich entführt hatten, mit dem Knauf ihres Allzweckmessers. Dem rechten der Entführer zog sie das Messer kurzerhand über die Kehle. Danach rollte sie sich federnd auf dem Boden ab, wirbelte herum und erstach den nächsten von ihnen. Sie war so schnell und leise, dass ich das Geschehen kaum mitbekam. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich umdrehte und mich mit ihren kalten blauen Augen fixierte. Als wolle sie mich herausfordern, mich verspotten weil ich mich hatte fangen lassen.

Doch all die von ihr ausgehende Aggressivität nahm ich in diesem Moment überhaupt nicht war. Ich war mir völlig bewusst, dass sie mich versuchte in ihren Bann zu ziehen und ich war ihr völlig unterlegen. Voll bei Bewusstsein starrte ich in ihre blauen, teilweise grün gesprenkelten Augen und vermochte meinen Blick nicht abzuwenden. Noch nie war mir so etwas passiert, ich konnte die Anziehung förmlich spüren, sie warf mich komplett aus der Bahn. Naja zumindest tat sie das bevor sie entschied mich in meiner Ehre anzugreifen. Ich bin mir nicht komplett sicher ob sie mich auf Englisch ansprach, weil ich so britisch aussah, weil ich die britische Flagge auf dem Arm trug oder weil Englisch Weltsprache war, aber jedenfalls sprach sie mich auf Englisch an.

"Na wen haben wir denn da? Siehst recht hilflos aus wie du da an deinem Felsen vergammelst"

"Hey du solltest niemals jemanden beleidigen der dich mit bloßen Händen töten könnte"

"Schätzchen, der einzige der hier gerade eine Gefahr darstellt bin ich. Hat man dir nicht beigebracht, dass man niemals einen Ranghöheren beleidigen sollte?"

Am liebsten hätte ich geflucht, doch das wäre in dieser Situation völlig unangemessen gewesen. Sie hatte mich in der Zwickmühle. Im Prinzip hatte ich mich selbst in die Zwickmühle befördert, nur würde ich das niemals zugeben.

"Guter Punkt nur kann ich leider nicht wissen ob du höher stehst als ich. Aber das tut ja auch gerade nichts zur Sache, oder? Willst du mich hier vergammeln lassen oder nicht? Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber du siehst nicht aus wie eine aus den feindlichen Reihen."

Sie zog bloß die Augenbraue hoch und warf mir meinen Rucksack vor die Füße. Blöd nur, dass ich damit gerade genau gar nichts anfangen konnte.

"Also Prinzessin erste Regel wenn du hier draußen überleben willst: Der wahre Feind sieht nicht aus wie der Feind und steckt oft in deinen eigenen Reihen. Zweite Regel: Hier drinnen gibt es maximal Verbündete und auch die arbeiten oft nicht nur für eine Partei. Dritte Regel: Wer überleben will muss verhandeln können und no offence aber daran musst du echt nochmal arbeiten. Also Jaria, mad, eine von zwei Agenten aus Deutschland."

"Cyrian, MI6, freut mich"

"Na dann, mach dich frei, wir haben noch ein paar Kilometer vor uns."

Ganz genau wusste ich nicht was ich von ihr halten sollte. Sie wirkte wie eine gute Agentin, besonders für diese Mission, aber auf der anderen Seite war sie mir zu dominant. Na ich blickte diesem ganzen Nationen arbeiten zusammen Gedöns ja eh eher skeptisch entgegen. Um nicht völlig unfähig dazustehen nahm ich das Messer entgegen, welches sie mir hinhielt und drehte es nach oben. Geschickt befreite ich mich von den Seilen und schüttelte meine Handgelenke aus. Prüfend inspizierte ich den Inhalt meines Rucksacks und nickte Jaria dann zu. Sie schien definitiv eine spitze Bemerkung auf der Zunge zu haben, zog jedoch nur die Augenbraue hoch und bedeutete mir dann ihr zu folgen. Vielleicht würden wir ja doch ganz gut auskommen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 03, 2019 ⏰

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