Kapitel 3

128 1 0
                                    

Nachdem meine Panik immer mehr nachließ, klärten sich meine Gedanken wieder und ich sah den Mann neben mir unsicher an. Wie würde er jetzt wohl reagieren? Mein Anfall war nur sehr kurz und auch nicht besonders schlimm, nur ein Vorgeschmack auf dass, was passieren könnte. Sein Blick schien mir durch die Seele zu schauen und ich wandte den Blick wieder ab.

"Würdet Ihr mich jetzt bitte in Ruhe lassen?", murmelte ich und sah peinlich berührt auf meinen Schreibtisch. Es war mir immer unangenehm, wenn andere Menschen bei meinen Anfällen dabei waren und auch wenn dieser hier klein gewesen war und mein neuer Nebensitzer ihn aufgehalten hatte, ändert es nichts an der Tatsache, dass ich nicht neben ihm sitzen wollte.

"Theresa glaub mir, es war sicher nicht meine Absicht dich aufzuwühlen. Verzeih mir."

Erstaunt sah ich ihn an. So wie er sprach ließ mich erahnen, dass er sich nicht oft bei Leuten entschuldigte. Dennoch würde ich mich da nicht manipulieren lassen, ich würde nicht weiter neben ihm sitzen bleiben.

"Ist schon okay.", murmelte ich und sah wie Mr. Robertson an.

"Trotzdem wäre es mir lieber, wenn du dir für die nächste Stunde einen anderen Sitzplatz aussuchen würdest. Immerhin weißt du ja jetzt, wieso neben mir niemand sitzt."

Ich konnte es nicht sehen, aber ich glaubte zu sehen wie er missbilligend die Stirn in Falten legte.

"Ich verstehe nicht ganz, ich habe mich doch bei für den Vorfall entschuldigt."

Ja, jetzt hörte ich eindeutig heraus, dass er wahrscheinlich unzufrieden war, aber dass war mir egal. Es ging für mich nicht darum ihn zufrieden zu machen.
"Ja das hast du, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass der "Vorfall" doch vorgekommen ist."

Entspannt lehnte Sebastian sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Verzeih mir Darling, aber daraus wird nichts."

Überrascht über diese Antwort richtete ich mich auf und sah ihn an.

Er weigerte sich einfach? War dass sein Ernst? Er saß einfach da und sah mich an, als würde er nur auf eine Gegenantwort warten, die er in Grund und Boden diskutieren würde. Was sollte das?

Ich merkte wie ich langsam aber sicher die Geduld mit ihm verlor. Wir kannten uns gerade einmal eine halbe Stunde und ich wollte ihm schon eine runterhauen. Wie konnte er einfach so selbstgefällig mit mir reden, so als müsse ich tun was er sagte nur weil er es sagte. So ein Ego hatte ich selten mal gesehen.

"Und wieso nicht?" fragte ich ihn ein wenig wütend. Ich kannte ihn nicht und jetzt nervte er mich schon.

Er aber sah mich einfach nur mit einem leicht diabolischen Grinsen an. "Es ist ganz leicht, weil ich nicht will. Du wirst mich die nächste Zeit wohl am Hals haben müssen, meine Schöne."

Meine Schöne? Was sollte das? Irgendetwas wollte er doch von mir, aber was könnte es denn sein? Was sollte jemand wie er von jemanden wie mir wollen? Es gab genug andere Mädchen die sich, im Gegensatz zu mir, über seine Aufmerksamkeit freuen würde.

Okay, wenn er in Mathe neben mir sitzen wollte, dann sollte er doch. Ich würde ihn einfach nur ignorieren. Vielleicht würde er mich dann in Ruhe lassen. Und in den anderen Fächern wäre ich ja dann wieder allein, dann könnte ich ihn hier auch ertragen.

Also sah ich wieder nach vorne und versuchte dem zu Folgen, was Mr. Robertson über Lineare Gleichungen erzählte. Das Thema an sich war nicht besonders schwer, trotzdem machte ich da immer wieder Leichtsinnsfehler. Gerade schien ein Blatt mit Aufgaben durch zu gehen und unser Lehrer ermahnte uns noch einmal alle, diese Aufgaben dann zu Hause auch fertig zu machen, da sie wichtig für die nächste Arbeit wären. Seufzend nahm ich also das Blatt und sah mir die Aufgaben an. Sie schienen nicht besonders schwer zu sein, also machte ich mich daran sie zu erledigen.

One YearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt