Etwas seidenweiches berührte meine Wange, langsam schlug ich meine Augen auf. Müdigkeit erfüllte mein Körper nach wie vor, trotzdem fühlte ich mich ausgeschlafen.
Ich stützte mich auf meine Ellbogen, blinzelte, um genauer sehen zu können. Meine Hand berührte Haut, ich bemerkte das jemand durch meine Haare fuhr.
Taehyung lächelte mich sanft an, als ich zu ihm hoch sah. Meine Hand lag auf seinem nackten Oberkörper, ich strich erneut über die Motive.
„Guten Morgen", sagte er heiser, mit noch tieferer Stimme.
„Ich dachte wirklich, dass nur ein Zettel hier liegen würde", meinte ich grinsend.
Er zuckte mit den Schultern.
„Mein Stift hat nicht mehr funktioniert."
Ein Lachen kam über meine Lippen, als ich mich näher zu dem jungen Tätowierer beugte und mich auf seiner Brust abstützte. Taehyung's Hand war in meinen Haaren vergraben.
„Guten Morgen", erwiderte ich nun und drückte meine Lippen kurz auf seine. Er jedoch zog mich direkt näher, vertiefte den spielerischen Kuss.
Unsere Gesichter verharrten wenige Millimeter voneinader entfernt, als wir uns lösten. Ich spürte seinen Atem an meinen Lippen, meine Lider waren geschlossen.
In mir kam das Kribbeln zurück, ich verspürte Euphorie, die meine Zellen erfüllte. Der junge Mann war dafür verantwortlich, er führte zu diesen Glücksgefühlen.
Ich liess mich auf seine Brust sinken, legte meinen Kopf darauf ab und zeichnete nun das Motiv an seinem Unterarm nach, während seine Finger nach wie vor mit meinen schwarzen Haarsträhnen spielten.
Wir mussten gar nicht miteinander reden, dieses genussvolle Schweigen war viel schöner. Vermutlich hingen wir beiden den selben Gedanken nach und doch wollten wir den Moment nicht mit unnötigen Fragen zerstören. Dieser Augenblick gehörte nur uns, wir wollten ihn ausnützen.
Die schwarze Decke lag uns beiden auf der Hüfte, verdeckte nur wenige Teile unserer Körper. Mein Bein hatte sich um seines geschlungen, ich spürte die verborgenen Muskeln unter seiner tätowierten Haut.
Jede kleine Berührung des Älteren, hinterliess ein Prickeln. Er benebelte meine Sinne, jeder Funken Verstand war längst verschwunden.
Ich konnte Taehyung's Herzschlag hören, er war genauso schnell wie meiner. Meine Auswirkung auf ihn war also ähnlich, wie seine auf mich. Wie zwei Puzzlestücke, die sich plötzlich gefunden haben und einander nicht mehr gehen lassen wollten.
Die Zeichnungen an seinem Körper faszinierten mich, ich hätte sie stundenlang betrachten können. Sie machten ihm zu dem, was er heute ist. Zu dem freiheitsliebenden Kämpfer.
„Soll ich dir sagen, welches mein liebstes ist?", fragte er mich. Ich hob mein Kopf an, erwiderte sein Lächeln und nickte.
Er setzte sich mit mir auf und während ich ihn aus grossen Augen ansah, drehte er sich um, so dass ich seinen Rücken sehen konnte.
Seine Haut lag geschmeidig über den Muskeln, ich erkannte die Kratzspuren meiner Fingernägel. Rot werdend riss ich mein Blick davon ab, schaute stattdessen das Kunstwerk an, das Taehyung gemeint hatte.
Eine einzige grosse Lilie breitete sich auf der rechten Seite seines Rückens aus, begann knapp über der Hüfte. Die Blüte der Lilie bedeckte das gesamte Schulterblatt, die Spitzen griffen sogar über seinen Nacken, als würden sie sich oben festhalten wollen. Die Blume war von einzelnen, fein platzierten, pastellfarbenen Strichen umschlungen. Die Blüte trug ebenfalls helle Farben, besonders viel violett und wurde mit wenigen Schattierungen hervor gehoben.
Es war wundervoll gestochen worden, trug nur zum Teil Taehyung's Handschrift. Vermutlich hatte er nicht die ganze Skizze selbst angefertigt.
Wie jede seiner Zeichnungen hatte ich das Gefühl, sie wollte mehr aussagen, als das, was man auf den ersten Blick sah.
Ohne es verhindern zu können, begannen meine Finger die Konturen nach zu zeichnen, fasziniert folgte ich den Strichen. Ich sah, wie sich leichte Gänsehaut ausbreitete.
„Ein wunderschönes Kunstwerk", flüsterte ich leise und hauchte einen Kuss auf seine nackte Haut. „Genau wie du."
Taehyung's Hand legte sich auf mein Bein, er drehte sich langsam wieder zu mir um, legte seine Lippen an meinen Hals.
Leise seufzend genoss ich die Verwöhnungen und es war mir egal, wie viele blaue Flecken nun meinen Hals schmückten. So würde jeder sehen, dass er nur für eine Person reserviert war.
Plötzlich fühlte ich mich selbst wie eine kleine Leinwand, ein Ort, an dem Taehyung Kunstwerke zeichnen konnte. Doch anstatt Nadel und Farbe zu verwenden, brauchte er lediglich seine Lippen.
Nochmals hauchte er einen Kuss auf meine Haut, ehe er sich lächelnd löste und mir mit funkelnden Augen entgegen sah. Erneut strahlten sie Wärme aus, für mich aber irgendwie auch Geborgenheit.
„Selten hat mich jemand so fasziniert. Vom ersten Augenblick an, als du mein Laden betreten hast", meinte er leise, strich dabei eine Strähne aus meiner Stirn.
„Hast du mich gesehen? Ich war hin und weg von dir", gab ich grinsend zurück.
„Dann ging es uns ja gleich", sagte er schmunzelnd und im nächsten Moment vereinte er unsere Lippen wieder zu einem kurzen, irgendwie liebevollen Kuss.
Wir beide lächelten, als wir uns lösten und der Ältere platzierte einen weiteren Kuss auf meiner Stirn. Er drehte sich von mir weg, setzte sich auf die Bettkante und streckte sich gähnend, wobei ich seine Lilie am Rücken erneut betrachten konnte.
„Ich mach uns Früshtück", beschloss er und stand auf. Das erste Mal konnte ich seinen gesamten Körper inspizieren und wieder musste ich feststellen, das er mit Abstand der hübscheste Mensch war, dem ich je begegnet bin.
Seine Hüfte schmückten noch weitere, kleine Tattoos. Auf seinem linken Oberarm prangte ein Wolf, gefertigt aus geometrischen Strichen. Auf dem Brustkrob erkannte ich nur dieses mit den ausgebreiteten Flügel.
Er zog sich etwas an, während ich meinen Kopf ins Kissen sinken liess und den Älteren leicht lächelnd beobachtete. Auch er grinste mich an, als er sich nochmals umdrehte und schlussendlich das Zimmer verliess.
Vor mich hin grinsend, kuschelte ich mich in die warme Decke, an der der minzige Duft Taehyung's haftete. Alleine dies reichte aus, um mein Körper voll und ganz zufrieden zu stellen. Als würde sein Geruch jetzt schon Zuhause für mich bedeuten.
Ich konnte mir nichts Schöneres vorstellen, als jeden Morgen so aufzuwachen. Jeden Morgen Taehyung neben mir liegen zu sehen, jeden Morgen die Kunstwerke auf ihm betrachten zu können und jeden Morgen in diese wundervollen braunen Augen zu blicken.
Ich kannte den jungen Mann überhaupt nicht lange und doch war da von Anfang an diesselbe Anziehungskraft, dasselbe Band, dass uns näher zueinander zog und vor allem auch derselbe funkelnde Ausdruck in unseren Augen.
Seufzend setzte ich mich ebenfalls auf, strich meine Haare zurück und streifte mir etwas über. Meine Haare standen in alle Richtungen ab und ich probierte es gar nicht erst, sie irgendwie zu richten.
Kurz huschte ich ins Bad, wobei ich Glück hatte gleich die richtige Tür genommen zu haben. Ich betrachtete mich im Spiegel und tatsächlich sah ich irgendwie anders aus, zufriedener, glücklicher, vielleicht auch um einiges mitgenommener. Die Nacht war nicht gerade ohne Spuren an mir vorbei gegangen, wie erwartet prangten blaue Flecken an meinem Hals, bedeckten beinahe die gesamte rechte Seite.
Meine Mundwinkel zogen sich nach oben, ich musste selbst über meinen Anblick schmunzeln. Meine bester Freund hätte nun gesagt, ich sähe durchgenommen aus.
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tattoos | vkook
FanficJungkook will nur noch eines; sein altes Leben hinter sich lassen. Und was eignet sich dafür besser, als eine Zeichnung auf seiner Haut, um mit allem abschliessen zu können. Doch als er im Tattoo Studio erscheint, ist jeder Vorsatz vergessen. Plötz...