Das Quietschen einer Tür weckte mich aus meinen unruhigen Schlaf. Erschrocken wollte ich aufspringen doch schon fiel ich zurück auf meine Isomatte. Diese war nicht gerade sehr dick und so spürte ich schon nach kurzer Zeit einen höllischen Schmerz in meinen Knien. Ein Kichern ertönte. ,,Du musst besser vorbereitet sein, außer natürlich du willst, dass sie sich zu Tode lachen." Empört sah ich einer schlanken, jedoch muskulösen Jugendlichen ins Gesicht. Sie war nicht viel älter als ich selbst, jedoch war ihr Gesicht von den schrecklichen Erlebnissen gekennzeichnet, die sie bereits hatte erleben müssen. Wir alle hatten das.Mir fiel kein guter Konter ein, deshalb setzte ich mich auf und öffnete den Reißverschluss meines Schlafsackes. Das Mädchen hielt mir ihre Hand hin und ich nahm sie und zog mich auf die Füße. ,,Komm mit ich habe eine Überraschung für dich." Neugierig zog ich die Augenbrauen nach oben und folgte ihr. Wir hatten hier, in einer abgelegenen kleinen Waldhütte unser neues Zuhause gefunden. Sie war nicht sehr groß und bestand nur aus zwei kleinen Räumen, diese reichten jedoch für unsere Bedürfnisse völlig. Ich ging ihr nach, durch eine dunkelbraune massive Holztüre hindurch, die in unseren Wohn- und Essraum führte. Durch zwei kleine, aus bunten Glasscherben bestehende Fenster, fiel die Sonne in das Innere. In der einen Ecke stand ein Bücherregal, deren Werke ich mittlerweile in- und auswendig kannte. An der Wand daneben befand sich ein Kamin, vor welchen eine alte, geflickte Couch stand. Auf die anderen Seite hatten wir unseren selbstgebauten Tisch platziert und zwei abgesägte Holzstämme dienten als Sitzgelegenheit. In der Nähe befand sich unsere Kochstelle, bestehend aus Geröll, welches wir in der Umgebung gefunden hatten. Die Kochstelle war nicht viel mehr als eine Feuerstelle, über welcher sich eine Eisenplatte befand.
Ich fühlte die weichen Felle der von uns erlegten Tiere unter meinen Füßen, die uns als Teppich dienten. Auf dem Tisch sah ich etwas glitzern und funkeln. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. ,,Ist das etwa?...." ,,Ja er ist es", sagte sie und lächelte mir zu. Voller Freunde streckte ich meine Hand aus und griff nach dem wunderschönen, schlichten, goldenen Armreif. Während ich grinste fand er an meinem Handgelenk einen Platz. Endlich war er wieder da. Dort wo er hingehörte. Ich schlang meine Arme um ihren Körper und drückte sie, so fest es ging, an mich. ,,Danke", wisperte ich überglücklich in ihr Ohr. Wärme umhüllte unsere Körper, bis ich meine Arme von ihr löste. ,,Wo hast du ihn gefunden?", fragte ich sie während ich glücklich meinen Arm drehte und wendete um mein lang vermisstes Schmuckstück aus allen Winkeln zu betrachten. ,,Als ich die Couch geflickt habe." ,,Typisch", bemerkte ich kopfschüttelnd an mich selbst gewandt. Sie grinste.
Enttäuscht besah ich den letzten Rest unserer Vorräte. Ein paar Beeren und sonst nichts. Ich schritt zu der massiven Holztür, die uns von der Außenwelt trennte. ,,Ich bin dann mal weg", sagte ich, woraufhin sie vom Holznachlegen aufsah. Sie stand auf, und umarmte mich fest. ,,Pass auf dich auf!" Ich drückte die rostige Klinke hinunter und sofort wehte mir ein eiskalter Wind entgegen. Schnee bedeckte die Landschaft. Es war so viel, dass sich die Zweige der Bäume unter der weißen Last Richtung Boden neigten. Ich seufzte. Früher hatte ich den Winter geliebt, doch nun seit ungefähr zwei Jahren hatte sich alles verändert. Nun musste ich mich um Essen sorgen, welches zu dieser Jahreszeit sehr rar war.
Ich schritt weiter in den dichten Wald hinein, unter mir knirschte der Schnee. Vor mir zeichnete sich eine Spur ab. Ein Lächeln erschien auf meinen Gesicht - das ging ja schneller als gedacht. Ich folgte der Spur, bis ich ein Rascheln hörte. Vor mir saß ein weißgefiederter, hühnerähnlicher Vogel. Dieses Geschöpf würde heute also sein Leben für meines geben. Es tat mir schon irgendwie leid, ein so wehrloses Tier zu töten, doch mein grummelnder Bauch bestätigte mir es zu müssen. Leise zog ich den Bogen und einen Pfeil aus meinem Rucksack und legte an. Ich fixierte den Hals des Schneehuhnes und schoss.
Als ich aufsah, begann sich das Federkleid des Tieres dunkelrot zu färben. Es zuckte noch kurz, bevor seine Augen glasig wurden und seine Bewegungen erstarrten. Ich ging auf das kleine Wesen zu und zog den Pfeil aus seinem, noch warmen, Körper. Dann nahm ich den Vogel und ging zurück zu dem Ort an welchen ich seit zwei Jahren wohnte.
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In the End
Science FictionDie Welt wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Städte liegen in Trümmern und blutrünstige Gangs beherrschen die Welt. Inmitten dieser kämpft eine junge Frau um ihr überleben.