Kapitel 03 - Aufrichtigkeit

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Nachdem wir zu dritt eine Präsentation zu dem Projekt, bei dem wir uns mit dem Thema Depression auseinandersetzten, fertig gestellt hatten, musste Nagisa abends wohl wieder nach Hause, weshalb ich nun wieder mit Karma - dank welchem wir beide uns nun, ohne es wirklich realisiert zu haben, beim Vornamen nannten - alleine war.

Während Karma die Wohnungstür schloss, sah ich auf mein Handy und gelang unabsichtlich auf den Chat mit meinem Vater. Ich erschrak, wodurch das Handy beinahe aus meiner Hand fiel. Ich starrte ununterbrochen auf die Nachrichten, nahezu angsterfüllt und panisch. Nach kurzer Zeit fiel das dem Rothaarigen auf, welcher sich neben mich stellte und so die Nachrichten lesen konnte. Als ich ihn bemerkte, schaltete ich mein Handy schnell aus. "War das dein Vater?"

"Mh hm...", mir entwich ein Seufzer. "Ich will nicht nach Hause...", murmelte ich leise, ohne genau zu erkennen, dass ich das laut genug gesagt hatte, als dass mein Nebenan mich verstehen konnte.

"Dann bleib einfach hier."

"Wa-..."

"Bis morgen Abend kannst du von mir aus noch bleiben", ich konnte nicht so ganz fassen, was Karma da gesagt hatte. Vor allem nicht, dass er es offensichtlich ernst meinte. "Zwar sollte meine Mutter jeden Moment wieder kommen, aber sie hat da sicher nichts gegen."

"Uhm... danke. Wirklich, i-", mitten im Satz brach ich ab, als Karma mir einen verwirrten Blick zuwarf. "Was denn?"

"Es ist komisch, dass ausgerechnet du dich so aufrichtig bedankst." erst als er diesen Satz von sich gab, fiel mir auf, dass ich meine Fassade heute nicht perfekt aufrecht erhalten konnte. Sie hatte stark gebröckelt, und das war unverzeihlich. Ganz gleich wie es mir auch ging; ich durfte mich nicht von meinen Gefühlen leiten lassen, ich durfte sie nicht zeigen. Ich muss perfekt wirken. Ich war kurz davor mich wieder zu entschuldigen, beschloss aber es besser sein zu lassen. Wird schon nicht so schlimm sein.

Noch bevor ich antworten konnte, wurde die Wohnungstür geöffnet und eine Frau, die Karma ziemlich ähnlich sah, trat ein. Als sie mich erblickte schien sie verwirrt, machte keine Anstalten etwas sagen zu wollen. "...Gakushū Asano. Ich bin seit Kurzem in Karmas Klasse", stellte ich mich dann schnell vor.

Der Rothaarige neben mir nickte zustimmend und meldete sich daraufhin auch zu Wort. "Für heute wird er wohl hier übernachten."

"In Ordnung", sagte die Frau zu ihm und wandte sich kurz darauf mir zu. "Ich bin Yasumi Akabane, Karmas Mutter."

"Freut mich." erwiderte ich und setzte ein Lächeln auf, woraufhin Karma die Augen verdrehte. Er schien einen Kommentar abgeben zu wollen, unterdrückte diesen jedoch und grinste lediglich stumm, nachdem ich ihm einen drohenden Blick zugeworfen hatte.

"Mich ebenso, Gaku-...", sie brach ab und legte eine kurze Pause ein, bevor sie sich korrigierte. "...Asano-Kun." ich war verwirrt, Karma seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen auch, jedoch ließen wir den Zwischenfall beide kommentarlos. Die Mutter von Karma räusperte sich. "...ich mache was zum Abendessen, sollte in einer halben Stunde fertig sein." Karma nickte ihr zu, woraufhin er mir andeutete, dass ich ihm wieder mit in sein Zimmer folgen solle.

Ich schloss hinter mir die Tür und setzte mich neben dem Goldäugigen, der vorgegangen war, auf das Bett. Er sah mich an. "Was jetzt?", fragte er mich. Wenige Sekunden später fing er dann schon wieder an zu reden, ohne mir die Möglichkeit auf eine Reaktion gegeben zu haben. "Warte, sag nichts! Ich guck im Internet nach." kurz darauf holte er sein Handy raus. Ich schüttelte nur den Kopf und sah ihm zu wie er etwas in die Suchleiste eingab.

"Was machen mit Bekanntem?", las ich laut vor. "Da wird nicht viel bei rauskommen."

"Dann machen wir halt 'nen Freundschaftstest."

"Was?"

"Klar." von seiner Idee überzeugt tippte er auf seinem Handy herum und suchte nach einem dieser Tests.

"Das hast du nicht ernsthaft vor." entgegnete ich kritisch, woraufhin Karma mich ansah. Er sah nicht so aus, als würde er es so ernst nehmen, aber er hatte es offensichtlich vor.

"Doch, doch", ich wollte etwas sagen, doch er kam mir zuvor. "Jetzt sei still und beantworte die Fragen." ich seufzte. "Kennen wir uns weniger als fünf Jahre, mehr als fünf Jahre oder mehr als zehn Jahre?"

"Das kannst du auch selbst beantworten."

"Nein, das machst du jetzt."

Ich verdrehte die Augen. "Ersteres." er kreuzte die Antwort an und ging zur nächsten Frage.

"Kennengelernt haben wir uns in der Schule. So. Kennen wir Stärken und Schwächen des Anderen?", ich zuckte mit den Schultern. "Ja. Okay. Ist unsere Freundschaft etwas Besonderes?"

"...wir sind nicht miteinander befreundet."

"Tz, dann nicht", er schloss die Seite und legte sein Handy beiseite. "Jetzt haben wir wieder nichts zutun." ich nickte nachdenklich. Auf einmal stellte sich mir die Frage, warum er auf einmal so nett zu mir war. Und ob es mir leid tun sollte, wie ich ihn bis vor ein paar Wochen noch behandelt hatte. Ich wusste es nicht. Durfte ich mich überhaupt entschuldigen? Argh, ist jetzt auch egal.

"Also...", ich wusste nicht wirklich wie ich anfangen sollte. "Ich... es tut mir leid...", statt richtig zu reagieren fing mein Gegenüber nur an zu lachen.

"Witzig, dass du immer wieder versuchst dich und deine Fehler zu erklären."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 30, 2019 ⏰

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