Kapitel 01 - Hilflosigkeit

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"Hey, bist du wach?", nachdem ich meine Augen kurzzeitig geöffnet hatte, konnte ich ein schwarzes Augenpaar erblicken. "Offensichtlich schon, gut", ertönte die weiblich klingende Stimme, kurz bevor ich meine Augen wieder zugekniffen hatte. Nach kurzer Zeit jedoch zwang ich mich dazu meine violetten Augen offen zu halten, da mir was anderes sowieso nichts gebracht hätte.

Warum lebe ich noch?

"Wer sind Sie und was mache ich hier...?", war meine erste Frage, als ich mich mühselig aufgesetzt hatte.
"Amika Fujino, Mika reicht. Du lagst ohnmächtig auf dem Boden, also hab ich dich mit hergenommen und verarztet." daraufhin nickte ich unsicher. Sie fing wieder an zu reden. "Du solltest etwas essen, komm mit. Vorausgesetzt du kannst laufen", ob ich laufen, geschweige denn aufstehen konnte, war fragwürdig, da mir ziemlich schwindelig war. "Na gut", fing Mika an. "Hier ist auch ein Tisch. Versuch zu schlafen, ich mache währenddessen was zu Essen. Ich hoffe, du magst Currysuppe?", daraufhin nickte ich stumm. Ich war froh, dass sie wohl auch ohne dass ich etwas sagen musste merkte, dass mir das Laufen noch schwer fiel.

Eigentlich hatte ich nicht vor einzuschlafen, doch als die Frau mit den hellblauen, fast schon weißen, Haaren und der viereckigen, schwarzen Brille in der Küche verschwunden war, fielen meine Augen zu.

Als ich durch ein vorsichtiges Wachrütteln geweckt wurde, standen zwei Teller Suppe auf dem Tisch vor mir. Die Hellblauhaarige saß gegenüber von mir und begann schon von ihrem Teller zu essen. Ich setzte mich auf und begann nach einer Aufforderung von ihrer Seite aus dann ebenso mit dem Essen. "Wie heißt du eigentlich?", fragte die Schwarzäugige mich, wohl um ein Gespräch anzufangen.

"Gakushū Asano..", gab ich von mir. Meine Stimme klang ziemlich schwach, leise und brüchig. Das Gegenteil von dem, was ich gezwungen war zu sein. Mika nickte.
"Wie alt bist du?"
"16..", erst nachdem ich etwas gegessen hatte, merkte ich wie viel Hunger ich eigentlich hatte. Schon seit längerer Zeit hatte ich kaum viel bis gar nichts gegessen.
"19. Auf welche Schule gehst du?", ich mochte es für gewöhnlich nicht so viele Fragen gestellt zu bekommen, insbesondere von einer mir fremden Person, aber gerade schien es eine gute Ablenkung zu sein.
"Kunugigaoka..."
"Hab ich mir gedacht. Ich geh auf die Universität Tokio, studiere Mathematik."

Nachdem ich nur genickt hatte und dadurch Schweigen eintrat, fragte mich die Neunzehnjährige nach anfänglichem Zögern warum ich dort, mitten in der Öffentlichkeit, ohnmächtig lag. Leise seufzte ich, mit dem Gedanken, dass diese Frage ja irgendwann kommen musste.

"Suizid...", murmelte ich schließlich unsicher.
"Warum?", fragte sie daraufhin etwas vorschnell, wohl kurz danach bereuend, dass sie das gefragt hatte. Sie sah so aus, als erwarte sie keine Antwort.

Das frage ich mich auch schon lange.

"Familie...", mehr konnte und wollte ich dazu nicht sagen. Mika nickte verständnisvoll. Sie verurteilte mich immerhin nicht, wofür ich sehr dankbar war.
"Dann schätze ich mal willst du in den nächsten Tagen nicht zurück, oder?", ich bejahte. Mika deutete auf mein vor sich hin blinkendes Handy, das auf dem Tisch lag, woraufhin ich das Gerät an mich nahm, um meine Nachrichten anzusehen. "Und?"

"Für heute schon, ja...", sagte ich, nachdem ich in einer Gruppe, die Akabane aufgrund des Schulprojekts, an dem wir seit Anfang meiner Zeit in der E-Klasse arbeiten mussten, erstellt hatte. Zu meinem Glück hatte Nagisa bereits vorgeschlagen, sich deswegen am Nachmittag zu treffen.

 Zu meinem Glück hatte Nagisa bereits vorgeschlagen, sich deswegen am Nachmittag zu treffen

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Nachdem ich mein Handy weggelegt hatte, bemerkte ich, dass Mika mich aufmerksam musterte

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Nachdem ich mein Handy weggelegt hatte, bemerkte ich, dass Mika mich aufmerksam musterte. "Hast du mal darüber nachgedacht zu einem Psychologen zu gehen?", fragte sie mich dann plötzlich, woraufhin ich sie fast schon geschockt ansah.
"Uhm, nicht wirklich, aber mein Va-...", plötzlich stoppte ich und brach meinen Satz ab, als ich auf einmal ein verschwommenes, unklares Bild vor mir erkennen konnte.

Ein Mann und ein Junge, der Kleinere wohl etwa zehn oder elf Jahre alt, die gemeinsam in einem teuer aussehenden Auto saßen. Der Mann sah immer mal wieder nach hinten, um dem Jungen kalte, herablassende, nahezu drohende Blicke zuzuwerfen. "Du enttäuscht mich immer mehr."
Schweigen. Ein violettes Augenpaar, das sich ängstlich und beschämt dem Boden zuwandte. "Entschuldige dich gefälligst!"
"T-tut mir leid..."

Ich schüttelte den Kopf und verdrängte die Szene aus meinem Kopf. Was war das? "Ich meine, nein, hab ich nicht", sagte ich schnell, um von meinem kurzen Aussetzer abzulenken. Die Frau vor mir nickte.
"Vielleicht solltest du das mal in Erwägung ziehen", sagte sie dann, worauf ich nichts wirklich erwidern konnte. Im Inneren war mir zwar bewusst, dass ich ernsthaft Hilfe nötig hatte, doch dies wollte ich mir selbst nicht eingestehen; dazu waren meine falsche Arroganz und mein Stolz, den ich trotz allem noch besaß, zu groß.

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