Blut und Eisen Gefangen in meinem Kopf

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In meinem Kopf
Blut und Eisen von Paul Charlott aka ilkay K.

“Also nimm Dich in acht vor schlafenden Hunden”, bemerkt mein treuer Freund und ich schaue ihm dabei in seine haselnussbraunen Augen die ich so verehre und liebe. Denn sie weisen den direkten Weg zu seiner erfahrenen Seele die bestimmt bereits an die Hundert Lebenszyklen hinter sich gebracht hat. Davon bin ich fest überzeugt, obwohl ich das noch nicht direkt mit ihm besprochen habe. Doch alte Seelen benötigen ihre Geheimsphäre die ich keineswegs stören will. Ich frage mich von welchen schlafenden Hunden er mich warnen will. Hat das mit der beruflich bedingten Amerika Reise zu tun die ich morgen anzutreten habe. Dieser letzte Abend davor ist für mich wie ein endgültiger Abschied. Ich weiß nicht weshalb mich dieses Gefühl überfällt. Hat es eine Verbindung mit der vorgetragenen Warnung betreffend der schlafenden Hunde?

Ach, Reisefieber ist das! Nicht anderes. Wilde Gedanken die diejenigen zu verdrängen suchen die mich echt ängstigen. Flugangst. Terrorgefahr. Verspätungsangst die mich an meinen Anschlüssen an diesen verflixten amerikanischen Flughäfen in denen alles drunter und drüber geht, jeweils beinahe in Panik zu versetzen suchen. Muss also alles damit zusammenhängen. Einen Rettungsanker der mich nicht in all die beängstigenden Szenarien abgleiten lässt muss diese schlafende Hunde Geschichte sein. Ich sollte den Anker nutzen statt in neue Ängste abzudriften. Doch die Warnung vor schlafenden Hunden lässt mich nicht mehr los. Wie soll diese auch. Aber lautet die alte Volksweisheit nicht, dass schlafende Hunde nicht beißen? Also alle Befürchtungen für die Katz. Hund und Katz. Ist das nicht in schlechtes Omen? Oder lautet das Sprichwort möglicherweise tote Hunde schlafen nicht?

Wäre logisch. Oder beißen nicht. Wie sollen sie auch, wenn diese tot sind. Tot? Will der Freund mich vor tödlichen Gefahren warnen. Soll ich die Reise nicht antreten. Tickets verfallen lassen? Geschäfte ins Kamin schreiben nur eines Hundes wegen. Kommt nicht in Frage. Ich lasse mich nicht unterkriegen schon nicht durch Hundegeschwätz oder Hundegekläff. Schlafende Hunde …. Hmm, wenn ich nur wüsste was mein vierbeiniger Freund damit meinte. Ob er nur schlafen, nicht gestört werden, seine haselnussbraunen Augen einfach sorglos schließen wollte? Hätte ich doch nur auf ihn gehört, ich würde jetzt nicht in der Tinte sitzen. Auch so ein volkstümlicher Ausdruck. Tinte ja, ich hab diesen verflixten Vertrag unterschrieben der schlafenden Hunde. Schweisgebadet wacht er auf
Pedro Zapatero lag auf seiner Pritsche auf der er immer liegt .Er braucht lange um zu verstehen das es wieder ein Traum war nicht von Freiheit nein ein Traum alleine aus der Freiheit. Der Kopf ruhte auf den Händen, denn eine Matratze gab es nicht und die Pritsche war hart. Gelegentlich hob er den Kopf im Genick und ließ ihn auf die  gefalteten Finger zurück gleiten, wenn ihn die Kraft verließ.

Über ihm gab es ein Gitter, durch das die Wärter ins Dunkle blinzelten, wenn sie sehen wollten, was Pedro tat. Das Dach über dem Gitter war längst kaputt, und wenn es regnete, tropfte es ihm in die Zelle.

„Pedro, du Hundesohn“, rief der Wärter von oben. „Hör mir zu. Du kriegst Einquartierung.“

Pedro erhob sich mühsam und überlegte.

„Erzähl’ mir das durch die Tür“, knurrte er. „Wenn ich dich zu fassen kriege, werden wir sehen, wer hier ein Hundesohn ist.“

„Das könnte dir so passen, Hombre“, rief der Wärter und lachte verhalten. Allein der Gedanke, er könne mit Pedro allein sein, und dann womöglich noch unbewaffnet, bereitete ihm Unbehagen.

„Warum kriege ausgerechnet ich noch jemanden rein? Wenn ihr das macht, bringe ich ihn um, so wie ich das bei den beiden anderen auch gemacht habe.“

Die Stimme des Wärters wurde sanft. „Du bist der einzige, der allein in seiner Zweimannzelle ist. Du kriegst auch Hafterleichterung. Meiner Erfahrung nach dauert sowas nie lange.“

„Na gut“, knurrte Pedro. „Zwei Stangen Americanos und doppelte Ration Fressen.“

„Ist gebongt.“ Der Wärter atmete erleichtert auf. „Und noch was: mach ihm ein bisschen Druck. Wenn er schon kaum bestraft werden wird, soll er sich wenigstens vor Angst in die Hosen machen.“

Die Zellentür öffnete sich knarrend, ein Mann wurde hinein gestoßen und die Tür schloss sich wieder. Vor Pedro stand ein blasser Mitteleuropäer und sah sich hilflos um.

„Setz’ dich und mach es dir gemütlich“, sagte Pedro freundlich und deutete auf die freie Pritsche. Reflexartig hockte sich der Fremde auf das Holz und starrte Pedro an. Dessen wilder Bart, die fettigen, struppigen Haare und die Zahnlücken wirkten nicht sehr vertrauenerweckend.

„Ich will den Botschafter sprechen“, keuchte Hans-Martin. „Ich habe nichts getan, weshalb ich in eine solche Zelle müsste.“

Die Katzenklappe, wie sie das Türchen für das Essen und die Fäkalien nannten, öffnete sich und der Fraß erschien, den es auch sonst immer gab, nur etwas die zehnfache Menge.

„Hast du Hunger?“, fragte Pedro und blickte sehnsüchtig auf das eingeweichte Brot.

„Um Himmels Willen, nein“, stöhnte Hans-Martin. „Iss nur.“

„Du solltest sowieso nicht so viel futtern“, dozierte Pedro. „Wenn sie dich hängen, brauchst du zwei Dinge: einen leichten Körper und eine durchtrainierte Nackenmuskulatur. Es gibt nämlich ein tolles Gesetz in unserem Staate: wenn du das Hängen überlebst, bist du frei. Sie dürfen jeden nur einmal hängen.“

Hans-Martin schauderte. „Wieso hängen? Ich habe doch überhaupt nichts getan.“

„Ich übe jeden Tag, schau hier“, rief Pedro, legte sich auf die Pritsche und hob den Kopf, bis der entkräftet herunter sank.

„Ich habe aber nichts gemacht“, schrie Hans-Martin. „Prostitution ist in diesem Staate nicht verboten, und mich hat lediglich eine Prostituierte bedient.“

„Bedient“, wiederholte Pedro ernst. „Aha, wie sah sie denn aus?“

„Was weiß ich denn?“, fragte Hans-Martin. „Mitte vierzig, schlank...“

„Hatte sie ein Muttermal an der Oberlippe? Das musst du doch wissen, wenn sie dich bedient hat. Man guckt doch wohl hin, weil das Auge mit isst.“

„Ja, hatte sie, glaube ich“, bestätigte Hans-Martin erstaunt. „Wieso?“

„Das ist Consuela Martinez, die Frau von unserem Präsidenten. Die ernährt sich quasi von Spermien. Und wenn ihr Mann das mit kriegt, bestraft er nicht seine Schlampe, sondern den edlen Spender. Dabei spart er doch das Fressen für die Alte.“

Pedro fuhr sich mit der Handkante über den Kehlkopf und bediente sich kauend am Schlangenfraß, den er mit der schmutzigen Hand aus dem Topf fischte.

„Und dafür gibt es die Todesstrafe?“

„Ja, ich habe schon fünf Typen dafür hängen sehen. Man vermutet, dass Consuela das mit Absicht macht. Es geilt sie auf, zu wissen, dass sie die Letzte für die Hombres war.“

Hans-Martin warf sich auf die Pritsche und lüftete den Kopf.

Knarrend öffnete sich die Tür und zwei bewaffnete Wärter sprangen herein. Sie stellten sich links und rechts von Pedro und zogen ihn hoch.

„Was ist denn nun los?“, fragte Pedro erstaunt. „Habe ich mich oder hat er sich an der Frau des Präsidenten vergangen?“

„Du wirst erschossen. Wir haben gehört, wie du die Familie unseres geliebten Präsidenten und Führers beleidigt hast. Wenn der Herr Aleman zu Hause erzählt, was seine Frau angeblich treibt...“

Hinter den beiden Wärtern tauchte ein gut gekleideter Herr auf.

"Macht er nicht", beschwichtigte der deutsche Diplomat. "Das gibt doch bloß Verwicklungen. Ich erzähle auch nichts. Lass den armen Hund am Leben."

"Sowas muss geahndet werden", fand einer der Wärter. "Eine Kugel muss das wert sein."

„Hans-Martin Gräbe?“, fragte der Diplomat und zuckte mit den Achseln. „Sie sind frei. Kommen Sie.“

„Und ich dachte, hier wird man gehängt“, fauchte Pedro über die Schulter, als sie ihn weg schleppten. „Da hätte ich mir doch das ewige Training sparen können.“

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 07, 2019 ⏰

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