Das Restaurant befand sich in der Innenstadt, es war klein, rustikal eingerichtet und es duftete bereits draussen unheimlich gut nach italienischem Essen.
Taehyung hatte darauf bestanden, mich abzuholen, also schlenderten wir zu zweit durch die Strassen, ehe wir das Lokal fanden. Der junge Tätowierer hatte es sein Lieblings-Italiener gennant, mit den besten Ravioli weit und breit.
Das Angebot mit ihm essen zu gehen, hätte ich niemals abschlagen können. Auch wenn ich mich schlecht fühlte, dass ich ihn für seine herausragende Arbeit nicht bezahlen musste. So waren wir also heute, gerade mal eine Woche nach dem Tattoo, verabredet. Bis heute hatten wir viel geschrieben, immer ein bisschen von unserem Tag erzählt, als wären wir langjährige Freunde.
Ich fand heraus, dass Taehyung normalerweise seinen besten Freund für die Büroarbeiten angestellt hatte, der aber gerade seine Ferien in Busan genoss. Er hatte das Studio schon seit ein paar Jahren, anfangs kannte ihn noch niemand. Über die Jahre hinweg gewann er Stammkunden und mittlerweile war er ziemlich ausgebucht.
„Ist es gut verheilt?", fragte er und beugte sich zu meinem freigelegten Arm, der mittlerweile nicht mehr von einer Folie umhüllt war.
„Das fragst du mich jeden Tag", erwiderte ich schmunzelnd.
„Ein Tätowierer will nur das Beste für seine Kunden", sagte er grinsend.
Heute Abend hatte er sich selbst übertroffen und trug eine schwarze Stoffhose, dazu Anzugsschuhe und ein genauso pechschwarzes Hemd, das bis zur Brust geöffnet war. Wieder widerstand ich dem Drang es ihm ganz auszuziehen und mit meinen Fingern den Strichen nachzufahren.
Wir traten in das Restaurant, es war beinahe gefüllt, aber Taehyung redete nur kurz mit der Kellnerin, ehe die uns an einen Tisch ein bisschen abseits führte.
Taehyung zog meinen Stuhl nach hinten und bedeutete mir, mich zu setzen.
Mit erhitzen Wangen murmelte ich ein Dankeschön und setzte mich hin, während er den Stuhl wieder zurück schob und sich selbst hinsetzte.
Seine funkelnden Augen lagen lediglich auf mir.
„Was verschafft mir eigentlich die Ehre, mit dir essen zu gehen?", fragte ich den Älteren.
Diese Frage brannte mir schon lange auf der Zunge, denn ja, ich fand ihn unheimlich anziehend. Aber das musste nicht bedeuten, dass es ihm auch so ging.
Taehyung lächelte wieder und liess seine Hand über den Tisch zu meiner wandern, um sanft mit dem Daumen darüber zu streichen.
„Ist das nicht offensichtlich?"
Ich bekam heisser, während ich mein Gegenüber mit klopfendem Herzen ansah. Die Welt um uns schien sich nicht weiter zu drehen, wie verloren uns in den Augen des Anderen. Seine Hand liess meine nicht los.
Wir bestellten eine gemeinsame Vorspeise, tranken unfassbar guten Rotwein zum Hauptgang und erfüllten auch das Klischee des Desserts. Wir teilten es uns, zwei Löffel, nur einer davon wurde benötigt.
Ich leckte mir das Schokoladeneis von den Lippen, Taehyung musterte mich. Seine Zunge drückte kaum sichtbar gegen die Innenseite seiner Wange.
Schelmisch lächelnd nahm ich einen weiteren Löffel in den Mund und leckte das Eis genüsslich davon ab, wobei mich mein Gegenüber scharf beobachtete.
Ich wollte ihn ein bisschen aus der Reserve locken, schauen wie weit er mich machen lässt. Dieses Spiel kannte ich und ich wusste gut genug, wie man es gewann.
„Wir würden gerne bezahlen", sagte Taehyung zur Kellnerin, ohne den Blick von mir abzuwenden. Sie kam Minuten später mit der Rechnung und ich probierte es erst gar nicht, Taehyung davon abzuhalten alles zu bezahlen.
Der Ältere zog sich seine Jacke wieder an, was ich ihm gleich tat und ihn dann fragend ansah. Er grinste nur wieder. Mir war bewusst, dass Taehyung dieses Spiel auch gerne spielte.
„Ein Glas Wein bei mir?"
Ich nickte und folgte ihm aus dem Lokal heraus.
Taehyung führte uns durch die Strassen, Strassen, die ich beim besten Willen nicht kannte. Er bog in Seitengassen ab, benutze Abkürzungen durch Parks, als würde er die Stadt in und auswendig kennen.
Dabei hielt er meine Hand umschlossen, was weitere Stromschläge durch meinen Körper jagten und ein Kribbeln in den Fingerspitzen auslöste. Ich fühlte mich unbeschwert und doch war ich aufgeregt.
Der junge Tätowierer hatte es mir ganz und gar angetan und ich wusste nicht, auf was das Ganze herauslaufen würde, geschweige denn, ob es überhaupt zu etwas kam. Doch das warme Gefühl in meiner Brust bestätigte mir einfach, dass ich das Richtige tat, egal was danach dabei rauskam.
„Hier sind wir."
Taehyung hatte vor einem grossen Wohnblock angehalten, wir mussten unweit vom Rebellenviertel entfernt sein. Das Mehrfamillienhaus wirkte erstaunlich sauber und modern, ich hätte fast behauptet, Taehyung würde hier nicht reinpassen.
Jedoch hatte der Ältere auch etwas Gehobenes an sich, etwas Diskretes, was wiederum gut hier hin passte. So wie seine unausgesproche Dominanz.
Mit flinken Bewegungen hatte er die Tür aufgeschlossen und hielt sie mir auf. Wir gingen einen Stock nach oben, ehe Taehyung auch diese Tür öffnete und sie für mich auf stiess.
Die Wohnung war schlicht gehalten, grösstenteils schwarz und hatte unzählige Bilder an den Wänden, allesamt Skizzen von Taehyung. Ein langer Gang führte ins Wohnzimmer und zur Küche, dahin lotste der Rothaarige mich.
„Setz dich ruhig", meinte er und ich liess mich auf das lederne Sofa fallen, während er zwei Gläser bereit stellte.
Über dem Fernseher befand sich wieder Taehyung's Markenzeichen, mit schwarzer Farbe gesprayt. Ansonsten sah hier alles sehr schlicht aus, elegant und dunkel.
Der Ältere kam mit zwei Weingläsern auf mich zu und streckte mir eines entgegen, dass ich dankbar lächelnd annahm.
„Auf uns", sagte Taehyung grinsend und hob sein Glas an.
„Auf uns", erwiderte ich und liess mein Glas gegen seines klirren, ehe wir beide einen Schluck davon nahmen. Die Augen hafteten jeweils auf dem Gegenüber.
„Ich hoffe, dass ich dir mit dem Tattoo helfen konnte, Jungkook. Vielleicht kannst du nun loslassen und frei sein."
Ich nippte am Wein.
„Ich weiss nicht, ob es wirklich das Tattoo ist, das mir dabei hilft."
Ein Grinsen schlich sich auf Taehyung's Gesicht, er rutschte kaum merklich näher an mich heran. Mein Herz klopfte schneller.
„Freiheit ist für jeden anders. Ich weiss nicht, wie deine aussieht."
Lächelnd stellte ich das Glas auf den Tisch, meine Verlegenheit ignorierte ich gekonnt, stattdessen probierte ich selbstbewusst und vor allem auch dominanter zu wirken.
Gegen Taehuyng würde ich nie ankommen, ich wollte lediglich testen, wie lange er benötigte, ehe er diese Spannung nicht mehr aushielt.
Langsam beugte ich mich zu ihm, sein Glas hatte er schon lange weggestellt, er beobachtete mich leicht lächelnd. Meine Hände wanderten automatisch zu seinem Oberschenkel, ich strich sanft darüber, während meine Augen zwischen Seinen und seinen Lippen hin und her schwenkten.
„Ich weiss, wie meine Freiheit aussieht. Zumindest heute Nacht."
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tattoos | vkook
FanfictionJungkook will nur noch eines; sein altes Leben hinter sich lassen. Und was eignet sich dafür besser, als eine Zeichnung auf seiner Haut, um mit allem abschliessen zu können. Doch als er im Tattoo Studio erscheint, ist jeder Vorsatz vergessen. Plötz...